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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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Hose saß ihm lässig auf der Hüfte, das Sonnenlicht blitzte auf seiner Brille. Collins sah nicht in die Kamera. Wenn sich Kevin beeilt hatte, hatte er bestimmt nicht einmal bemerkt, dass ein Fotograf ein Bild von der Straße gemacht hatte. Lachend lehnte er mit geöffnetem Mund am Wagen, trug die Haare sehr kurz geschnitten. Auf der anderen Seite, an der Beifahrertür, stand ein weiterer Mann, ein dicker Mann in einem dunklen Anzug, dessen Gesicht verdeckt war, da er sich umgedreht und die Hand nach dem Türgriff ausgestreckt hatte.
    Paddy lehnte sich zurück und kippte frischen Mutes den Wein hinunter. Sie hatte ein Foto von ihm. Zwar zeigte es ihn in New York und auch schon vor einiger Zeit, aber es war dennoch ein Foto von ihm, aufgenommen in einem alltäglichen Moment, als er einen Freund im Auto mitnehmen wollte.
    Sie ging Terrys Notizbuch nach Namen durch, suchte einen afrikanisch klingenden: Morag, Alison, Barney, Tim, keiner passte zu der schwarzen Frau. Wenn sie adoptiert worden war, hatten ihre Eltern ihr vielleicht einen schottischen Namen gegeben. Die Schotten hatten halb Afrika im Auftrag des Empire kolonialisiert. Sie konnte sich gut vorstellen, dass Morag auch ein verbreiteter äthiopischer Name war.
    Sie dachte wieder an Terry, wie er in einer Bar saß, betrunken und verschwitzt, den Arm um ein hungriges, junges Mädchen legte und ihr lief ein Schauder über den Rücken. Sie schüttelte den Gedanken ab.
    Kevin Hatcher würde wissen, wer die Frau war, wo das Foto aufgenommen wurde und vielleicht kannte er sogar den Mann im Hintergrund oder verfügte über irgendeine Information, die Paddy helfen würde, ihn aufzuspüren und sich und Pete vor ihm zu schützen. Aber es war bereits ein Uhr morgens und es wäre unhöflich gewesen, ihn jetzt noch anzurufen.
    Stattdessen packte sie Petes Sportsachen und räumte die Spülmaschine ein. Stattdessen wusch sie sich das Gesicht und putzte sich die Zähne. Stattdessen ging sie zu Bett und freute sich, weil sie nun einen Anhaltspunkt hatte, ein Bild von Michael Collins.
    Dabei hätte sie Pete nehmen und davonlaufen sollen.

13
Yeah
    Seine Nachbarn feierten eine Party. Damals zu seinen besten Säuferzeiten hatte Kevin montagabends regelmäßig Partys besucht und wusste, wie freudlos es dort zuging. Sie fanden statt, wenn die Kneipen bereits geschlossen hatten, dauerten bis zum kalten, feuchten Morgen und wurden von melancholischen Trinkern bevölkert, die auf billigen Alkohol aus waren und sich nur deshalb miteinander abgaben, weil sie sich gemeinsam zudröhnen wollten. Er erinnerte sich an Nächte, die zehn Stunden dauerten und in denen alle Gespräche ermüdend beiläufig verliefen. Frauen mit Koordinationsstörungen, die ihr gutes Aussehen längst an Wein und schlaflose Nächte verloren hatten, tanzten aufreizend miteinander, während sie von den Männern aus toten Augen angestarrt wurden. Die Musik diente als Mörtel, um die Löcher aus Schweigen zu stopfen. Dorthin wollte er nie wieder zurück. Doch heute Abend klangen die gelegentlichen Jubelrufe, die Gitarrenmusik und der durch die Wand dringende Trubel freundlich.
    Der Schmerz in seinem Arm und an seinem Kinn nahm ab und da er stillhielt, spürte er, wie die Gewissheit, dass alles wieder gut werden würde, durch seinen Körper pulsierte.
    Sein Magen war allerdings anderer Ansicht. Er verkrampfte einmal, zweimal und der Griff an seinem Kinn wurde wieder fester.
    Es war dunkel im Raum. Der Mann hatte kein Licht gemacht, als er Kevin hier hereingezerrt und auf den Sessel geworfen hatte. Die Vorhänge waren offen. Das waren sie immer: Kevin machte es nichts aus, wenn ihm die Leute auf der anderen Straßenseite ins Zimmer sahen. Er konnte nach draußen sehen, ein Paar kehrte ihm den Rücken zu und sah bei gedämpftem Licht fern. Ein dunkles Zimmer. Ein Mann wusch sich die Hände in der Küche.
    Der Mann hatte, wie es Kevin vorgekommen war, stundenlang auf seinem Unterarm gekniet. Er hatte das Gefühl in seinen Fingern verloren, seine Handgelenke und Ellbogen wurden fest ins Leder gedrückt, aber jetzt schien es nicht mehr wehzutun. Nichts schien mehr wehzutun. Nicht mal seine Zähne, nicht mal sein Kiefer, den der Mann mit einer Art Meißel aufgehebelt hatte, bevor er ihm kleine Papiersäckchen in den Rachen geschoben, Wasser nachgegossen und ihn gezwungen hatte, alles zu schlucken.
    Kevin sah zu der Brille mit dem Metallgestell auf, die orangefarbene Straßenbeleuchtung von unten spiegelte sich auf den

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