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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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das Gesicht und kniff die Augen zusammen – Rittersporn hatte eine kräftige, ausgebildete Tenorstimme, und wenn er sich ängstigte, erreichte seine Stimme ungeahnte Höhen. Doch der Kehle des Barden entrang sich ein kaum hörbares heiseres Krächzen.
    »Rittersporn! Was ist mit dir? Antworte!«
    »Hhhh ... eeee ... cheee . . .«
    »Tut dir was weh? Was ist mit dir? Rittersporn!«
    »Hhhh ... Khuuu . . .«
    »Red nicht. Wenn alles in Ordnung ist, dann nicke.«
    Rittersporn verzog das Gesicht und nickte mit großer Mühe, doch gleich darauf drehte er sich auf die Seite, krümmte sich und spuckte Blut, wobei er hustete und um Luft rang.
    Geralt fluchte.

II
    »Bei den Göttern!« Der Wächter wich zurück und senkte die Laterne. »Was ist mit ihm?«
    »Lass uns durch, guter Mann«, sagte leise Geralt, der den im Sattel zusammengesunkenen Rittersporn stützte. »Wir haben es eilig. Du siehst doch.«
    »Ich sehe.« Der Wächter schluckte, als er das bleiche Gesicht des Dichters und sein von geronnenem Blut überzogenes Kinn betrachtete. »Ist er verwundet? Das sieht gar nicht gut aus, Herr.«
    »Ich habe es eilig«, wiederholte Geralt. »Wir sind seit Tagesanbruch unterwegs. Lasst uns durch, bitte.«
    »Wir können nicht«, sagte der zweite Wächter. »Durchs Tor darf man nur von Sonnenaufgang bis zum Untergang. Nachts ist kein Durchlass. So ist es befohlen. Für niemanden, es sei denn, er hat ein Zeichen vom König oder vom Bürgermeister. Oder er ist ein Edelmann von Geblüt.«
    Rittersporn begann zu krächzen, krümmte sich noch mehr zusammen, stützte den Kopf auf die Mähne des Pferdes, erbebte, würgte mit einem Anfall von trockenem Brechreiz. Über das verzweigte, geronnene Muster auf dem Hals des Pferdes ergoss sich ein weiteres Rinnsal.
    »Leute«, sagte Geralt, so ruhig er vermochte. »Ihr seht doch, dass es schlecht um ihn steht. Ich muss jemanden finden, der ihn heilt. Lasst uns bitte durch.«
    »Bittet nicht.« Der Wächter stützte sich auf die Hellebarde. »Befehl ist Befehl. Wenn ich Euch durchlasse, komme ich an den Pranger, und man wirft mich aus dem Dienst, was soll ich dann den Kindern zu essen geben? Nein, Herr, ich kann nicht. Holt den Freund vom Pferd und bringt ihn in die Hütte am Vorwerk. Wir pflegen ihn, bis zum Morgen hält er durch, wenn es ihm vorbestimmt ist. Es dauert nicht mehr lange.«
    »Pflege genügt hier nicht«, erwiderte der Hexer zähneknirschend. »Es muss ein Heiler her, ein Priester, ein fähiger Arzt . . .«
    »So einen würdet Ihr nachts sowieso nicht aus dem Bett kriegen«, erklärte der andere Wächter. »So viel können wir für Euch tun, dass Ihr nicht bis zum Morgengrauen vor dem Tor sitzen müsst. In der Hütte ist es warm, und ein Lager für den Verwundeten findet sich auch, es wird besser für ihn sein als im Sattel. Kommt, wir helfen Euch, ihn vom Pferd zu heben.«
    In der Hütte innerhalb des Vorwerkes war es wirklich warm, stickig und eng. Das Feuer knisterte lustig im Kamin, und hinter dem Kamin zirpte ausdauernd eine Grille.
    An dem schweren quadratischen Tisch, auf dem Krüge und Teller standen, saßen drei Männer.
    »Verzeiht, edle Herren«, sagte der Wächter, der Rittersporn stützte, »dass wir Euch stören ... Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen ... Dieser Ritter hier, hmm ... Und der andere, er ist verwundet, und da dachte ich . . .«
    »Du hast richtig gedacht.« Einer der Männer wandte ihm das schmale, scharf geschnittene, ausdrucksvolle Gesicht zu und stand auf. »Weiter, legt ihn hier auf die Pritsche.«
    Der Mann war ein Elf. Vermutlich ebenso wie der zweite, der am Tisch saß. Wie ihre Kleidung, die typische Mischung von Menschen- und Elfenmode, zeigte, waren beide sesshafte, assimilierte Elfen. Der dritte Mann, dem Aussehen nach der älteste, war ein Mensch. Ein Ritter, nach der Kleidung und nach dem grauen Haar zu urteilen, das so geschnitten war, dass es unter einen Helm passte.
    »Ich bin Chireadan«, stellte sich der größere der Elfen vor, der mit dem ausdrucksvollen Gesicht. Wie üblich bei den Vertretern des Älteren Volkes, ließ sich sein Alter nicht schätzen; er konnte ebenso gut zwanzig und hundertzwanzig Jahre alt sein. »Und das ist mein Verwandter Errdil. Dieser Edelmann aber ist der Ritter Vratimir.«
    »Ein Edelmann«, murmelte Geralt, doch ein genauerer Blick auf das auf den Waffenrock genähte Wappen zerstörte seine Hoffnungen: Auf dem viergeteilten Schild mit goldenen Lilien lag schräg ein silberner Balken.

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