Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Zimmer ging, um ihren Rucksack zu packen. In der zweiten Stunde wurde die Mathearbeit geschrieben, und Jenny hatte beim Frühstück verkündet, dass sie »total gut drauf und super vorbereitet« sei.
LaBréa erzählte Céline, dass die beiden Mordfälle so gut wie aufgeklärt seien und dass die Ergebnisse der DNA-Analyse den letzten Beweis erbringen würden.
»Wir könnten dann heute Abend alle zusammen essen gehen. Und mal überlegen, wohin wir in Jennys Herbstferien fahren, die in zweieinhalb Wochen beginnen.
Ich nehme mir ein paar Tage frei. Du kommst doch mit, oder?«
Celine wiegte skeptisch den Kopf.
»Ich weiß nicht, Maurice. Meine Ausstellung eröffnet zwar am Sonntag, und in vierzehn Tagen schließt sie, aber vielleicht solltest du ein paar Tage mit Jenny allein wegfahren. Es ist nicht gut, wenn ich immer und überall dabei bin.«
»Bist du ja gar nicht, mein Schatz.«
»Möglicherweise empfindet sie es aber so. Ihre Bemerkung eben mit dem Rasierwasser - das hat mich stutzig gemacht. Sie scheint völlig vergessen zu haben, dass ich es mit ihr zusammen im Bonmarche für dich ausgesucht habe. Und da fand sie es toll.«
»Ich würde dem keine allzu große Bedeutung beimessen.«
»Trotzdem, Maurice. Ich komme vielleicht nach und verbringe die letzten zwei, drei Tage mit euch. Dann habt ihr vorher mal genug Zeit füreinander. Abseits der Hektik deiner Arbeit und ihres Schulalltags, der es ja auch ganz schön in sich hat.«
LaBréa nahm ihre Hand und drückte sie.
»Ist gut. Vermutlich hast du Recht. Aber nachkommen musst du auf jeden Fall. Versprochen?«
»Versprochen.«
Nach der späten Talkrunde am Abend zuvor hatte LaBrea mit Claudine verabredet, dass sie sich um neun im
Krankenhaus St. Lazare treffen wollten, um gleich am Morgen mit Michel Catteau zu reden. LaBréa brachte seine Tochter zur Schule, wo Jennys Freundin Alissa vor dem Eingang auf sie wartete. Die Mädchen begrüßten sich überschwänglich und rannten ins Gebäude, ohne sich noch einmal nach LaBréa umzudrehen.
Auf der Straße rauschte der Porsche von Jocelyn Borels neuem Freund an ihm vorbei. Jocelyn saß auf dem Beifahrersitz und winkte ihm huldvoll lächelnd zu. Immer noch fiel es LaBréa nicht ein, woher er den Mann kannte. Die beiden passten sehr gut zueinander, jedenfalls äußerlich gesehen. Ein nicht mehr junges, dynamisch und modern wirkendes Paar.
LaBréa winkte lächelnd zurück.
An der Metrostation St. Paul nahm er die Linie 1, wechselte an der Bastille in die Linie 5 und stieg an der Gare de l’Est aus. Wenig später betrat er das Krankenhaus St. Lazare. Claudine saß schon wartend auf einem der Besuchersessel vor dem Eingang zur Cafeteria.
Michel Catteau lag auf der chirurgischen Station im dritten Stock. LaBréa sah es als ein gutes Zeichen an, dass Catteau bereits von der Intensivstation auf die normale Station verlegt worden war. Das erhöhte ihre Chancen, ihn gleich vernehmen zu können.
Der Oberarzt, ein dünnlippiger Mann mit ungesunder Hautfarbe, stellte sich vor und begrüßte die beiden Beamten kühl und mit laschem Händedruck.
»Dr. Blanc. Ich habe Monsieur Catteau gestern Abend operiert.«
»Commissaire LaBréa, Brigade Criminelle. Das ist meine Mitarbeiterin, Leutnant Millot.«
Der Arzt musterte die beiden skeptisch.
»Tja, Commissaire, ich weiß, dass Sie es eilig haben, den Patienten zu vernehmen. Aber als Arzt habe ich begründete Bedenken, Ihnen das heute schon zu gestatten. Monsieur Catteau hat viel Blut verloren, und...«
LaBréa unterbrach ihn.
»Aber er liegt nicht mehr auf der Intensivstation. Und wir haben drei Mordfälle aufzuklären, in denen Monsieur Catteau als Tatverdächtiger Nummer eins gilt.«
»Das ist mir klar. Doch vom ärztlichen Standpunkt aus gesehen ist er erst morgen vernehmungsfähig.«
»Wer ist hier der Chefarzt, Docteur?« LaBréa klang unwillig. Keinesfalls wollte er sich von diesem Arzt abwimmeln lassen. Der lächelte herablassend.
»Der Chefarzt ist im Urlaub. Ich bin momentan sein Stellvertreter und entscheide hier.«
»Gut.« LaBréa verstand sofort, dass er hier keine Muskeln spielen lassen konnte, sondern diplomatisch vorgehen musste. Charme mit einem Schuss Devotheit, das war jetzt gefragt. Er ließ seinen Blick auf dem Gesicht des Arztes ruhen und lächelte gewinnend. »Was halten Sie von einem Kompromiss, Docteur? Wir stellen ihm heute Morgen nur einige wenige Fragen, die
für uns von essenzieller Bedeutung sind. Dann gehen wir und kommen erst
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