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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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du da?«
    Sie schreckte auf, sah hoch und entdeckte Merki, der neben dem Schreibtisch stand. »Verdammt noch mal, wieso schleichst du hier rum?«
    Merki starrte neugierig auf das Telefonbuch. »Suchst du was?«
    Paddy zog eine Schnute.
    Merki fuhr sich mit der Zunge über die Mundwinkel und bereitete seinen nächsten Schachzug vor. »Die Provos sagen, sie waren’s nicht.«
    »Das haben sie dir persönlich mitgeteilt, oder was?«
    »Nein.« Er verrenkte den Hals, versuchte die Seite über Kopf zu lesen.
    »Sie haben sich nicht dazu bekannt. Sie haben ein Codewort, mit dem sie sich bekennen, und das haben sie bis jetzt noch nicht getan.«
    »Na ja, vielleicht waren sie übers Wochenende alle im Ausbildungslager.«
    Seine Augen klebten an den Spalten des Telefonbuchs. »›H‹?«
    »Wie lange lassen die sich normalerweise Zeit, bis sie anrufen?«
    »Meistens melden sie sich noch, bevor die Leiche gefunden wird. Jetzt sind schon vierundzwanzig Stunden vergangen und nichts ist passiert.«
    Sie starrte ihn an, leer und unbeweglich, bis er sich wieder an die Kaffeemaschine verzogen hatte und immer noch neugierig zum Telefonbuch zurückschielte.
    Paddy fand Kevin Hatcher. Battlefield auf der South Side war als Adresse angegeben.
    Sie sah Richtung Kaffeemaschine und entdeckte Merkis Schulter. Er wartete dort, würde gleich rauskommen und nach ihr das Telefonbuch durchgehen. Sie hätte bei Sinn Fein anrufen und fragen können, ob man dort etwas über Terry gehört hatte, aber sie würden abstreiten, überhaupt etwas über die Aktivitäten der IRA zu wissen. Die Partei war nur deshalb nicht verboten, weil sie behauptete, von der IRA unabhängig zu sein. Sie sah im Adressbuch auf dem Schreibtisch der Sekretärin nach und rief die Irish Republican News an.
    Nach einer Weile nahm endlich eine gelangweilte Aushilfe ab.
    »Kann ich bitte mit einem Reporter sprechen.«
    »Geht’s um eine Story?«
    »Ja«, sagte sie. Irgendwie stimmte das ja. Sie würde von Glück sagen können, einen Journalisten an den Apparat zu bekommen, der sich die Mühe machte, ihr zu helfen.
    Ein Reporter übernahm den Anruf und fragte sie mit breitem irischem Akzent, was zum Teufel sie wolle. Sie senkte ihre Stimme und versuchte ungeheuer wichtig zu klingen.
    »Hier ist Paddy Meehan von der Scottish Daily News. Wir haben hier eine Riesengeschichte: Mutmaßliche Hinrichtung eines Journalisten durch einen Soldaten der IRA. Ist euch was darüber bekannt?«
    Er bedeckte die Sprechmuschel mit seiner Hand. Sie konnte nicht hören, was am anderen Ende gesagt wurde. Vielleicht hatte er den Hörer auch weggelegt und sich verkrümelt, woher sollte sie das wissen. Plötzlich meldete er sich, sehr zu ihrer Überraschung, zurück. »Wir haben nichts gehört.«
    »Hätten Sie aber normalerweise, oder?«
    »Ja, normalerweise. Keine Presseerklärung, nichts. Hier … warten Sie.«
    Er bedeckte wieder die Sprechmuschel, aber diesmal konnte sie die Gespräche im Hintergrund hören. »Oder? Okay. Nein, du hast recht.« Er meldete sich wieder. »Wir kriegen grad was rein. Sie waren’s nicht.«
    »Sie distanzieren sich?«
    »Ganz offiziell«, sagte er. »Habt ihr Jobs bei euch da drüben?«
    »Ein paar. Wie heißen Sie?«
    »Poraig Seaniag.«
    Sie schrieb den Namen mit unsichtbarem Stift auf einen unsichtbaren Zettel, nur um ihrer Stimme den richtigen Klang zu verleihen. »Poraig, Sie sind ein Schatz.«
    »Wenn ihr irgendwas zu der Geschichte braucht, ich hätte nichts dagegen, in der Autorenzeile genannt zu werden.«
    So etwas Dreistes hatte sie noch nie gehört: ein Informant, der verlangte, als Autor in Erscheinung zu treten. »Ehrlich gesagt, geht es eigentlich gar nicht um einen Artikel. Wir standen uns nahe. Ich wollte nur wissen, was passiert ist.«
    »Ach. Ein Familienangehöriger?«
    »Sozusagen.« Sie ließ das Gespräch verebben, und setzte der Wirkung wegen ein kleines Schnäuzen ein.
    »Okay, tut mir leid. Na ja, behalten Sie meinen Namen im Hinterkopf.«
    »Mach ich.«
    Als sie aufgelegt hatte, schüttelte sie entrüstet den Kopf.
    Merki versteckte sich immer noch hinter der Tür zum Pausenraum, sie konnte seine Füße auf und ab gehen sehen. Sobald sie weg war, würde er die Notizen suchen, die sie auf einen Block geschrieben hatte, und versuchen, die Seite im Telefonbuch wiederzufinden, die sie aufgeschlagen hatte. Nur um ihn zu ärgern, schlug sie das Telefonbuch beim Buchstaben ›P‹ auf, brach den Buchrücken, schlug es wieder zu und stellte es ins Regal

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