Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
Vom Netzwerk:
der Presse nie thematisiert, auch nicht, als er die Leitung der schottischen Mail on Sunday übernahm und berühmt wurde. Doch die Gemeinheit der Leute vom Standard kannte keine Grenzen.
    »Wenn die dich bloßstellen wollen, wird das hässlich.«
    McVie schüttelte sich, als säße ihm eine Kakerlake zwischen den Schulterblättern. »Hör auf damit.«
    Er nahm eine Scheibe Brot aus dem Brotkorb und eine Portion Butter, knetete sie durch die Verpackung hindurch, um sie aufzutauen. »Was hat Hatcher über Terry gesagt?«
    Wie um ihn persönlich zu ärgern, war die Butter steinhart gefroren und McVie fiel gar nicht auf, dass eine Pause entstanden war, bevor Paddy wieder etwas entgegnete. »Kevin Hatcher?«, fragte sie, als wollte sie ihn korrigieren.
    »M-hm.«
    »Nicht viel.«
    »Er muss etwas gesagt haben. Er hat sich draußen vor dem Casino von Terry verabschiedet.«
    Paddy nahm ebenfalls eine Scheibe Brot, pulte das weiche Innere heraus und kaute darauf herum. »Nur …« Sie riet drauflos. »… dass sie Geld verloren haben.«
    McVie packte die Butter aus, legte sie sich aufs Brot und versuchte sie mit dem Messer zu verstreichen. Das weiche Brot blieb an der Butter kleben und die Scheibe zeriss in Fetzen.
    »Dann war also Kevin der Letzte, der Terry gesehen hat?«, fragte Paddy beiläufig. »Wo ist er jetzt, beim Express?«
    McVie blickte ärgerlich auf das zerfetzte Brot. »Freiberufler. Hat eine eigene Agentur.« Er nahm die Scheibe, knetete sie mit beiden Händen zu einer Kugel und warf damit nach der verdutzten Kellnerin, die gerade die Dessertbestellung am Tisch der Verliebten entgegennahm. Die Brotkugel traf den Vorhang und fiel zu Boden. Er musste seine Stimme nicht heben: Alle Blicke waren ohnehin auf ihn gerichtet. »Ich will Butter haben, die verdammt noch mal nicht steinhart ist.«
    Das Pärchen wirkte entsetzt. Die Jungs vom Standard johlten, weil sie Tyrannen grundsätzlich zujubelten, und am Tisch der Mail wurde halbherzig geklatscht, weil McVie der Chef war.
    »Du bist ein Arschloch.«
    Er lehnte sich zurück und zog an seiner Zigarette. »Wann kommt Ogilvy raus?«
    »Halt die Klappe.«
    Die Kellnerin brachte die Teller mit dem Haggis und der Haxe an den Tisch, entschuldigte sich wegen der Butter und erklärte, der Koch habe vergessen, sie früher herauszunehmen, aber sobald sie weicher geworden wäre, würde sie noch einmal welche bringen. McVie grunzte eine Antwort. Sie zog sich so rasch wie möglich zurück, eilte davon, um sich in der Küche zu verstecken.
    »Meehan, das hier ist mein einziger freier Abend«, sagte er, als sie weg war. »Ich tue dir einen Gefallen.«
    Paddy wollte, dass er sie ansah. »George, weißt du, dass du mir, seitdem wir hier sind, kaum in die Augen gesehen hast? Du warst noch nie besonders nett, aber verdammt noch mal, ist da überhaupt noch wer zu Hause?«
    Mit dem Ellbogen auf dem Tisch stocherte ihr McVie mit seiner Gabel entgegen, sein düsterer Blick hellte auf. »Ja, bin da.«
    »Gut. Denk dran, man muss als Chefredakteur kein Arschloch sein. Dadurch wird vieles einfacher, es ist aber nicht nötig. Erinnerst du dich an Farquarson? Der war anständig.«
    »Ja, und wo ist er jetzt?«
    Soweit sie wusste, genoss ihr alter Chefredakteur friedlich seinen Ruhestand in Devon, aber das hatte George nicht gemeint. »Jeder Chefredakteur kriegt mal was aufs Dach. Das hatte nichts damit zu tun, dass er sich ein bisschen Menschlichkeit bewahrt hat.«
    »Komm schon. Gib mir was. Wie stehe ich denn da, wenn ich mit leeren Händen zurückkomme.«
    Sie tat, als würde sie darüber nachdenken. »Ogilvy wird entlassen, du hast recht.«
    »Wann?«
    »Demnächst.«
    McVie versuchte etwas aus ihrem Gesichtsausdruck herauszulesen. »In zwei Wochen, das denken alle.«
    »Sie irren sich.«
    »Drei Wochen?«
    Paddy schüttelte den Kopf und schnitt in das weiche rosafarbene Schweinefleisch.
    »Drei Wochen?«
    Sie legte den Kopf aufmunternd schief.
    »Drei Wochen also.«
    Sie sah zu ihm auf. »Das hab ich nicht gesagt.«
    »Nein, gesagt hast du’s nicht.« McVie nickte und lächelte seinen Teller an. »Du hast es nicht gesagt. Danke.«

II
    Die Leute von der Nachtschicht waren nicht in den Redaktionsräumen, die meisten befanden sich irgendwo im Einsatz oder versteckten sich an geheimen Orten irgendwo im Gebäude. Larry war in seinem Büro und hörte Radio. Paddy behielt ihren Mantel an, nahm das Telefonbuch vom Schreibtisch der Sekretärin, blätterte den Abschnitt »H« durch.
    »Was machst

Weitere Kostenlose Bücher