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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Hüfte trug sie ein Schwert, an der rechten ein Stilett mit einem großen Rubin am Heft.
    »Habt ihr die Sprache verloren?«
    »Das ist ein Hexer«, murmelte Nohorn.
    »Na und?«
    »Er wollte mit dir reden.«
    »Na und?«
    »Das ist ein Zauberer!«, brauste Fünfzehn auf.
    »Wir mögen keine Zauberer«, knurrte Tavik.
    »Ruhig, Jungs«, sagte das Mädchen. »Er will mit mir reden, das ist kein Verbrechen. Ihr unterhaltet euch weiter. Aber ohne Zwischenfälle. Morgen ist Markttag. Ihr wollt doch nicht, dass eure Launen den Jahrmarkt überschatten, so ein wichtiges Ereignis im Leben dieses netten Städtchens?«
    In der einsetzenden Stille erklang ein leises, boshaftes Lachen. Civril, lässig auf die Bank gelümmelt, lachte.
    »Also weißt du, Renfri«, prustete der Mischling. »Ein wichtiges ... Ereignis!«
    »Halt den Mund, Civril. Auf der Stelle.«
    Civril hörte auf zu lachen. Auf der Stelle. Geralt wunderte sich nicht. In Renfris Stimme hatte etwas sehr Seltsames mitgeklungen. Etwas, das an roten Feuerschein auf Klingen gemahnte, an die Schreie der Ermordeten, das Schnauben von Pferden und den Geruch von Blut. Die anderen mussten ähnliche Assoziationen haben, denn sogar auf der braungebrannten Visage Taviks breitete sich Blässe aus.
    »Also, Weißhaar«, brach Renfri das Schweigen. »Gehen wir in den großen Schankraum und schließen wir uns dem Schulzen an, mit dem du gekommen bist. Er will sicherlich auch mit mir reden.«
    Caldemeyn, der an der Theke wartete, unterbrach bei ihrem Anblick das halblaute Gespräch mit dem Wirt, richtete sich auf und verschränkte die Arme.
    »Hört, meine Dame«, sagte er entschiedenen Tones, ohne Zeit auf banale Höflichkeiten zu verschwenden. »Ich weiß von diesem Hexer aus Rivien hier, was Euch nach Blaviken führt. Anscheinend hegt Ihr Groll gegen unseren Zauberer.«
    »Mag sein. Und daraus folgt?«, fragte Renfri leise, ebenfalls nicht sonderlich höflichen Tones.
    »Und daraus folgt, dass es für derlei Dinge die Gerichte der Stadt und des Burgvogtes gibt. Wer bei uns im Seebogen mit der Waffe Rache nehmen will, gilt immer als gemeiner Mörder. Und weiter folgt daraus, dass Ihr entweder morgen früh mit Eurer schwarzen Gesellschaft aus Blaviken verschwindet, oder ich werfe Euch ins Loch, prä ... Wie heißt das, Geralt?«
    »Präventiv.«
    »Genau. Ist das klar, Fräuleinchen?«
    Renfri griff in einen Beutel am Gürtel und holte ein mehrfach gefaltetes Pergament heraus. »Lest Euch das durch, Schulze, falls Ihr lesen könnt. Und nennt mich nicht mehr ›Fräuleinchen‹.«
    Caldemeyn nahm das Pergament, las lange und gab es dann wortlos an Geralt weiter.
    »›An unsere Grafen, Vasallen und freien Untertanen‹«, las der Hexer laut. »›Hiermit tun wir allen kund, dass Renfri, Prinzessin von Creyden, in unseren Diensten steht und sich unserer Huld erfreut, dass indes unseren Zorn auf sich zieht, wer ihr zuwiederhandelt. Audoen, König . . .‹ ›zuwider‹ wird anders geschrieben. Aber das Siegel sieht echt aus.«
    »Weil es echt ist«, sagte Renfri und riss ihm das Pergament aus der Hand. »Es stammt von Audoen, eurem gnädigen Herrn. Daher rate ich, mir nicht zuwiderzuhandeln. Egal, wie es sich schreibt, könnten die Folgen für euch betrüblich sein. Ihr, Herr Schulze, werdet mich nicht ins Loch werfen. Noch mich ›Fräuleinchen‹ nennen. Ich habe kein Gesetz verletzt. Vorerst.«
    »Wenn du es auch nur einen Zollbreit verletzt« – Caldemeyn sah aus, als wolle er ausspucken –, »setz ich dich in den Knast, mitsamt diesem Pergament. Ich schwöre es bei allen Göttern, Fräuleinchen. Komm, Geralt.«
    »Mit dir, Hexer« – Renfri berührte Geralt an der Schulter –, »hätte ich noch ein paar Worte zu wechseln.«
    »Komm nicht zu spät zum Abendbrot«, sagte der Schulze im Gehen, »sonst wird Libussa böse.«
    »Ich komme nicht zu spät.«
    Geralt lehnte sich auf die Theke. Er spielte mit dem Medaillon an seinem Hals, das einen aufgerissenen Wolfsrachen zeigte, und blickte dem Mädchen in die blaugrünen Augen.
    »Ich habe von dir gehört«, sagte sie. »Du bist Geralt von Riva, der weißhaarige Hexer. Stregobor ist dein Freund?«
    »Nein.«
    »Das macht die Sache einfacher.«
    »Nicht besonders. Ich habe nicht vor, ruhig zuzuschauen.«
    Renfris Augen verengten sich. »Stregobor wird morgen sterben«, sagte sie leise und strich sich die ungleichmäßig geschnittenen Haare aus der Stirn. »Es wäre das kleinere Übel, wenn er allein stürbe.«
    »Wenn. Aber in

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