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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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war, warf ich den Klumpen in ein Gnomenbergwerk und schüttete den Schacht zu.«
    »Pfuscharbeit«, bemerkte Geralt. »Dieser Zauber ließ sich lösen. Konntest du sie nicht einäschern? Ihr kennt doch so viele nette Zaubersprüche.«
    »Ich nicht. Das ist nicht mein Gebiet. Aber du hast recht, ich habe gepfuscht. So ein dämlicher Prinz fand sie und gab eine Menge Geld für einen Gegenzauber aus. Er entzauberte sie und führte sie im Triumph nach Hause, in irgendein heruntergekommenes Königreich im Osten. Sein Vater, ein alter Räuber, bewies mehr Verstand. Er verabreichte dem Sohn eine Tracht Prügel und schickte sich an, die Würgerin nach den Schätzen zu befragen, die sie zusammen mit den Gnomen angehäuft und vorsorglich versteckt hatte. Sein Fehler bestand darin, dass ihm, als sie nackt auf der Folterbank ausgestreckt lag, sein ältester Sohn assistierte. Irgendwie ergab es sich, dass schon tags darauf dieser älteste Sohn, verwaist und ohne Verwandtschaft, in jenem Königreich herrschte und die Würgerin die Würde der ersten Favoritin innehatte.«
    »Also ist sie nicht hässlich.«
    »Geschmackssache. Favoritin war sie nicht lange, bis zur ersten Palastrevolte, wenn man es hochtrabend so nennen will, denn jener Palast erinnerte eher an einen Viehstall. Alsbald zeigte sich, dass sie mich nicht vergessen hatte. In Kovir unternahm sie drei Meuchelmord-Versuche gegen mich. Ich beschloss, nichts zu riskieren und in Pontar abzuwarten. Wieder fand sie mich. Diesmal floh ich nach Angren, doch auch dort machte sie mich ausfindig. Ich weiß nicht, wie sie das anstellt, meine Spur verwische ich gut. Es muss eine Folge ihrer Mutation sein.«
    »Was hat dich davon abgehalten, sie abermals in einen Kristall zu verwünschen? Gewissensbisse?«
    »Nein. Dergleichen hatte ich nicht. Es zeigte sich aber, dass sie gegen Magie resistent geworden war.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Doch. Man braucht nur ein geeignetes Artefakt oder eine Aura zu haben. Andererseits kann es wiederum mit ihrer Mutation zusammenhängen, die sich weiterentwickelt. Ich floh aus Angren und verbarg mich hier im Seebogen, in Blaviken. Ein Jahr lang hatte ich Ruhe, doch jetzt hat sie mich abermals aufgespürt.«
    »Woher weißt du das? Ist sie schon in der Stadt?«
    »Ja. Ich habe sie im Kristall gesehen.« Der Zauberer hob seinen Stab. »Sie ist nicht allein, sie führt eine Bande an, das beweist, dass sie eine große Sache vorhat. Geralt, ich kann nirgends mehr hinfliehen, ich weiß keinen Ort, wo ich mich verbergen könnte. So. Dass du ausgerechnet in diesem Augenblick hier eingetroffen bist, kann kein Zufall sein. Das ist die Vorsehung.«
    Der Hexer hob die Brauen. »Was meinst du damit?«
    »Das ist doch wohl klar. Du wirst sie töten.«
    »Ich bin kein gedungener Mörder, Stregobor.«
    »Richtig, ein Mörder bist du nicht.«
    »Für Geld töte ich Ungeheuer. Bestien, die die Menschen bedrohen. Scheusale, die von deinesgleichen mit Zaubersprüchen und Flüchen heraufbeschworen werden. Keine Menschen.«
    »Sie ist kein Mensch. Sie ist ja wirklich ein Ungeheuer, eine Mutantin, ein verfluchter Wechselbalg. Du hast eine Kikimora hergebracht. Die Würgerin ist schlimmer als eine Kikimora. Die Kikimora tötet aus Hunger, die Würgerin aber zum Vergnügen. Töte sie, und ich zahle dir jede Summe, die du verlangst. In vernünftigen Grenzen, versteht sich.«
    »Ich habe dir schon gesagt, ich halte die Geschichte von der Mutation und vom Fluch der Lilith für Schwachsinn. Das Mädchen hat Gründe, mit dir abzurechnen, ich werde mich da nicht einmischen. Wende dich an den Schulzen, an die Stadtwache. Du bist der Stadtzauberer, du stehst unter dem Schutze des Stadtrechts.«
    »Ich pfeife auf das Recht, auf den Schulzen und seine Hilfe!«, explodierte Stregobor. »Ich brauche keinen Schutz, ich will, dass du sie tötest! In diesen Turm kommt niemand, ich bin hier völlig sicher. Aber was nützt mir das, ich habe nicht vor, bis ans Ende meiner Tage hier zu sitzen. Die Würgerin wird nicht aufgeben, solange ich lebe, das weiß ich. Soll ich in diesem Turm sitzen und auf den Tod warten?«
    »Die Mädchen haben es getan. Weißt du was, Magier? Du hättest die Jagd auf die Kinder anderen, mächtigeren Zauberern überlassen, die Konsequenzen voraussehen sollen.«
    »Ich bitte dich, Geralt.«
    »Nein, Stregobor.«
    Der Schwarzkünstler schwieg. Die unechte Sonne am unechten Himmel hatte sich nicht bewegt, doch der Hexer wusste, dass in Blaviken schon der Abend

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