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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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rechteckigen Gläsern, und er spürte, dass sich sein Angreifer schlechter fühlte als er selbst. Der Mann war verzweifelt und hatte Angst. Er schwitzte.
    »Wenn du kotzt, mach ich dich fertig.«
    Kevins Stimmung war ebenso schnell umgeschlagen wie eine lose Feder im Wind. Er wusste, alles würde gut werden, dabei hatte er sich einen kurzen Augenblick zuvor noch hilflos gefühlt und gedacht, er säße in der Falle.
    Zuerst kam die Hitze, eine brennende Hitze in seinem Gesicht und seiner Brust. Ein Schleier aus Schweiß glitt ihm über die Augen und sein Herzschlag passte sich der Musik im Nachbarhaus an, hämmerte immer schneller, überholte schließlich den Rhythmus und durchstieß sein Gesicht. Er konnte nichts mehr sehen.
    Plötzlich war jeder Muskel seines Körpers zum Zerreißen gespannt und er stand auf, der kleine Mann rutschte wie eine Serviette von seinem Stuhl. Er packte Kevin an den Knöcheln, war aber machtlos gegen die Kraft, die Kevin durchströmte.
    Kevin hob lächelnd den Fuß vom Boden und trat seinem Angreifer auf die Hand. Er hörte den Schmerzensschrei des Mannes und wie er sich zu seinen Füßen krümmte, halb unter dem Wohnzimmertisch verschwand, aber Kevin war das egal. Es war wunderbar, wenn einem alles egal war. Er stampfte noch einmal auf, verfehlte ihn dieses Mal, aber auch das war egal. Er wandte sich dem Zimmer zu. Licht drang aus jeder Ecke. Die Tür. Er sollte zur Tür gehen und verschwinden.
    Er machte drei Schritte vorwärts, wie ein Koloss, der in Bewegung geriet, die kühle Nachtluft streichelte seine heiße Haut, seine Brust wies ihm den Weg, sein Herz drängte nach vorne, trieb ihn hinaus in den Gang, wo es kühler sein würde, besser. Er stellte sich vor, wie er das Gesicht gegen den kalten nackten Stein pressen, die köstliche Kälte in sich aufnehmen würde. Einer der betrunkenen Nachbarn schrie »Yeah« und Kevin drehte sich zur Wohnzimmertür um, schrie zurück, seine Stimme berührte die Stimmen des anderen durch die Wand.
    Yeah.
    Eine absolute Vereinigung der Stimmen. Perfekt. Etwas Kleines krabbelte an seinen Füßen, etwas packte ihn, kratzte, zog an seinen Beinen, zerrte an ihm.
    Weißes Licht, kühles Licht, überströmte ihn plötzlich, herrlich, aufregend. Er schloss eine Sekunde lang die Augen, vergaß aber, sie wieder zu öffnen.
    Er lag auf dem Boden, auf der Seite, den Arm unter dem Kinn, seine gesamte linke Seite pochte im Takt der Musik. Sein Gesicht war feucht.
    Über ihm krachte ein Fuß herunter, trat ihm auf den Kopf, ein Körper bewegte sich und eine Sohle schwebte über seinem Gesicht. Zwei orangefarbene Rechtecke funkelten böse und grell auf ihn herab.
    Kevin machte die Augen wieder zu.
    Eine Stimme rief ihn durch die Wand, nahm ihn mit zurück in die verdreckten Räume, auf die klebrigen Sofas und die von Toten bevölkerten Montagabend-Partys.
    Yeah.

14
Geschmeidige Ratten
    Callum war erledigt. Sein Zimmer war klein, dunkel und warm, er war lange nicht mehr in einem so warmen Zimmer gewesen. Obwohl Sommer war, hatten sie die Heizung aufgedreht und er konnte nicht unter der Decke liegen, ohne zu schwitzen. Aber die Müdigkeit kam zum Teil auch daher, dass er seit über neun Stunden nicht mehr allein gewesen war. Er hätte nicht gedacht, dass er das Alleinsein so sehr vermissen würde.
    Es war ein winziges Zimmer, halb so groß wie die kleinste Zelle, in der er je untergebracht war. Das Einzelbett stand gegenüber einem Regal und einem weißen Plastikkleiderschrank, bei dem eine Tür fehlte, und nahm den größten Teil des Zimmers ein. Er musste sich seitlich daran vorbeischieben, um zum Fenster zu gelangen.
    Zwei der Kinder hatten hier geschlafen. Ihre Stockbetten standen jetzt am Fußende von Seans und Elaines Bett. An der gelben Tapete klebten Reste von Aufklebern, ein halbes Raumschiff, die Mähne und die Beine eines Löwen, das Gesicht fehlte. In der Ecke hatte Elaine versucht, schwarzes Filzstiftgekritzel wegzuwischen.
    Von Callums Fenster aus sah man auf die Straße. Das sei jetzt besser so, hatte Elaine beim Essen gesagt, weil die Kinder jetzt nicht mehr vom Straßenlärm geweckt würden. Besser so. Als wollte sie sich selbst überzeugen. Sie war schlank für eine Mutter von vier Kindern, hatte braunes, glänzendes Haar. Wenn sie sich beim Essen vorbeugte und ihre Bluse ein bisschen herunterrutschte, konnte er ihren BH sehen. Fast hätte er sie dort an Ort und Stelle besprungen.
    Die Kinder hatten sie belogen. Mary, die Älteste, hatte es ihm

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