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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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Kopf fünfmal mit Gewalt auf den Boden, zu oft, als dass es ein Versehen hätte sein können. Viel zu oft.
    Er entschuldigte sich kurz und schlief ein, während sie schockiert und erstarrt neben ihm lag. Er atmete gleichmäßig, die Hitze seiner Haut brannte an den Stellen, an denen sich ihre Körper berührten. Sie machte sich los, nahm ihre Klamotten und rannte auf und davon, raste mit dem Auto zurück nach Glasgow.
    Sie konnte gar nicht in Worte fassen, weshalb sie so fertig war. Vielleicht weil man daraus schließen musste, dass er sie insgeheim verachtete. Aber eigentlich war es die Beiläufigkeit, mit der er sich entschuldigt hatte. Sie ließ vermuten, dass er das schon öfter getan hatte. Es hatte etwas Gewohnheitsmäßiges. Er hatte es oft gemacht, mit vielen Frauen, und keine davon war in der Lage gewesen, ihm zu sagen, dass er sich verpissen und ihr so etwas nie wieder antun solle.
    Sie schämte sich für ihn, es war ihr peinlich um seinetwillen. Sie wollte es niemandem erzählen und Kevin war zu rücksichtsvoll, um sie nach Einzelheiten zu fragen. Sie wünschte, sie hätte ihn früher kennengelernt. Es gab so viel, über das Terry nicht reden konnte, und sie begriff nun, weshalb er sich so gut mit Kevin verstanden hatte.
    »Worum ging es in eurem Buch?«
    Kevin streckte die Beine aus. »Straßenporträts. Schotten, die in New York und London leben. Eigentlich nur ein Vorwand, um gemeinsam nach New York zu fahren.«
    »Dann hat er also die Interviews geführt?«
    »Nein, er hat die Bilder gemacht und ich den Text, das war ja das Ungewöhnliche daran.« Sie sah ihn an und merkte, dass er sie verstohlen angrinste. »War ein Scherz.«
    »Sehr witzig«, sagte sie trocken und sein Lächeln wurde noch breiter. »Glaubst du, das Buch hat was mit dem Mord zu tun?«
    »Nein«, sagte er entschieden. »Wie die Polizei heute gesagt hat, wenn’s so wäre, wäre ich jetzt auch tot, oder? Ich glaube, es hat mit einem der Orte zu tun, an denen er gearbeitet hat. Vielleicht hat er etwas Belastendes gesehen, Hinrichtungen, Korruption …« Ihm gingen die Ideen aus und er zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Ich bin Fotograf«, sagte er, als könne dies seine Unwissenheit in Bezug auf internationale Angelegenheiten erklären.
    »Wie weit seid ihr mit dem Buch gekommen?«
    »Erst ein paar Probeseiten, damit wir den Projektantrag stellen konnten.« Er stand auf und verließ den Raum, kam mit einem Din-A3-Ordner zurück. Er zog das Gummiband ab und legte zwei große Seiten nebeneinander, ein wunderbar scharf gestochenes Bild auf einer Seite und ein kurzer Textabschnitt daneben. Das Bild zeigte eine amerikanische Straßenszene. Es hätte überall sein können: ein mit Schindeln gedecktes Haus mit Sitzgelegenheit auf der Veranda, ein metallisch blauer Himmel darüber. Vor einem schmutzigen Fenster hing eine Stars-and-Stripes-Flagge, große Wagen parkten auf einer breiten betonierten Straße und im Vordergrund grinste eine Frau von ungefähr achtzig Jahren mit verschränkten Armen in die Kamera. Die Falten in ihrem Gesicht waren so tief, dass man darin Kleingeld hätte verlieren können, und ihre künstlichen Zähne bildeten eine perfekt weiße Front.
    Die Bildunterschrift lautete »Senga – Kilmarnock / New Jersey«. Der Text erzählte die Geschichte der Frau, wie sie in die USA gekommen und warum sie geblieben war. Paddy lächelte wegen des Textes. Terry war schlau: Es war nicht das, womit der Leser gerechnet hätte. Senga verglich die Länder nicht miteinander, äußerte keine Vorlieben. Sie war zu Besuch bei ihrer Schwester gewesen und hatte einen italienischen Ladenbesitzer geheiratet. Sie hatte sich in seine Schuhe verliebt und in die Art, wie er ihren Drink mixte. Ihre Schwester hatte Krebs im Bein, ging aber immer noch tanzen. Der Text war typisch für Terrys Schreibstil. Stets fand er einen einzigartigen Zugang zu einer Geschichte, verzichtete auf das Ofensichtliche und überließ es dem Leser, eigene Schlüsse zu ziehen. Sie fuhr mit der Hand über das Bild von Senga, aber Kevin zog ihre Hand weg.
    »Tut mir leid«, sagte er, »aber … das Fotopapier verträgt das nicht.«
    »Entschuldigung.«
    Kevin wirkte plötzlich den Tränen nah und blätterte die Seite um. »Bob – Govan / Long Island«. Bob stand lächelnd an einem unverbauten Küstenstreifen, die Ärmel hochgekrempelt, sodass die Tätowierung auf seinem Unterarm, der todgeweihte King Billy auf einem sich aufbäumenden Pferd, zu sehen war.
    Kevin zeigte

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