Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
haben.«
Nachdem seine Mitarbeiter das Büro verlassen hatten, wählte LaBréa die Nummer von Ermittlungsrichter Couperin. Sie verabredeten sich zum Mittagessen. Es wurde Zeit, dass LaBréa ihn über den Stand der Dinge unterrichtete.
Als er gleich darauf im Sekretariat von Direktor Thibon anrief, teilte ihm dessen Sekretärin mit, dass ihr Chef einen dringenden Termin beim Polizeipräfekten habe.
»Wann kommt er denn wieder?«, wollte LaBréa wissen.
»Oh, nicht vor halb drei. Ist es dringend?«
»Na ja, Mademoiselle, es gibt einige neue Erkenntnisse. Und ich möchte vermeiden, dass er sich wieder beschwert, ich würde ihn nicht auf dem Laufenden halten.«
»Versuchen Sie’s einfach nochmal nach drei. Da ist er bestimmt zurück.«
Von wegen Termin beim Polizeipräfekten, dachte LaBréa. Jeder in der Abteilung wusste, dass Roland Thibon eine Geliebte hatte, die er vorzugsweise über die Mittagszeit besuchte. Franck hatte die beiden sogar einmal gesehen, als sie an der Place Vendôme in ein Edelrestaurant einkehrten.
»Blond, Superfigur, mit allem Drum und Dran.« So hatte Franck sie beschrieben und hinzugefügt: »Die würde ich auch nicht von der Bettkante schubsen.«
13. KAPITEL
U m die Mittagszeit verlor der Tag seinen schönen Schein. Wie es vorausgesagt worden war, verdunkelte sich der Himmel, und es begann heftig zu regnen. Just zu dem Zeitpunkt, zu dem LaBréa den Ermittlungsrichter treffen wollte. Sie hatten sich im Petit Bofinger in der Rue de la Bastille verabredet, einem Restaurant, das beide sehr schätzten. Couperin war in einer anderen Ermittlungssache tätig und hielt sich ganz in der Nähe auf. Im Anschluss an das Mittagessen wollte LaBréa einen Abstecher zur Gare de Lyon machen und sich den Fundort der Leiche der unbekannten Frau ansehen. Vielleicht konnte er Couperin überreden, ihn zu begleiten.
Der Einfachheit halber fuhr er mit der Metro. Couperin war mit seinem Dienstwagen unterwegs und könnte ihn mit zurück ins Präsidium nehmen. Hoffentlich hatte sich das Wetter bis dahin gebessert.
Im strömenden Regen eilte LaBréa zur Métrostation Chätelet und nahm die Linie 1, die ihn direkt zur Bastille brachte. Zur Mittagszeit waren die Züge überfüllt. LaBréa ergatterte einen Sitzplatz an der Tür, gleich neben einer jungen schwarzen Mutter mit einem kleinen Mädchen auf dem Arm. Das Kind war nicht
älter als zwei Jahre und trug die afrikanische Zöpfchenhaartracht, die von zwei pinkfarbenen Schleifen verziert wurde. Die Kleine blickte LaBréa aus großen Augen an und lächelte. Als LaBréa das Lächeln erwiderte, freute sie sich, und die Mutter strahlte.
Während der kurzen Fahrt dachte LaBréa an die Fotos des Opfers, die auf dem Bahngelände gemacht worden waren. Brigitte Foucart hatte sie, wie versprochen, sofort per Mail geschickt. Eine skelettierte Leiche, die mehrere Jahre oberflächlich verscharrt im Freien gelegen hatte, bot nie einen schönen Anblick. Die allerersten Aufnahmen von der Toten zeigten die Knochen der linken Hand, die unter den Schottersteinen hervorlugte und am Sonnabend dazu geführt hatte, dass die Leiche von Gleisarbeitern entdeckt wurde. Auf den Fotos, die nach der Freilegung des Leichnams geschossen worden waren, sah LaBréa im Bereich der Rippen und des Beckens verdickte Stellen. Waren es die Stoffreste, die noch an den Knochen hafteten und von denen die Gerichtsmedizinerin gesprochen hatte? Auf den Großaufnahmen des Kopfes waren deutlich die schweren Verletzungen im oberen Bereich der Schädeldecke zu erkennen. Fotos und Fundortskizze hatte LaBréa in einer Aktenmappe dabei, um sie Couperin zeigen zu können.
Als der Zug an der Bastille hielt, schenkte er dem kleinen schwarzen Mädchen ein letztes Lächeln und stieg aus.
Ermittlungsrichter Joseph Couperin saß an einem etwas abseits stehenden Ecktisch im hinteren Teil des Restaurants und studierte die Karte.
»Der Chef empfiehlt heute das Kaninchenragout mit Feigen«, sagte er, als LaBréa ihm gegenüber Platz nahm. LaBréa entschied sich ebenfalls für das Ragout, als Vorspeise nahm er ein halbes Dutzend Austern. Nachdem der Kellner die Bestellung entgegengenommen hatte, fasste LaBréa den Stand der Ermittlungen zusammen. Bei der Erwähnung der beiden ungeklärten Morde aus den Jahren 2003 und 2006 stutzte Couperin und sagte: »An die Fälle erinnere ich mich vage. Sie wurden damals von meiner Kollegin Mandarin bearbeitet, die inzwischen pensioniert ist. Aber Genaueres weiß ich nicht. Nur,
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