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Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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Das weißt du doch. Hinter den anstehenden Fragen, den Wenns und Danns, die uns umschwirrten, steckte die lustvolle Schlussfolgerung, genauer gesagt mehrere. Das Zusammensein in menschlicher Gestalt und …
    Ich wusste, diese andere Erfüllung würde unausgesprochen bleiben, würde im Mund, im Herzen getragen werden. Sie hatte uns eine Andeutung aus der Zukunft geschickt, die unsere Lippen verschloss.
Sie werden bis zum nächsten Vollmond warten
, hatte ich gesagt, und wie durch ein Blinzeln des Dritten Auges hatten wir gesehen, dass nichts, aber auch nichts sich vergleichen ließ mit –
    Dann war es verschwunden.
    »Ich möchte nicht, dass du gehst«, sagte sie.
    »Ich möchte nicht gehen.«

37 .
    Aber ich ging. Von Heathrow aus nahm ich mir ein wildes Taxi und gab dem Fahrer (einem Rastafari mit Dreadlocks und einem Lederhut so groß wie ein Briefkasten) fünfzig Pfund im Voraus, um sein Handy benutzen zu dürfen. Der Wagen, ein ungepflegter Mondeo, stank nach Hasch und Chinafraß. Sie ging nach einmaligem Klingeln dran.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Mir ist nicht mehr schlecht. Die beiden sind dir gefolgt.«
    »Wunderbar.«
    »Du kannst nicht ungestört reden, oder?«
    »Nein.«
    »Ich halte das nicht aus. Das sind dreitausend Meilen.«
    »Ich bin schneller da, als du denkst.«
    »Sind wir wirklich die Einzigen?«, fragte sie.
    »Ich dachte, ich wäre der Einzige, aber nun, da ich dich kenne, bin ich mir nicht mehr sicher.« Außer, dass ich nun zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert –
    »Mir ist, als ob ich gerade aufgewacht wäre. Ich habe …«, sie seufzte. Ich stellte mir vor, wie sie die Zähne zusammenbiss, die Augen schloss, sich beherrschte. »Weißt du, was es ist? Hat das irgendeinen Sinn?« – »Das« war natürlich der Fluch. »Das« war das Leben als Werwolf. Hatte es irgendeinen Sinn? Hatte es irgendetwas mit Gott zu tun, mit dem Teufel, mit UFO s oder Voodoo oder Hellseherei oder einem Leben nach dem Tod? Sie konnte kaum ihre Angst, ihre Hoffnung verbergen, es könne einen Sinn haben, auch nicht ihren Verdacht, dass es keinen Sinn gab.
    »Auch nicht mehr als alles andere«, antwortete ich. »Wir sind hier, wir tun, was wir tun, das ist alles. Du hast offenbar die Märchen gelesen.« Quinns Buch, so entschied ich, konnte warten. Sie hatte schon genug zu schlucken, um auch noch mit einer uralten Wüste, verrückten Hunden und Leichen behelligt zu werden. Außerdem lauschte der Fahrer. Kein Lakai der Vampire, auch nicht von der WOKOP , es sei denn, deren Agenten hätten erheblich besser gelernt, sich zu tarnen, aber ich wollte nicht, dass er bei einer möglichen Befragung etwas Nützliches preisgeben konnte. Ich musste ihm sowieso schon eine wahnsinnige Summe für das Handy anbieten oder es fallen lassen und eine Szene riskieren. Es gibt kaum etwas Ermüdenderes als ein zugekiffter Taxifahrer mit wirren Vorstellungen von asiatischen Kampfkünsten. »Ich wünschte, es gäbe ein großes Geheimnis, in das ich dich einweihen müsste«, sagte ich, »aber es gibt keins.«
    »Ich hab mir schon gedacht, dass du das sagen würdest«, meinte sie. Sie hatte die erste Schockwelle überstanden: mich, die Begegnung, die Bestätigung einer Welt, in die sie vor neun Monaten gestürzt worden war, die brutale Anziehung, den gewaltsamen Sturz in ein neues Umfeld. Sie gewöhnte sich schnell, mit New Yorker Geschwindigkeit. In ihrem Satz kam ihr größeres, ruhigeres, klügeres Ich zu Wort, das immer dann zum Vorschein trat, wenn die zeitweilige naive Wut wieder abgeklungen war. Es steckte auch ein Anerkennen darin, dass dies der Beginn einer Beziehung von irrwitzigen Ausmaßen war, ganz gleich, was noch dahintersteckte. Hier fanden sich bereits trockener Humor, die Neugier, das Spielerische, auch die dem Leben um welchen Preis auch immer verpflichtete Intelligenz. Ich war derjenige, der noch immer innerlich nervös war, grinste, vor Aufregung herumhüpfte. Der Impuls, Gott dafür zu danken, war noch immer vorhanden, wie ich feststellte. Etwas in mir sah voller Demut nach oben.
    »Weiß sonst noch jemand von dir?«, fragte sie. »Abgesehen von den Vampiren und den Agenten, meine ich?«
    »Jetzt nicht mehr. Und bei dir?«
    »Nein. Mein Dad lebt noch, aber das würde ihn umbringen. Das kann ich nicht machen.«
    »Verstehe. Keine Sorge. Ich helfe dir.«
    »Du wirst mir folgen, oder?«
    »Das musst du noch fragen?«
    »Sag mir noch mal meine Adresse.«
    »Nicht ratsam. Bitte glaub mir, ich weiß sie.«
    Das Taxi

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