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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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seinem Bankkonto eine Veränderung aufgefallen wäre, aber er musste so tun, als hätte auch er etwas von dem Treffen. Andernfalls würde er Paddy einfach nur einen Gefallen tun und das wäre dem Zugeständnis gleichgekommen, dass sie befreundet waren. »Wo hast du deinen kleinen Teufel heute Abend gelassen?«
    »Bei seinem Dad.«
    »Talentfreier Trottel. Seine Show ist ein Affront gegen die Menschlichkeit.«
    Die Kellnerin sprang zu ihnen herüber, aber ihr Lächeln erstarb, als sie McVies Gesicht sah. »Bringen Sie mir einen großen Gin Tonic. Nur einen Spritzer Tonic.« Er knuffte ihr mit der Speisekarte in den Bauch. »Haggis mit Steckrüben, bitte, und beeilen Sie sich.«
    Er funkelte Paddy an, weil er wollte, dass sie auch bestellte. Sie entschied sich für Schweinehaxe in Sherrysauce und die Kellnerin zog sich zurück, war froh, von dem Tisch wegzukommen.
    Paddy schüttelte ungläubig den Kopf. »Jetzt trägst du aber ein bisschen dick auf, was?«
    »Tu ich das?« Er nahm eine Zigarette aus der Packung, zündete sie an und warf ihr das Päckchen über den Tisch hinweg zu, anstatt ihr eine anzubieten. McVie brauchte immer eine Weile, bis er nach der Arbeit wieder herunterkam. Er war von Natur aus keine Führungskraft, sondern eher ein Einzelgänger, der seine Mitarbeiter mit Hilfe von Wutausbrüchen unter Kontrolle hielt, die sogar ein Zweijähriger als vulgär empfunden hätte. Er gab sich Mühe, sie freundlich anzulächeln. »Besser?«
    »Nein. Du siehst aus, als hätte ein Konkurrent gerade einen Rektumprolaps erlitten.«
    Er stieß einen Zischlaut zwischen den Schneidezähnen hervor, was einem aufrichtigen Lachen bei ihm am nächsten kam. McVie hatte aber auch bessere Seiten. Fern der Arbeit war er ein anderer Mensch. Er machte Pete Geschenke, die für dessen Alter absolut ungeeignet waren, aber immerhin waren es Geschenke. Nachdem Pete aus dem Krankenhaus entlassen worden war, überließ er Paddy sein Cottage auf Skye, damit sie Urlaub machen konnten, obwohl Pete immer noch an der Sauerstoffflasche hing und sie nicht weit fahren durften. Außerdem lagen überall im Haus gefährliche Kabel und Schwulenpornos herum.
    »Komm schon«, sagte Paddy, »Ich hatte eine echte Scheißwoche. Ich kann das jetzt nicht brauchen.«
    »Wegen Terry?«
    Sie nickte. »Ja, wegen Terry.«
    »Traurig«, sagte er und meinte es auch so.
    Paddy starrte mit gerunzelter Stirn auf ihren Teller. »Ja. Traurig.«
    In einem Anfall von guter Laune schüttelte McVie seine Serviette neben dem Tisch auf, zog sie sich über den Schoß, nahm das Ende seiner cremefarbenen Seidenkrawatte, stopfte sie sich lose in die Hemdtasche und berührte das bereits gedeckte Besteck vor sich mit den Fingerspitzen, wie ein Konzertpianist die Flügeltasten begrüßt. Er seufzte und sah zu ihr auf.
    »Gott, hab ich einen Hunger.«
    »Du hast mir gestern Abend ein halbes Kind nach Hause geschickt«, sagte sie.
    »Der junge Mann meinte, du wärst eine blöde Zicke.«
    »Ach wirklich?«
    »Ja.«
    »Er hat mich ziemlich penetrant ausgequetscht.«
    McVie pfiff durch die Zähne. »Was soll ich sagen? Wenn er erst Mal Blut geleckt hat, ist er nicht mehr zu bremsen.«
    Die Journalisten riefen der Kellnerin zu, dass sie mehr Wein haben wollten. Einer von ihnen summte, trommelte mit den Fingern auf der Tischkante herum, versuchte sich an einen Song aus seiner Jugend zu erinnern. Sie schienen kurz davor, singen zu wollen.
    »Erzähl mir von Terry«, sagte McVie.
    »Gott. Das war schrecklich. Ich musste die Leiche ansehen, bestätigen, dass er es wirklich ist. Die haben ihm verdammt nochmal in den Kopf geschossen. Sein Gesicht war eine einzige Ruine.«
    Die Kellnerin brachte den Gin Tonic, und er nahm ihn ihr ab, beachtete sie nur insofern, als er ihr mit einer Handbewegung signalisierte, dass sie wieder gehen könne. Sie zögerte irritiert und Paddy lächelte sanft entschuldigend. Die Kellnerin ging.
    McVie nippte an seinem Drink. »Er hat für mich gearbeitet, als freier Journalist.«
    »Wer? Terry?«
    »Ja, an nichtssagenden Geschichten, regionaler Schwachsinn. Hat auf einen Auftrag aus London gewartet, als Kriegsberichterstatter. Wir werden eine Trauerfeier ausrichten. Willst du eine Rede halten?«
    »Um Gottes willen, bloß nicht.« Sie konnte nicht über ihn reden. Jeder dort würde wissen, dass sie ihn abserviert hatte. »Die Polizei sagt, die Provos waren es.«
    McVie nippte. »Mein Informant bei der Polizei sagt, sie waren es nicht.«
    »Trotzdem komischer Zufall,

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