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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Gerüchte über sie in Umlauf, sicherlich in der Hoffnung, dass der Hierarch von Nowigrad dem Kaufmann verbietet, ihr Asyl zu gewähren.«
    »Ich stecke meine Finger nicht gern in solche Mühlen«, murmelte Geralt. »Aber mir bleibt keine Wahl. Wie heißt dieser Kaufmann und Gesandte?«
    »Beau Berrant.« Dem Hexer schien es, dass Chireadan das Gesicht verzog, als er den Namen aussprach. »Doch es ist wirklich deine einzige Chance. Oder besser, die einzige Chance dieses armen Kerls, der dort auf dem Bett stöhnt. Ob dir die Zauberin aber wird helfen wollen ... Ich weiß nicht.«
    »Pass auf, wenn du dort hingehst«, sagte Errdil. »Die Spitzel des Bürgermeisters halten das Haus unter Beobachtung. Wenn sie dich aufhalten sollten, weißt du, was zu tun ist. Geld öffnet alle Türen.«
    »Ich gehe, sobald das Tor geöffnet wird. Wie heißt die Zauberin?«
    Geralt kam es vor, als bemerke er auf Chireadans ausdrucksvollem Gesicht einen Anflug von Röte. Es konnte aber auch nur ein Widerschein des Kaminfeuers sein.
    »Yennefer von Vengerberg.«

III
    »Der Herr schläft«, wiederholte der Türhüter und blickte auf Geralt herab. Er war einen Kopf größer und fast doppelt so breit in den Schultern. »Bist du taub, Lump? Der Herr schläft, sage ich.«
    »Soll er schlafen«, stimmte der Hexer zu. »Mit deinem Herrn habe ich kein Geschäft vor, sondern mit der Dame, die sich hier aufhält.«
    »Du hast ein Geschäft vor, sagst du.« Der Türhüter erwies sich als witziger Mann, was bei jemandem von seiner Statur und Erscheinung erstaunlich war. »Dann nimm die Beine in die Hand, geh ins Hurenhaus und bedien dich seiner. Troll dich. Raus.«
    Geralt löste den Geldbeutel vom Gürtel, hielt ihn bei den Riemen und wog ihn in der Hand.
    »Du kannst mich nicht bestechen«, erklärte der Zerberus stolz.
    »Das habe ich nicht vor.«
    Der Türhüter war zu massig, als dass seine Reflexe ihm erlaubt hätten, sich gegen den raschen Schlag eines gewöhnlichen Menschen zu decken. Vor dem Schlag des Hexers bekam er nicht einmal die Augen zu. Mit metallischem Klang donnerte ihm der Beutel an die Schläfe. Er stürzte gegen die Tür und hielt sich mit beiden Händen am Rahmen. Geralt riss ihn davon mit einem Tritt ins Knie los, stieß mit der Schulter zu und benutzte nochmals den Geldbeutel. Die Augen des Türstehers trübten sich und liefen zu einem urkomischen Schielen auseinander, die Beine klappten unter ihm wie zwei Federmesser zusammen. Der Hexer sah, dass der Koloss, obwohl schon fast bewusstlos, noch immer mit den Armen herumfuchtelte, und versetzte ihm noch einen dritten Schlag, mitten auf den Scheitel.
    »Geld«, murmelte er, »öffnet alle Türen.«
    Im Hausflur war es ziemlich dunkel. Durch die Tür zur Linken drang lautes Schnarchen. Der Hexer warf vorsichtig einen Blick hinein. Auf einer zerwühlten Pritsche schlief eine füllige Frau in einem bis über die Hüften hochgerutschten Nachthemd und pfiff durch die Nase. Es war kein besonders schöner Anblick. Geralt zog den Türsteher in die Kammer und hakte die Tür zu.
    Zur Rechten lagen weitere Türen, halb offen, und dahinter eine Steintreppe, die abwärts führte. Der Hexer wollte schon an ihr vorbeigehen, als von unten her ein undeutlicher Fluch ertönte, ein Poltern und das trockene Krachen eines zerbrechenden Gefäßes.
    Der Raum stellte sich als eine große Küche voller Gerätschaften heraus, die nach Kräutern und geteertem Holz roch. Auf dem Steinfußboden kniete inmitten der Scherben eines Tonkruges ein völlig nackter Mann, den Kopf tief gesenkt.
    »Apfelsaft, verdammich«, stammelte er und wackelte mit dem Kopf wie ein Widder, der aus Versehen eine Festungsmauer gestoßen hat. »Apfel ... saft. Wo ... Wo ist die Dienerschaft?«
    »Ich höre?«, erkundigte sich der Hexer höflich.
    Der Mann hob den Kopf und schluckte Spucke hinunter. Seine Augen waren blass und blickten sehr schräg.
    »Sie will Apfelsaft«, teilte er mit, worauf er mit sichtlicher Mühe aufstand, sich auf eine mit einem Fell bedeckte Truhe setzte und sich an den Ofen lehnte. »Ich muss ... welchen raufschaffen, weil . . .«
    »Habe ich das Vergnügen mit dem Kaufmann Beau Berrant?«
    »Still.« Der Mann verzog schmerzerfüllt das Gesicht. »Schrei nicht. Pass auf, dort in dem Fässchen ... Saft. Apfelsaft. Schütt ihn wo rein ... und hilf mir die Treppe rauf, ja?«
    Geralt zuckte mit den Schultern, dann nickte er mitfühlend. Er selbst vermied alkoholische Exzesse eher, doch der Zustand, in dem

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