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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Greule erwähnt, die sich in den Bergen eingenistet hat, ein Sägmaul und Scolopendromorpha. Auch eine Mantikora findet sich wohl, wenn man gründlich sucht. So viele Aufgaben, die ein Hexer erledigen könnte, ohne dass er sich dazu mit fremden Federn und Wappen schmücken müsste.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Königin, ich zweifle nicht daran, dass die Verbindung mit Skellige, die durch die Verheiratung deiner Tochter geknüpft wird, für Cintra notwendig ist. Es kann auch sein, dass die Intriganten, die das verhindern wollen, eine Lehre verdient haben, und das auf eine Weise, dass die Herrscherin nicht darin verwickelt ist. Sicherlich wäre es am besten, wenn ihnen diese Lehre ein niemandem bekannter Herr aus Vierhorn erteilte, der gleich danach von der Bildfläche verschwindet. Und jetzt antworte ich auf deine Frage. Du verwechselt meinen Beruf mit dem Gewerbe eines gedungenen Mörders. Jene anderen, derer es so viele gibt, das sind die, die Macht haben. Ich werde nicht zum ersten Mal an einen Hof gerufen, wo die Probleme des Herrschers einen raschen Schwertstreich erfordern. Aber ich habe niemals Menschen um Geld getötet, egal, ob in einer guten oder schlechten Sache. Und ich werde es niemals tun.«
    Die Stimmung am Tisch wurde in dem Maße lebhafter, wie das Bier abnahm. Der rothaarige Crach an Craite hatte dankbare Zuhörer für einen Bericht über die Schlacht bei Thwyth gefunden. Er hatte mit Hilfe eines in Soße getauchten Knochens mit Fleisch eine Karte auf den Tisch gezeichnet und trug laut redend die taktische Ausgangsstellung ein. Gokgokling wurde seinem Spitznamen gerecht und gackerte plötzlich wie eine waschechte Glucke, womit er unter den Gästen allgemeine Heiterkeit auslöste, aber Verwirrung unter der Dienerschaft, die meinte, irgendwie sei ihrer Wachsamkeit zum Hohne ein Vogel aus dem Stall in den Saal entwichen.
    »Das Schicksal hat mich also mit einem allzu scharfsichtigen Hexer gestraft.« Calanthe lächelte, doch ihre zusammengekniffenen Augen blickten böse. »Einem Hexer, der ohne eine Spur von Achtung oder auch nur gewöhnlicher Höflichkeit meine Intrigen und nichtswürdigen, verbrecherischen Pläne entlarvt. Bist du nicht vielleicht von meiner Schönheit und einnehmenden Persönlichkeit derart fasziniert, dass sich dir der Verstand verwirrt hat? Tu das nie wieder, Geralt. Sprich nie wieder so von denen, die Macht haben. Manch einer wird sich deine Worte merken, und du kennst die Könige, du weißt, dass sie über verschiedene Mittel verfügen. Ein Stilett. Gift. Das Verlies. Glühende Zangen. Es gibt Hunderte, Tausende von Mitteln, zu denen Könige greifen, um ihren verletzten Stolz zu rächen. Du wirst es nicht glauben, wie leicht der Stolz mancher Herrscher zu verletzen ist. Es kommt selten vor, dass einer von ihnen Worte wie ›nein‹, ›ich werde nicht‹ oder ›niemals‹ ruhig erträgt. Mehr noch, es reicht, so einem ins Wort zu fallen oder unangebrachte Bemerkungen einzuwerfen, und schon ist einem das Rad sicher.«
    Die Königin faltete die weißen, schlanken Hände und stützte das Kinn leicht darauf, während sie eine Kunstpause machte. Geralt fiel ihr nicht ins Wort und warf auch nichts ein.
    »Könige«, fuhr Calanthe fort, »unterteilen die Menschen in zwei Kategorien. Den einen befehlen sie, und die anderen kaufen sie. Sie huldigen also der alten und banalen Wahrheit, dass man jeden kaufen kann. Jeden. Es ist nur eine Frage des Preises. Stimmst du dem zu? Ach, ich brauche nicht zu fragen. Du bist ja ein Hexer, tust deine Arbeit und nimmst den Lohn, in Bezug auf dich verliert das Wort ›kaufen‹ seinen hässlichen Beiklang. Die Frage des Preises ist in deinem Fall auch offensichtlich, er hängt mit der Schwierigkeit der Aufgabe, der Qualität der Ausführung, der Meisterschaft zusammen. Auch mit deinem Ruhm, Geralt. Die Bettler auf den Jahrmärkten singen ein Lied von den Taten des weißhaarigen Hexers aus Riva, der Hauptstadt Riviens. Wenn auch nur die Hälfte davon wahr ist, dann kann ich annehmen, dass der Preis für deine Dienste nicht gering ist. Dich für so einfache und banale Dinge anzustellen, wie Palastintrigen oder Mordanschläge, wäre Geldverschwendung. Das kann man durch andere, billigere Hände erledigen.«
    »BRAAAK! Ghaaa-braaak!«, brüllte Gokgokling plötzlich los und bekam einen donnernden Applaus für die Nachahmung eines weiteren Tieres. Geralt wusste nicht, welches, doch er wollte so einem nie begegnen. Er wandte den Kopf und

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