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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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auseinandergenommen.«
    »Er hatte Schlüssel, kannte die Leute aber nicht? Wie hat er sich die Schlüssel beschafft?«
    »Es gibt viele Möglichkeiten. Das weißt du. Wenn die Leute wüssten, wie wichtig es ist, in jeder wachen Sekunde und nicht zuletzt in jeder bewusstlosen Sekunde auf ihren Schlüsselbund aufzupassen, dann würden sie ihn in einem Geheimfach in ihren langen Unterhosen verstecken.«
    »Okay, er kennt sie nicht. Er organisiert Schlüssel zu zwei Wohnungen. Drei. Es sind drei. Er betritt sie. Die Leute schlafen. Sie werden nicht wach. Das ist sehr seltsam. Er kennt diese Menschen nicht. Er bewegt sich wie ein Geist in ihren Wohnungen. Er macht, was er will. Er filmt. Er tötet. Er entscheidet, nicht zu töten. Er hat die Macht.«
    Ringmar blieb stumm. Winter hielt noch immer die Scheibe in der Hand. Gleich würde Ringmar es sehen. Die Sonne versuchte, durch die gekippten Jalousien in Winters Zimmer zu dringen. Sie hatte hier nichts verloren.
    »Kennt er sie?«, sagte Winter. »Kannte er einen von ihnen?«
    »Ja.«
    »Wie ist er in die Wohnungen gelangt?«
    »Er wurde hereingelassen.«
    »In beiden Fällen? In allen drei Fällen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil sie einander kannten. Er war zu Besuch.«
    »Warum?«
    »Sie hatten etwas zu besprechen.«
    »Was?«
    »Vielleicht Weihnachten. Was sie Weihnachten machen wollten. Was sie am nächsten Tag oder am Wochenende unternehmen wollten. Fernsehprogramm. Der Preis für Knollengemüse. Spanien.«
    »Spanien?«
    »Sie kennen einander«, sagte Ringmar. »Aus Spanien.«
    »Der Mörder kannte sie aus Spanien? Dort haben sie sich kennengelernt? Dort hat er seine Opfer getroffen?«
    »Nicht nur dort. Aber sie haben sich auch dort getroffen.«
    »Wohnt der Mörder in Spanien?«
    »Zeitweise. Er hat ein Haus in Spanien.«
    »Also müssen wir alle in Spanien als schwedisch registrierten Autos überprüfen?«
    »An der Costa del Sol fangen wir an.«
    »Dort gibt es Tausende.«
    »Es ist ein Anfang.«
    »Warum sollte er seinen Freunden übelwollen?«
    »Sie haben ihm etwas angetan.«
    »Alle?«
    »Nein.«
    »Einer von ihnen?«
    »Vielleicht.«
    »Was genau meinst du damit?«
    »Vielleicht irgendein Familienmitglied.«
    »Und das genügt, um zu morden?«
    »Ja.«
    »Was war es? Was hat man dem Mörder angetan?«
    »Es braucht gar nichts Dramatisches gewesen zu sein. Nichts Besonderes. In seinem Gehirn ist es groß geworden.«
    »Warum jetzt?«
    »Etwas ist passiert.«
    »Etwas, das die Morde ausgelöst hat?«
    »Ja.«
    »Wo ist es passiert?«
    »Hier in Schweden. In Göteborg.«
    »Kann es auch in Spanien passiert sein?«
    »Ja.«
    »Oder nur in Spanien?«
    »Ja.«
    »Hast du die jungen Männer nicht mehr im Verdacht?«
    »Doch.«
    »Halten wir sie weiterhin für Verdächtige?«
    »Ja, solange wir nicht vom Gegenteil überzeugt sind.«
    »Warum sagen sie, dass sie geschlafen haben?«
    »Es ist ja möglich, dass sie wirklich geschlafen haben.«
    »Sind sie betäubt worden?«
    »Ja.«
    »Bald wirst du den Beweis sehen, Bertil.«
    »Das ist ein Spielfilm«, sagte Ringmar. »Die Gefilmten spielen nur. Es sind Schauspieler.«
    »Schau sie dir erst mal an.«
    »So kompliziert kann es wirklich sein, Erik.«
    »Die Frauen haben bald ausgespielt.«
    »Vielleicht waren sie das gar nicht, sondern ganz andere Personen.«
    »Es waren die Zimmer.«
    »Er hätte ihre Gesichter zeigen sollen«, sagte Ringmar. »Du sagst, dass er das nicht tut. Warum nicht?«
    »Warum haben sie geschlafen, Bertil?«
    »Weil er sie betäubt hat, ist doch klar.«
    »Wie hat er das angestellt?«
    »Das ist eine zweite sehr gute Frage. Jetzt leg erst mal die Scheibe ein.«
    Winter drückte auf »open«, legte die Scheibe ein, schob sie in den DVD -Spieler und wartete auf die Vorstellung.
    Während sie lief, versuchte er Dinge zu entdecken, die er bisher übersehen hatte. Das würde er wiederholen, bis er jeden Schritt in dieser Vorführung kannte, wie ein Schauspieler vor der Premiere und danach. Für Bertil war es das erste Mal. Er würde vielleicht anderes entdecken, Bewegungen. Bertil schwieg. Er war äußerst konzentriert.
    Der dritte Film lief. Die Warnung. Ein teuflisches Versprechen, dachte Winter. Das hier werde ich tun, ich verspreche es. Ihr wisst, was es ist.
    »Halt das Bild an«, sagte Ringmar.
    Winter drückte auf »Pause«.
    Das Bild erstarrte. Es zeigte das Fenster. Die Vorhänge wirkten dünner als vorher. Die Konturen, die sich dahinter abzeichneten, sahen aus wie Klötze, Bauklötze,

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