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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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Garrett auf, die gleich zweimal hintereinander mit den Augen zuckte, was bei ihr einer echten Gefühlsaufwallung gleichkam.
    Knox war das Lächeln wie ins Gesicht getackert. Er rieb mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte herum und versuchte einen kleinen Fleck zu entfernen.
    Paddy zog zitternd an ihrer Zigarette. »McBree. Er hat beide getötet.«
    Knox schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Es gibt keine Verbindung zwischen den beiden Fällen. Der eine wurde erschossen, der andere erlitt einen Schlaganfall, der eine wurde draußen ermordet, der andere verunglückte in seiner Wohnung. Keiner der beiden Männer war in politische Geschehnisse verwickelt.«
    »Weshalb sollte Kevin eine Line Kokain legen, wenn er gerade schon so viel geschluckt hatte, dass es für einen Schlaganfall reichte? Das ist, als würde man ein Glas Whisky neben jemandem finden, der sich gerade mit Wodka zu Tode gesoffen hat, verdammt noch mal.«
    Knox stand ruhig auf und ging zur Tür. Das Verhör war beendet, obwohl sie nicht verstand, was es ihm gebracht haben sollte. Auch sie stand auf. »Sie weigern sich also kategorisch, gegen McBree zu ermitteln?«
    Er rollte den Kopf in den Nacken und wandte sich noch einmal zu ihr um.
    »Den Abend vor Hewitts Tod haben beide zusammen im Casino verbracht. Casinos werden von seltsamen Menschen besucht. Wir haben mehrere der an jenem Abend anwesenden Personen befragt.«
    »Aber McBree nicht?«
    »Wenn Sie sich festgebissen haben, lassen Sie nicht mehr locker, was?«
    Sie wollte spöttisch lachen, aber es klang wie hysterisches Schluchzen. »Haben Sie Angst, ich könnte die IRA in Verruf bringen?«
    »Wir fürchten nur, dass Sie unnötig Unruhe verbreiten, Meehan.«
    Paddy drückte ihre Zigarette auf dem Tisch aus, nahm ihre Tasche und rauschte an Knox vorbei zur Tür. Als sie diese öffnete, drehten sich die beiden Beamten draußen um, sahen in Erwartung weiterer Anweisungen in den Raum hinein. Offenbar wurde drinnen genickt, denn sie ließen sie gehen. Paddy schob sich unsanft zwischen ihnen hindurch.
    Sie hatte keine Lust, auf den Aufzug zu warten, und entdeckte die Tür zum Treppenhaus, rannte drei Stockwerke, ohne Luft zu holen, herunter. Als sie sicher war, dass sie nicht hinter ihr her kamen, blieb sie stehen, lehnte sich an die Wand und erlaubte sich, richtig zu weinen.
    Ihre Gefühle für Terry waren kompliziert. Er hatte ihr Angst gemacht, ihr nachgestellt und tief im Innern wusste sie, dass ihr Leben ohne ihn einfacher sein würde. Aber Kevin Hatcher? Kevin war einfach nur ein netter Mann gewesen.

22
Die Mappe des Texaners

I
    Blythswood Square war eine kurze, steile Straße, die vom Polizeipräsidium wegführte, und Paddy machte sich in dieser Richtung auf, überlegte sich, unter welchem Vorwand sie Fitzpatrick in seinem Büro aufsuchen und einen Streit mit ihm vom Zaun brechen könnte. Sie stampfte die Ansteigung hinauf, ihr Gesicht noch immer aufgequollen und rot, weil sie geweint hatte. Oben kam sie wieder zu Atem und ihr wurde klar, dass sie einfach nur einen Schwächeren zum Streiten suchte. Sie konnte nicht in die Redaktion zurück, Bunty würde sie dazu verdonnern, den Artikel über Callum zu schreiben. Sie fand eine Bank auf dem Platz und sah den Hügel hinunter auf die hintereinandergeparkten Streifenwagen.
    Sie konnte einen Artikel über Kevins Tod schreiben und ihn per Telefon durchgeben. Wenn sie über etwas schrieb, gelang es ihr meist, Distanz und Ruhe zu gewinnen. Aber die Redakteure würden den Artikel nicht annehmen, wenn sie keine knallharten Fakten zu bieten hätte: Sie wusste nicht, bei welchem Krankenhaus sie sich seinen Tod bestätigen lassen konnte, und noch nicht mal, woran er gestorben war.
    Kevin war tot, Terry war tot und die Strathclyde Police Force interessierte sich nicht die Bohne dafür, dass McBree offensichtlich in beide Fälle verwickelt war.
    Sie nahm eine Zigarette heraus und zündete sie an, ihre Kehle schnürte sich vor Ekel zu, als sie einzuatmen versuchte. Sie biss die Zähne zusammen. Das Nikotin gab ihr ein Gefühl von Distanz, Ruhe und Zufriedenheit. Sie lehnte sich auf der Holzbank zurück, die Wärme der Latten drang ihr in den Rücken, während sie daran dachte, dass Pater Andrew in letzter Zeit großen Wert darauf gelegt hatte, ihr sonntags nach dem Gottesdienst die Hand zu schütteln, und Mary Ann am Küchentisch geweint hatte.
    Angewidert warf sie die Zigarette in den Rinnstein.

II
    Die unscheinbare Empfangsdame

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