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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Fehler, die ein Hexer nicht machen darf.«
    Er stand da, gegen die Höhlenwand gelehnt, und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Du antwortest nicht«, stellte Nenneke mit leichtem Lächeln fest. »Das wundert mich nicht. Es ist nicht leicht, mit der Stimme der Vernunft zu streiten. Du bist krank, Geralt. Du bist nicht voll leistungsfähig. Du reagierst schlecht auf Elixiere. Du hast einen beschleunigten Puls, verlangsamte Akkommodation der Augen, verzögerte Reaktionen. Dir gelingen nicht einmal die einfachsten 
Zeichen
. Und du willst auf Fahrt gehen? Du musst dich kurieren. Du brauchst eine Heilbehandlung. Und vorher eine Trance.«
    »Hast du deswegen Iola zu mir geschickt? Im Rahmen der Heilbehandlung? Um die Trance zu erleichtern?«
    »Du bist dumm!«
    »So sehr nun auch wieder nicht.«
    Nenneke wandte sich ab und steckte die Hände zwischen die fleischigen Stiele einiger Schlingpflanzen, die dem Hexer unbekannt waren. »Na gut«, sagte sie gelassen. »Ja, ich habe sie zu dir geschickt. Im Rahmen der Heilbehandlung. Und ich sage dir, es hat genützt. Du hast am Morgen darauf viel besser reagiert. Du warst ausgeglichener. Außerdem brauchte Iola auch eine Behandlung. Sei nicht böse.«
    »Ich bin weder wegen der Behandlung böse, noch auf Iola.«
    »Aber auf die Stimme der Vernunft, die du hörst?«
    Er gab keine Antwort.
    »Eine Trance muss sein«, wiederholte Nenneke und ließ den Blick über ihren Höhlengarten schweifen. »Iola ist bereit. Sie hat körperlich und geistig Kontakt zu dir aufgenommen. Wenn du abreisen willst, dann machen wir es heute Nacht.«
    »Nein. Ich will nicht. Versteh doch, Nenneke, in der Trance kann Iola Gesichte haben. Prophezeiungen machen, die Zukunft voraussagen.«
    »Darum geht es ja.«
    »Eben. Ich will die Zukunft aber nicht wissen. Wie könnte ich tun, was ich tue, wenn ich die Zukunft kennen würde? Übrigens kenne ich sie sowieso.«
    »Bist du sicher?«
    Er antwortete nicht.
    »Na gut.« Sie seufzte. »Gehn wir. Ach ja, Geralt? Ich will nicht neugierig sein, aber sag mir ... Sag, wie habt ihr euch kennengelernt? Du und Yennefer? Wie hat es angefangen?«
    Der Hexer lächelte. »Es hat damit angefangen, dass Rittersporn und ich nichts zum Abendessen hatten und beschlossen, Fische zu fangen.«
    »Soll das heißen, du hast statt eines Fisches Yennefer gefangen?«
    »Ich erzähl dir, wie es war. Aber vielleicht nach dem Abendbrot, ich bin nämlich ein bisschen hungrig.«
    »Also gehen wir. Ich hab schon alles, was ich brauche.«
    Der Hexer ging zum Ausgang, ließ den Blick noch einmal durch das Höhlentreibhaus schweifen. »Nenneke?«
    »Hm?«
    »Die Hälfte von dem, was du hier hast, sind Pflanzen, die sonst nirgends mehr auf der Welt wachsen. Ich irre mich doch nicht?«
    »Du irrst dich nicht. Über die Hälfte.«
    »Wie erklärst du das?«
    »Wenn ich sage, es ist die Huld der Göttin Melitele, wird dir das sicherlich nicht genügen?«
    »Sicherlich nicht.«
    »Das dachte ich mir.« Nenneke lächelte. »Siehst du, Geralt, unsere liebe Sonne scheint immer noch. Aber nicht mehr so wie früher. Wenn du willst, kannst du in den Büchern davon lesen. Wenn du aber darauf keine Zeit verwenden willst, dann genügt dir vielleicht die Erklärung, dass der Kristall, aus dem das Dach gemacht ist, als Filter wirkt. Er schaltet die tödliche Strahlung aus, von der es im Sonnenlicht immer mehr gibt. Darum wachsen hier Pflanzen, die du nirgends auf der Welt in der Natur finden wirst.«
    »Ich verstehe.« Der Hexer nickte. »Und wir, Nenneke? Was ist mit uns? Auf uns scheint die Sonne auch. Sollten wir uns nicht unter solch einem Dach in Sicherheit bringen?«
    »Eigentlich sollten wir das«, seufzte die Priesterin. »Aber . . .«
    »Aber was?«
    »Es ist schon zu spät.«
     

Der letzte Wunsch
I
    Der Wels streckte den Kopf mit den Barteln aus dem Wasser, ruckte kräftig, warf sich herum, wühlte das Wasser auf, ließ seinen weißen Bauch blitzen.
    »Pass auf, Rittersporn!«, rief der Hexer und stemmte sich mit den Absätzen in den Schlick. »Halt fest, verdammt!«
    »Ich halt ihn . . .«, stöhnte der Dichter. »Himmel, was für ein Monster! Ein Leviathan und kein Fisch! Aber das wird ein Essen, bei den Göttern!«
    »Lass nach, lass nach, sonst reißt die Schnur!«
    Der Wels hatte sich an den Grund geheftet, dann stürzte er sich mit einem plötzlichen Angriff in die Strömung, auf die Flussschleife zu. Die Schnur zischte auf, Rittersporns und Geralts Handschuhe begannen zu

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