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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Bruder. Civril hat dich eben schrecklich beleidigt. Willst du ihn nicht herausfordern? Heute Abend ist es so langweilig.«
    »Nein«, sagte der Hexer ruhig.
    »Und wenn ich dir die Fischsuppe hier übern Kopf schütte, forderst du mich dann heraus?«, dröhnte der Halbnackte.
    »Gib Ruhe, Fünfzehn«, sagte Nohorn. »Er hat nein gesagt, dann also nicht. Vorläufig. Also, Bruder, sag, was du zu sagen hast, und pack dich. Du hast die Gelegenheit, dich selbst zu packen. Wenn du die nicht nutzt, packt dich das Gesinde weg.«
    »Dir habe ich nichts zu sagen. Ich will mit der Würgerin reden. Mit Renfri.«
    »Habt ihr gehört, Jungs?« Nohorn ließ den Blick über seine Kumpane schweifen. »Er will mit Renfri reden. Und darf man erfahren, Bruder, zu welchem Zweck?«
    »Darf man nicht.«
    Nohorn hob den Kopf und sah die Zwillinge an. Die traten einen Schritt vor, so dass die silbernen Spangen an ihren hohen Stiefeln klirrten.
    »Ich weiß«, sagte plötzlich der mit dem Zopf. »Ich weiß, wo ich ihn gesehen habe!«
    »Warum sagst du’s dann nicht, Tavik?«
    »Vorm Hause des Schulzen. Er hat irgend so einen Drachen zum Verkaufen mitgebracht, so eine Kreuzung von Spinne und Krokodil. Die Leute haben gesagt, er ist ein Hexer.«
    »Was ist das, ein Hexer?«, fragte der Halbnackte namens Fünfzehn. »Hä? Civril?«
    »Ein käuflicher Zauberer«, sagte der Halbelf. »Ein Gaukler für ein paar Silberlinge. Ich sag doch, eine Laune der Natur. Eine Beleidigung der menschlichen und göttlichen Gesetze. Solche gehören verbrannt.«
    »Wir mögen keine Zauberer.« Tavik knirschte mit den Zähnen, den Blick aus den zusammengekniffenen Augen noch immer an Geralt geheftet. »Irgendwie habe ich den Eindruck, dass wir in diesem Nest mehr zu tun kriegen werden, als wir dachten. Es gibt hier mehr als einen von denen, und man weiß, dass sie zusammenhalten.«
    »Gleich und gleich gesellt sich gern.« Der Mischling lächelte boshaft. »Dass die Erde solche überhaupt trägt. Wer bringt euch Wundertiere zur Welt?«
    »Mehr Toleranz, wenn ich bitten darf«, sagte Geralt ruhig. »Wie ich sehe, muss deine Mutter oft genug allein durch den Wald gegangen sein, dass du Grund hättest, dich um die eigne Herkunft zu kümmern.«
    »Mag sein«, erwiderte der Halbelf, noch immer lächelnd. »Aber ich habe meine Mutter wenigstens gekannt. Das kannst du als Hexer von dir nicht sagen.«
    Geralt wurde etwas bleicher und presste die Lippen zusammen. Nohorn, dem das nicht entging, lachte laut. »Na, Bruder, so eine Beleidigung kannst du nicht durchgehen lassen. Was du da auf dem Buckel hast, sieht wie ein Schwert aus. Also was ist? Gehst du mit Civril raus? Heute Abend ist es so langweilig.«
    Der Hexer reagierte nicht.
    »Elender Feigling«, knurrte Tavik.
    »Was hat er von Civrils Mutter gesagt?«, fuhr Nohorn monoton fort, das Kinn auf die gefalteten Hände gestützt. »Irgendwas ganz Abscheuliches, soviel ich verstanden habe. Dass sie sich rumgetrieben hätte oder so. He, Fünfzehn, gehört es sich, mit anzuhören, wie so ein Dahergelaufener die Mutter eines Kumpels beleidigt? Die Mutter, verdammt noch mal, ist heilig!«
    Fünfzehn stand bereitwillig auf, schnallte das Schwert ab und warf es auf den Tisch. Er reckte die Brust, rückte die mit silbernen Nieten besetzten Armmanschetten zurecht, spuckte aus und trat einen Schritt vor.
    »Falls du es noch nicht gemerkt hast«, sagte Nohorn, »Fünfzehn fordert dich gerade zum Faustkampf heraus. Ich habe ja gesagt, dass dich das Gesinde forträumen wird. Macht Platz.«
    Fünfzehn kam näher, die Fäuste erhoben. Geralt legte die Hand an den Schwertgriff. »Sieh dich vor«, sagte er. »Noch ein Schritt, und du kannst deinen Arm auf dem Fußboden suchen.«
    Nohorn und Tavik sprangen auf und griffen nach den Schwertern. Die schweigsamen Zwillinge zogen ihre mit gleichförmigen Bewegungen. Fünfzehn wich zurück. Nur Civril regte sich nicht.
    »Was geht hier vor, zum Teufel? Kann man euch keinen Augenblick allein lassen?«
    Geralt wandte sich sehr langsam um und blickte in Augen von der Farbe des Meerwassers.
    Sie war fast so groß wie er. Das strohblonde Haar trug sie ungleichmäßig geschnitten, bis knapp über die Ohren. Sie stand da, eine Hand an die Tür gelehnt, in einer langen engen Samtbluse, die ein silberbeschlagener Gürtel zusammenzog. Ihr Rock war schräg geschnitten, links reichte er bis zur Wade, rechts bedeckte er den kräftigen Schenkel oberhalb des hohen Stiefelschafts aus Elchleder. An der linken

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