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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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aussehe...« Sie zeigte auf ihre unfrisierten, leicht fettigen Haare.
    »Schade. Eine Frage hätte ich noch, Madame Dalzon.« LaBréa überlegte, wie er es formulieren sollte, denn er verließ jetzt das Terrain der Mordermittlung und war aus rein privaten Gründen interessiert. »Wenn beispielsweise verheiratete Frauen in Ihrem Alter an den Wochenenden dorthin gehen, was sagen denn da die Ehemänner? Hat Ihr Mann zum Beispiel gewusst, dass Sie ins La Rose gingen?«

    »Ja, natürlich hat er es gewusst. Ich tanze für mein Leben gern, und mein Mann war ein ausgesprochener Tanzmuffel. Ich ging mit einer Freundin dorthin, und wir amüsierten uns immer königlich. Aber es kamen und kommen natürlich auch Leute, deren Partner keine Ahnung haben. Und natürlich ergibt sich da so manches Techtelmechtel, manche Liaison. So etwas bleibt doch nicht aus, wenn jemand dafür empfänglich ist. Was in diesen Lokalen hauptsächlich verkauft wird, ist in guten wie in schlechten Zeiten immer gefragt: Sehnsucht und Träume. Für manche ist das wie ein Ball der einsamen Herzen. Und einsam kann auch jemand sein, der seit Jahren verheiratet ist und nach außen eine harmonische und glückliche Ehe führt.«
    Als LaBréa Francine zum Abschied die Hand reichte, ahnte sie nicht, wie sehr ihre letzten Worte ins Schwarze getroffen hatten. War seine Mutter während ihrer Ehe eine einsame Frau gewesen? Hatte Lucia LaBréa sich an der Seite ihres Mannes unglücklich gefühlt und die Liebe eines anderen gesucht?
    Er schlug den Weg zur Bastille ein und dachte, welch eigenartige Laune des Schicksals es doch war, dass ihn die Ermittlungen im Fall Geminard in eins der Tanzlokale führten, die im geheimen Leben seiner Mutter eine große Rolle gespielt hatten.
    Von unterwegs aus rief er Jenny an, um ihr zu sagen, dass er doch später käme als versprochen.

    »Ist Virginie schon weg?«, wollte er wissen.
    »Sie wäre gern noch länger geblieben. Aber ihre Mutter hat sie pünktlich abgeholt. Am Sonntagabend gibt es bei denen immer ein großes Familienessen. Virginie sagt, das sei Tradition, und sogar ihre beiden Brüder, die schon studieren, müssen jeden Sonntag antanzen.«
    »Hast du denn schon was gegessen?«
    »Ja, eine Tüte Chips. Ist ja nichts anderes da.« Sie klang vorwurfsvoll.
    »Ich war doch heute Morgen auf dem Markt. Der ganze Kühlschrank ist voll.«
    »Aber mit Sachen, auf die ich keinen Bock habe. Wann genau kommst du denn, Papa?«
    »So gegen zehn vielleicht. Geh ruhig schon mal ins Bett. Und vor allem, sieh dir nicht wieder irgendeinen Krimi im Fernsehen an.«
    »Im Zweiten gibt es heute eine Doppelfolge von Spurlos verschwunden.«
    »Ich will nicht, dass du dir diesen Schwachsinn anguckst.«
    »Das ist kein Schwachsinn, Papa. Da geht es um vermisste Leute in Amerika, die dann von der Polizei gesucht werden. Das ist total spannend und cool, und es wird keine Gewalt gezeigt, ehrlich.«
    LaBréa blieb skeptisch. Doch was sollte er tun? Ihm war klar, dass Jenny an den Abenden, wenn er nicht zu Hause war, häufig den Fernseher anschaltete. Er hatte
keine Kontrolle über die Programme, die sie sich ansah. Er gab sich einen Ruck.
    »Gut, Cherie, wenn du mir sagst, dass da keine Gewaltszenen gezeigt werden, vertraue ich dir. Aber spätestens um zehn schaltest du den Fernseher aus.«
    »Mach ich, Papa. Großes Ehrenwort.«
    »Wahrscheinlich bin ich ja bis dahin sowieso zurück.«
     
    Am Eingang zum Tanzlokal Paradis in der Rue de Lappe befand sich ein Kassenhäuschen. LaBréa löste eine Eintrittskarte. Sie kostete zwanzig Euro und berechtigte zur Bestellung eines Softdrinks. Was die Preise in diesen Lokalen betraf, hatte die Besitzerin der Brülerie nicht übertrieben. Dass die Garderobe, an der LaBréa seinen Trenchcoat abgab, nichts kostete, erschien ihm wie ein Wunder.
    Der Raum mit dem langen Bartresen und den Sitznischen rings um die weitläufige Tanzfläche war in schummriges Licht getaucht. Rote, samtbezogene Sessel und Tische mit Spitzendeckchen und Kerzenlicht ließen die plüschige Atmosphäre vergangener Zeiten wiederauferstehen. Die nostalgische Stimmung schien absichtsvoll in Szene gesetzt. Sie hatte nichts von der Leichtigkeit, wie sie in den Couplets der Dreißigerjahre und den frühen Chansons von Edith Piaf besungen wurde. Die Combos und Orchester früherer Jahre waren einer teuren und phonstarken Stereoanlage gewichen,
aus deren Lautsprechern gerade die Klänge einer Rumba ertönten.
    LaBréa beobachtete vom Tresen aus das

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