Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
Vom Netzwerk:
Monaten keinen namentlich gekennzeichneten Artikel mehr im Blatt. Aber er ist ehrgeizig. Ein gewissenloser Informant könnte ihn dazu bringen, zu behaupten, die Königin sei ein Mann, vorausgesetzt er wäre der Ansicht, seine Karriere käme damit aus dem Keller.«
    Sie faltete die Zeitung zusammen und warf sie auf den Rücksitz.

III
    Mary Ann weinte, als sie draußen vor dem Kloster im Wagen saßen und sie eine Zigarette rauchte. Sie versuchte mit Paddy zu sprechen, aber es kamen nur abgehackte Halbsätze heraus, Verben und Hauptwörter versanken in Schluchzern und die schmerzhafte, aber altbekannte Geschichte von unglücklicher Liebe verwandelte sich in sinnloses Wortgetümmel. Paddy wollte sie nicht ausfragen oder sie bitten, sich deutlicher zu erklären. Sie hätte gerne mehr Einzelheiten erfahren, scheute sich aber davor, zu neugierig zu sein. Gleichzeitig hatte sie plötzlich das Gefühl, ihre Schwester wiederzuhaben, eine Frau ungefähr in ihrem eigenen Alter und keine Braut Christi, die an Wunder und an Märchen glaubte.
    Paddy beobachtete sie, wie sie zum Klostertor ging, auf die beleuchtete Klingel drückte und beim Warten einen letzten sehnsüchtigen Blick zurückwarf. Mary Ann sah plötzlich so hübsch aus mit dem Efeu auf den Klostermauern, das sich um den Torbogen schlängelte und sie einrahmte, ihr kurzes blondes Haar wurde von hinten durch das Licht der Klingelanlage erleuchtet; selbst das einfache Kleid mit dem schäbigen Hemdkragen und den hässlichen Knöpfen sah an ihr hübsch aus.
    Die Tür öffnete sich und das Kloster schluckte sie wieder.
    Paddy fuhr den Hügel hinunter Richtung West End. Als sie an einer Ampel warten musste, stellte sie sich vor, Mary Ann würde zu ihr ziehen und die erdrückende graue Eintönigkeit der Kirche hinter sich lassen. Ein Hochgefühl flackerte auf in ihrer Brust.
    Sie legte den Kopf zurück und schrie tonlos den Namen ihrer Schwester.

IV
    Sie schaltete das Radio nicht ein, auch nicht den Fernseher und sie ließ die Tür zu ihrem Arbeitszimmer offen stehen, sodass sie jedes Geräusch draußen vor der Tür hören konnte. Michael Collins würde nicht wiederkommen, jedenfalls nicht heute Abend. Das wusste sie, obwohl sie seit Petes Geburt einen sehr starken Beschützerinstinkt entwickelt hatte. Hinter jeder scharfen Biegung konnte eine Gefahr lauern. Das war der Grund, weshalb sie ihn kontrollierte, herummeckerte und alles, was potenziell gefährlich war, sehr hoch ins Regal stellte, und nun schrieb sie eine mitreißende Kolumne über die nordirischen Unruhen und behielt dabei immer ein Ohr zur Tür gerichtet.
    Sie hatten Terrys Sachen im Flur stehen lassen, sie gesondert aufbewahrt, für den Fall, dass der Anwalt um Rückgabe bat. Sie hatte die silberfarbene Truhe innen vor die Wohnungstür gestellt, sodass ein Einbrecher sie über den Flur würde schieben müssen, bevor er hereinkommen könnte. Trotzdem würde sie heute Nacht auch ihre Schlafzimmertür offen lassen.
    Als sie mit der Kolumne fertig war, kürzte sie sie so weit herunter, dass sie nur noch fünf Wörter Überlänge hatte und die Redakteure sie nicht zu sehr beschneiden konnten. Dann nahm sie den Hörer ab, um den Text durchzugeben. Die männliche Aushilfskraft tippte die Kolumne für sie, fragte bei ein paar Zeilen nach, korrigierte einmal nach höflicher Nachfrage ihre Zeichensetzung. Als sie fertig war, bedankte sie sich, tat, als könne sie sich noch von Pater Richards’ Abschiedsfest vor Jahren an ihn erinnern und legte auf.
    Sie hätte eigentlich die Küche aufräumen und Petes Sportsachen herauslegen sollen, damit sie in sechs Stunden, wenn sie aufstehen müsste, nicht so viel zu tun hätte. Im dunklen Flur hielt sie an und holte Luft, horchte auf Petes gleichmäßiges Atmen, hörte stattdessen aber nur Dubs pfeifendes Schnarchgeräusch. Terrys Mappe lehnte an der Wand, die Eibenkiste stand davor. Sie hob beide auf und nahm sie mit in die Küche.
    Sie stellte sie auf dem Tisch ab, ging an Dubs Lebensmittelschrank und nahm sich ein riesiges Glas Erdnussbutter heraus, schaufelte einen Löffel voll heraus und steckte ihn sich in den Mund, bevor sie darüber nachdenken konnte, dann leckte sie den Löffel mit der Zunge ab und genoss die salzige Süße, schwor sich, sie würde keinen weiteren nehmen. Nur noch einen. Sie kratzte mit dem Löffel über die Innenwände des Glases, barg einen übervollen Löffel, von dem sie die obere Schicht ableckte, um nicht zu kleckern, während sie den Deckel wieder

Weitere Kostenlose Bücher