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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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rauchen.
    »Zieh, Geralt, zieh! Lass nicht nach, sonst verheddert sie sich am Grund!«
    »Die Schnur reißt!«
    »Sie reißt nicht! Zieh!«
    Sie stemmten sich fest, zogen. Zischend fuhr die Schnur durchs Wasser, vibrierte, warf einen Schauer kleiner Tropfen hoch, die in der aufgehenden Sonne wie Quecksilber funkelten. Unvermittelt tauchte der Wels auf, zappelte dicht unter der Oberfläche, die Spannung der Schnur ließ nach. Rasch begannen sie, das lockere Stück einzuholen.
    »Wir werden ihn räuchern«, schnaufte Rittersporn. »Wir bringen ihn ins Dorf und lassen ihn räuchern. Und von dem Kopf kochen wir eine Suppe!«
    »Pass auf!«
    Der Wels, der die Untiefe unterm Bauch spürte, stieg bis zur Mitte seines mächtigen Körpers aus dem Wasser, warf den Kopf herum, schlug mit dem flachen Schwanz und stürzte sich in die Tiefe. Wieder stieg Rauch von den Handschuhen auf.
    »Zieh, zieh! Ans Ufer mit dem Mistkerl!«
    »Gleich reißt die Schnur! Lass nach, Rittersporn!«
    »Sie hält, keine Angst! Von dem Kopf ... kochen wir eine Suppe . . .«
    Der Wels, abermals in Ufernähe gezogen, warf sich herum und zerrte wütend, als wollte er zeigen, so leicht werde er sich nicht in die Pfanne hauen lassen. Das Wasser spritzte klafterweit empor.
    »Die Haut verkaufen wir . . .« Die Füße in den Boden gestemmt, zog Rittersporn mit beiden Händen an der Schnur, rot vor Anstrengung. »Und die Barten ... aus den Barten machen wir . . .«
    Niemand erfuhr jemals, was der Dichter aus den Barten des Wels machen wollte. Mit einem Knall riss die Schnur, beide Angler verloren das Gleichgewicht und fielen in den nassen Sand.
    »Dass dich der Teufel!«, brüllte Rittersporn, und das Echo hallte überm Rispengras. »So viel Essen hinüber! Verrecken sollst du, Mistwels!«
    »Ich hab’s gesagt.« Geralt klopfte sich die Hose ab. »Ich hab’s gesagt, dass wir nicht zu kräftig ziehen sollen. Du hast’s vermasselt, Kumpel. Als Angler bist du so gut wie ein Ziegenarsch als Trompete.«
    »Stimmt nicht«, erwiderte der Troubadour gekränkt. »Dass dieses Monster überhaupt angebissen hat, ist mein Verdienst.«
    »Sieh an. Du hast keinen Finger gerührt, als ich die Schnur ausgeworfen habe. Du hast auf der Laute gespielt und sperrangelweit das Maul aufgerissen, weiter nichts.«
    »Du irrst dich.« Rittersporn bleckte die Zähne. »Denn weißt du, als du eingeschlafen warst, habe ich die Engerlinge vom Haken genommen und einen toten Raben draufgesteckt, den ich im Gebüsch gefunden hatte. Ich wollte am Morgen dein Gesicht sehen, wenn du den Raben rausziehst. Und der Wels hat auf den Raben angebissen. Auf deine Engerlinge hätte ein Scheiß angebissen.«
    »Angebissen, angebissen.« Der Hexer spuckte ins Wasser, während er die Schnur auf ein Holz wickelte. »Aber er hat sich losgerissen, weil du wie ein Irrer gezogen hast. Statt zu reden, wickle den Rest der Schnur auf. Die Sonne ist schon aufgegangen, wir müssen weiter. Ich gehe und packe.«
    »Geralt!«
    »Was ist?«
    »An der anderen Schnur ist auch was ... Nein, verdammt, sie hat sich bloß verhakt. Mist, sie hängt fest wie ein Stück Fels, ich krieg sie nicht los! Ah, na also ... Ha, ha, sieh nur, was ich da herausziehe! Das scheint das Wrack einer Schute aus der Zeit König Desmonds zu sein! So ein großes Stück Dreck! Sieh nur, Geralt!«
    Klar, Rittersporn übertrieb, der Klumpen verrotteter Taue, Netzreste und Wasserpflanzen, den Rittersporn herausgezogen hatte, war ansehnlich, aber längst nicht von den Ausmaßen einer Schute aus der Zeit des sagenhaften Königs. Der Barde warf den Klumpen am Ufer auseinander und begann, mit dem Stiefelabsatz darin zu stochern. Die Wasserpflanzen wimmelten von Egeln, Gründlingen und kleinen Krebsen.
    »Ha! Schau, was ich gefunden habe!«
    Neugierig geworden, trat Geralt näher. Der Fund erwies sich als bauchiger Krug aus Steingut, etwas in der Art einer Amphore mit zwei Henkeln, in ein Netz verstrickt, schwarz von verfaultem Wassermoos, von Köcherfliegen- und Schneckenkolonien – und er stank nach Schlamm.
    »Ha!«, rief Rittersporn abermals stolz. »Weißt du, was das ist?«
    »Klar. Ein alter Topf.«
    »Du irrst dich«, verkündete der Troubadour, während er mit einem Stück Holz Muscheln und versteinerten, schmutzigen Lehm abkratzte. »Das ist nichts Geringeres als ein Zauberkrug. Drinnen sitzt also ein Dschinn, der mir drei Wünsche erfüllen wird.«
    Der Hexer machte »Pah!«.
    »Du kannst ruhig lachen.« Rittersporn war mit dem Abschaben

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