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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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sehen, wie schön die Prinzessin sein wird, wenn sie das richtige Alter erreicht, um einen Krieger glücklich zu machen. Inzwischen aber müssen Jüngere um ihre Hand anhalten. Solche wie der Neffe unseres Königs Bran, Crach an Craite, der hier zu ebendiesem Zweck vor dir steht.«
    Crach senkte den roten Schopf und beugte ein Knie vor der Königin.
    »Wen hast du noch mitgebracht, Eist?«
    Ein untersetzter, stämmiger Mann mit struppigem Bart und ein langer Lulatsch mit einem Dudelsack über der Schulter knieten neben Crach an Craite nieder.
    »Dies ist der tapfere Druide Mäussack, wie ich ein Freund und Ratgeber König Brans. Und das ist Draig Bon-Dhu, unser berühmter Skalde. Dreißig Seeleute von Skellige warten draußen auf uns, von heißer Hoffnung erfüllt, dass sich die schöne Calanthe ihnen wenigstens am Fenster zeigt.«
    »Setzt euch, edle Gäste. Du, Herr Tuirseach, hierher.«
    Eist nahm den freien Platz am oberen Ende des Tisches ein, der von der Königin nur durch den freien Sessel und den Platz Philodors getrennt war. Die übrigen Inselleute setzten sich zusammen auf die linke Seite, zwischen dem Hofmarschall Vissegerd und den drei Söhnen des Herrschers von Strept, die Murmling, Hekel und Lehnhuck genannt wurden.
    »Das sind so ziemlich alle.« Die Königin neigte sich zur Seite des Hofmarschalls hin. »Fangen wir an, Vissegerd.«
    Der Hofmarschall klatschte in die Hände. Die Diener, die Schüsseln und Krüge trugen, bewegten sich in langer Reihe auf den Tisch zu, von freudigem Gemurmel der Gäste begrüßt.
    Calanthe aß fast nichts, stieß widerwillig die silberne Gabel in die servierten Stücke Fleisch. Philodor, der zwischendurch hastig ein paar Brocken herunterschlang, klimperte weiter auf der Laute. Die übrigen Gäste räumten dagegen unter gebratenen Ferkeln, Geflügel, Fischen und Muscheln auf, allen voran der rothaarige Crach an Craite. Rainfarn von Attre rügte immer wieder streng den jungen Prinzen Windhalm, einmal schlug er ihm sogar auf die Finger, als jener versuchte, nach einer Schüssel mit Äpfeln zu langen. Gokgokling hörte für einen Augenblick auf, einen Knochen abzunagen, und erfreute seine Nachbarn mit der Nachahmung eines Pfiffes der Sumpfschildkröte. Man wurde immer fröhlicher. Die ersten Trinksprüche wurden ausgebracht, immer weniger zusammenhängend.
    Calanthe rückte den schmalen Goldreif auf dem aschgrauen, zu Locken frisierten Haar zurecht und wandte sich halb Geralt zu, der damit beschäftigt war, die Schale einer großen roten Languste zu knacken.
    »Nun, Hexer«, sagte sie. »Ringsum ist es schon laut genug, dass wir ein paar diskrete Worte wechseln können. Fangen wir mit Höflichkeiten an. Ich freue mich, dich kennenzulernen.«
    »Die Freude ist beiderseits, Königin.«
    »Nach den Höflichkeiten das Konkrete. Ich habe für dich eine Arbeit.«
    »Das dachte ich mir. Es kommt selten vor, dass mich jemand aus purer Zuneigung zu einem Festmahl einlädt.«
    »Tja, sicherlich bist du kein interessanter Tischgenosse. Gibt es noch etwas, was du dir denkst?«
    »Ja.«
    »Was ist es?«
    »Das sage ich dir, wenn ich erfahre, welche Aufgabe du für mich hast, Königin.«
    »Geralt«, sagte Calanthe und berührte mit den Fingern das Halsband aus Smaragden, deren kleinster die Größe eines Maikäfers hatte, »was glaubst du, welche Aufgabe es für einen Hexer geben kann? Was? Einen Brunnen graben? Das Dach flicken? Einen Gobelin knüpfen, der alle Stellungen abbildet, die König Vridank und die schöne Verro in der Hochzeitsnacht ausprobiert haben? Du weißt wohl selbst am besten, worin dein Beruf besteht.«
    »Ja, das weiß ich. Und jetzt kann ich sagen, was ich mir gedacht habe, Königin.« »Ich bin gespannt.«
    »Ich habe mir gedacht, dass du, wie auch sonst viele, meinen Beruf mit einem ganz anderen Gewerbe verwechselst.«
    »Och.« Calanthe, locker zum auf der Laute klimpernden Philodor herübergelehnt, wirkte gedankenversunken und abwesend. »Und wer, Geralt, sind jene anderen, derer es so viele gibt und mit denen du mich im Hinblick auf Unwissenheit zu vergleichen geruhst? Und mit welchem Gewerbe verwechseln diese Dummköpfe deinen Beruf?«
    »Königin«, sagte Geralt ruhig, »auf dem Wege nach Cintra habe ich Bauern, Kaufleute, hausierende Zwerge, Kesselflicker und Holzfäller getroffen. Sie haben mir von einer Jaga erzählt, die irgendwo in den hiesigen Wäldern ihren Schlupfwinkel hat, ein Häuschen auf einem klauenbewehrten Hühner-Dreibein. Sie haben eine

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