Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
›entsprechenden Damen‹?«
»Ältere Frauen. Betuchte ältere Frauen. Die man anschnorren und ausnehmen kann. Ich denke, Sie wissen genau, was ich meine.«
Der Geschäftsführer kratzte sich am Kopf, als wollte er Zeit gewinnen.
»Na ja«, sagte er nach einer Weile. »Ältere Damen sind oft einsam und freuen sich, wenn ihnen ein netter Mann mal ein Kompliment macht und Gesellschaft leistet.«
»Genau darum geht es, Monsieur«, warf Jean-Marc ein. »Um nette Männer, die mit älteren Frauen anbandeln und sich was davon versprechen. Und die vielleicht auch nicht vor einem Mord zurückschrecken, wenn es sich finanziell lohnt.«
»Tja, dazu kann ich Ihnen wirklich nichts sagen.« Montanas Miene war ausdruckslos. »Ich kenne die Dame nicht, die bedauerlicherweise Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Und ich bezweifle sehr stark, dass das Paradis in irgendeiner Hinsicht dabei eine Rolle gespielt hat.«
»Sie ist nicht das einzige Opfer.« LaBréa ließ seine Worte einen Moment nachwirken. »Der Mörder hat 2003 bereits eine andere ältere Frau umgebracht. Und 2006 wurde eine ältere Frau ermordet, die ebenfalls Musettewalzer liebte und in Lokalen wie Ihrem verkehrt hat.«
LaBréa sah ein Aufflackern in den dunklen Augen des Mannes, das aber sogleich wieder verlosch. Mit
fahriger Geste strich Montana sich über seine gegelten Haare.
Jean-Marc zeigt ihm das Foto von Annie Normand.
»Das ist eine dieser Frauen? Kennen Sie sie?«
Diesmal warf Montana nur einen flüchtigen Blick auf das Bild und schüttelte heftig den Kopf.
»Nein, auch die kenne ich nicht. Bei uns verkehren so viele Leute, besonders an den Wochenenden, und Gesichter vergesse ich sowieso schnell.«
LaBréa sah, wie der Mann plötzlich nervös wurde.
»Eine Frage noch, Monsieur Montana: Wo waren Sie Sonnabendmorgen zwischen acht und neun Uhr?«
Ein Lächeln huschte über Montanas Gesicht; er schien erleichtert.
»Das kann ich Ihnen genau sagen. Ich war in der Großmarkthalle, draußen in Rungis. Um sieben bin losgefahren, und nach zehn war ich wieder in der Stadt.«
»Kann das jemand bezeugen?«
»Allerdings. Ich sprach mit einem Fleischgroßhändler und zwei Weinhändlern. Ich trage mich nämlich mit dem Gedanken, demnächst ein Restaurant zu eröffnen.«
Jean-Marc zückte sein Notizbuch.
»Die Namen dieser Leute, Monsieur.«
Patrice Montana nannte sie ihm. Von seinem Schreibtisch nahm er sein Adressbuch und gab Jean-Marc auch die Handynummern seiner Gesprächspartner.
Enttäuscht und frustriert verließen LaBréa und Jean-Marc wenig später die Wohnung des Geschäftsführers.
»Nichts, rein gar nichts«, sagte LaBréa ärgerlich. »Aber mein Instinkt sagt mir, dass bei dem Mann irgendetwas faul ist. Haben Sie gesehen, wie er zusammenzuckte, als ich den Mord im Jahr 2003 erwähnte? Und wie erleichtert er war, als ich ihn nach seinem Alibi fragte? Überprüfen Sie das gleich mal. Aber Sie werden sehen, es ist wasserdicht. Doch irgendetwas hat ihn in Unruhe versetzt. Und ich will wissen, was.«
Sie fuhren zurück zum Präsidium, und LaBréa begab sich missmutig in sein Büro. Als er seinen Rechner hochfuhr, klingelte das Telefon. Gilles von der Technikabteilung teilte ihm mit, dass eine erste Auswertung der Spuren aus dem stillgelegten Stellwerk vorlag.
»Und?«
»Hautpartikel am Bettlaken auf der Matratze oben im Stellwerk. Und zwar von vielen verschiedenen Personen. Außerdem hat es auf dieser Matratze von Spermaspuren verschiedener Männer nur so gewimmelt.«
»Stammen diese Spuren aus dem gleichen Zeitraum?«
»Ja. Keine ist jünger als fünf bis sieben Jahre.«
»Was ist mit Fingerabdrücken?«
»Da hatten wir Pech. Nichts Verwertbares.«
»War ja zu erwarten. Sonst noch was, Gilles?«
»Ja. Die Kleiderreste am Skelett, die Dr. Foucart erwähnt hat, stammen tatsächlich von Unterwäsche. Billiges Material, Kunstseide mit Nylonspitze. Ein alter Kanten Brot, den wir in einer Plastiktüte gefunden haben, ist mindestens fünf Jahre alt. Ein Wunder, dass er nicht schon zu Staub zerfallen war.«
»Oder dass die Ratten ihn nicht gefressen haben«, warf LaBréa ein.
»Ratten gibt’s nicht in dem Stellwerk. Der Rest Kaffeesatz in einer der Tassen stammt aus demselben Zeitraum. 2001 bis 2003. Das war’s, Commissaire. Vorerst jedenfalls. Mit der Auswertung der Faserspuren sind wir noch nicht so weit.«
»Danke.« LaBréa legte den Hörer auf und dachte einen Moment nach. War es möglich, dass die unbekannte Tote, die vor etwa
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