Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
Unannehmlichkeiten widerfahren, die nicht von schlechten Eltern sind. Habt Ihr verstanden?«
    »Verstanden. Gehen wir, Herr Haxo. Komme, was da wolle, nach diesem Bad habe ich Hunger.«

II
    Abgesehen von der banalen, förmlichen Begrüßung, bei der sie ihn als »den Herrn auf Vierhorn« ansprach, wechselte Königin Calanthe mit dem Hexer kein einziges Wort. Das Festmahl hatte noch nicht begonnen, es trafen weiterhin Gäste ein, vom Herold laut angekündigt.
    Der Tisch war riesig, rechteckig, er bot ungefähr vierzig Leuten Platz. Am oberen Ende hatte Calanthe Platz genommen, auf einem Thron mit hoher Lehne. Zu ihrer Rechten saß Geralt, zur Linken ein grauhaariger Barde mit Laute namens Philodor. Weiter links blieben zwei Plätze am oberen Ende der Tafel leer.
    Rechts von Geralt saßen an der Längsseite des Tisches der Kastellan Haxo und ein Heerführer mit schwer zu behaltendem Namen. Es folgten die Gäste aus dem Fürstentum Attre – der finstere und schweigsame Ritter Rainfarn und sein Schutzbefohlener, der pausbäckige zwölfjährige Prinz Windhalm, einer der Bewerber um die Hand der Prinzessin. Weiterhin bunt gekleidete Ritter von Cintra und Vasallen aus der Umgebung.
    »Baron Eylembert von Tigg!«, verkündete der Herold.
    »Gokgokling!«, murmelte Calanthe und stieß Philodor an. »Es wird lustig.«
    Der dürre und schnurrbärtige, üppig gekleidete Ritter verneigte sich tief, doch seine lebhaften, lustigen Augen und das über die Lippen huschende Lächeln passten nicht zu der untertänigen Geste.
    »Seid uns gegrüßt, Herr Gokgokling«, sprach die Königin zeremoniell. Offensichtlich war der Beiname dauerhafter mit dem Baron verwachsen als der Name seines Geschlechts. »Ich bin erfreut über Eure Ankunft.«
    »Und ich bin erfreut über die Einladung«, verkündete Gokgokling und seufzte. »Alsdann, ich will ein Auge auf die Prinzessin werfen, wenn du es erlaubst. Es lebt sich schwer allein, Frau Königin.«
    »Aber Herr Gokgokling« – Calanthe lächelte ein wenig und drehte eine Locke um den Finger –, »Ihr seid doch verheiratet, wie uns wohlbekannt ist.«
    »Ach«, entrüstete sich der Baron. »Du weißt selber, Herrin, dass meine Frau von schwächlicher und feiner Natur ist, und jetzt wüten bei uns die Pocken. Ich wette mein Schwert mitsamt dem Gürtel gegen ein paar alte Bastschuhe, dass in einem Jahr sogar die Trauerzeit vorbei ist.«
    »Du bist arm dran, Gokgokling, aber gleichzeitig ein Glückspilz.« Calanthe lächelte noch freundlicher. »Deine Frau ist in der Tat schwächlich. Ich habe gehört, dass sie dich zur letzten Erntezeit mit einem Mädchen im Heu erwischt hat, und dann hat sie dich mit der Heugabel fast eine Meile weit gejagt, ohne dich zu erwischen. Du musst sie besser füttern und liebkosen und außerdem darauf achten, dass sie nachts keine kalten Schultern kriegt. Und in einem Jahr wirst du sehen, wie gut sie sich erholt hat.«
    Gokgoklings Miene trübte sich, aber nicht allzu überzeugend. »Die Anspielung habe ich verstanden. Aber beim Gastmahl darf ich bleiben?«
    »Es wird mir eine Freude sein, Baron.«
    »Die Gesandtschaft von Skellige!«, schrie der Herold schon ziemlich heiser.
    Die Inselleute – ihrer vier – traten mit barbarischen, dröhnenden Schritten ein, in glänzenden Lederwämsen mit einem Pelzbesatz aus Seehundsfell und mit Schärpen von karierter Wolle. Angeführt wurden sie von einem sehnigen Krieger mit dunklem Gesicht und Adlernase, an seiner Seite ging ein breitschultriger junger Mann mit rotem Haarschopf. Alle verneigten sich vor der Königin.
    »Es ist mir eine große Ehre«, sprach Calanthe leicht errötet, »in meinem Schloss abermals einen hervorragenden Ritter zu begrüßen, wie es Eist Tuirseach von Skellige ist. Wenn es nicht allgemein bekannt wäre, dass dir die Ehe zuwider ist, würde ich mich in der Hoffnung wiegen, dass du vielleicht kommst, um um meine Pavetta anzuhalten. Bist du der Einsamkeit etwa doch überdrüssig geworden?«
    »Des Öfteren, schöne Calanthe«, erwiderte der sonnengebräunte Mann von den Inseln und hob die blitzenden Augen zur Königin. »Ich führe jedoch ein allzu unsicheres Leben, als dass ich an eine dauernde Verbindung denken dürfte. Sonst ... Pavetta ist noch ein sehr junges Fräulein, eine noch nicht erblühte Knospe, doch . . .«
    »Was doch, Ritter?«
    »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.« Eist Tuirseach lächelte und entblößte die weißen Zähne. »Man braucht dich nur anzuschauen, Königin, um zu

Weitere Kostenlose Bücher