Der letzte Wunsch
Bisamratte oder ein Biber, aus einem Teich ist zu guter Letzt das Wasser abgelaufen, und die Karpfen sind hinüber. Im Heuschober hat er Pfeife geraucht, der Hundesohn, das ganze Heu abgefackelt . . .«
»Ich verstehe«, unterbrach ihn Geralt. »Er richtet also doch Schaden an.«
»Nein.« Dhun schüttelte den Kopf. »Keinen Schaden. Spielt bloß Streiche, sozusagen.«
Rittersporn wandte sich zum Fenster und verbiss sich das Lachen. Der Hexer schwieg.
»Ach, was gibt’s da zu reden«, ließ sich der bislang schweigsame Brennessl vernehmen. »Ihr seid doch Hexer, nicht wahr? Dann schafft mit diesem Teufel Ordnung. Ihr habt im Oberen Ort Arbeit gesucht, ich hab’s selber gehört. Hier habt Ihr Arbeit. Wir bezahlen den Preis. Aber merkt auf, wir wollen nicht, dass Ihr den Teufel umbringt. Also das nicht.«
Der Hexer hob den Kopf und lächelte böse. »Interessant«, sagte er. »Ich würde sagen, nicht alltäglich.«
»Was?« Dhun runzelte die Stirn.
»Die Bedingung ist nicht alltäglich. Woher diese Barmherzigkeit?«
»Man darf ihn nicht töten« – Dhun runzelte noch stärker die Stirn –, »denn in diesem Tal . . .«
»Man darf nicht, und fertig«, fiel ihm Brennessl ins Wort. »Fangt ihn nur, Herr, oder verjagt ihn über alle Berge. Und bei der Bezahlung sollt Ihr nicht zu kurz kommen.«
Der Hexer schwieg und lächelte noch immer.
»Schlagt Ihr ein?«, fragte Dhun.
»Zuerst möchte ich ihn mir ansehen, diesen euren Teufel.«
Die Bauern wechselten Blicke.
»Ist recht«, sagte Brennessl, worauf er aufstand. »Wie Ihr wollt. Nachts tobt der Teufel in der ganzen Gegend, am Tage sitzt er irgendwo im Hanf. Oder zwischen den alten Weiden im Morast. Dort könnt Ihr ihn Euch ansehen. Wir werden Euch nicht drängen. Wollt Ihr Euch ausruhn, dann tut es, so lange es Euch beliebt. An Bequemlichkeit und Essen soll’s Euch nicht mangeln, wie’s das Gastrecht verlangt. Gehabt Euch wohl.«
»Geralt.« Rittersporn sprang vom Stuhl auf, schaute in den Hof hinaus, den sich von der Hütte entfernenden Bauern nach. »Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Es ist noch kein Tag vergangen, seit wir uns über eingebildete Ungeheuer unterhalten haben, und du lässt dich plötzlich anstellen, Teufel zu fangen. Aber dass gerade Teufel pure Phantasie sind, mythische Gestalten, weiß doch jeder, außer den ungebildeten Bauern offensichtlich. Was hat dein unerwarteter Eifer zu bedeuten? Da ich dich ein wenig kenne, setze ich voraus, dass du dich nicht dazu herablässt, uns auf diese Weise Kost und Logis zu verschaffen?«
»In der Tat.« Geralt grinste. »Anscheinend kennst du mich schon ein bisschen, Sänger.« »Dann verstehe ich’s nicht.«
»Was gibt es da zu verstehen?«
»Es gibt keine Teufel!«, schrie der Dichter und riss den Kater endgültig aus dem Schlaf. »Es gibt keine! Teufel existieren nicht, zum Teufel!«
»Stimmt.« Geralt lächelte. »Aber, Rittersporn, ich habe nie der Versuchung widerstehen können, mir etwas anzusehen, was nicht existiert.«
III
»Eins ist gewiss«, murmelte der Hexer, während er den Blick über den vor ihm liegenden wirren Hanfdschungel schweifen ließ. »Dumm ist dieser Teufel nicht.«
»Woraus schließt du das?«, wollte Rittersporn wissen. »Aus dem Umstand, dass er im unzugänglichen Dickicht sitzt? So viel Verstand hat der erste beste Hase.«
»Es geht um die besonderen Eigenschaften des Hanfs. So ein großes Feld strahlt eine starke antimagische Aura ab. Die meisten Zaubersprüche wären hier wirkungslos. Und dort, siehst du die Stangen da? Das ist Hopfen. Die Pollen von den Hopfendolden haben eine ähnliche Wirkung. Vermutlich ist das kein Zufall. Der Kerl spürt die Aura und weiß, dass er hier in Sicherheit ist.«
Rittersporn räusperte sich, zog die Hose zurecht. »Ich bin gespannt«, sagte er und rieb sich die Stirn, »wie du an ihn herankommen willst, Geralt. Ich habe dich noch nie bei der Arbeit gesehen. Ich nehme an, du weißt einiges über den Fang von Teufeln. Ich versuche mich an ein paar alte Balladen zu erinnern. Da war eine vom Teufel und dem Weib, unanständig, aber spaßig. Weißt du, das Weib . . .«
»Erspar mir das Weib, Rittersporn.«
»Wie du willst. Ich wollte mich nützlich machen, weiter nichts. Aber die alten Lieder soll man nicht gering schätzen, in ihnen steckt die über Generationen angesammelte Weisheit. Es gibt eine Ballade von einem Bauernknecht namens Yolop, der . . .«
»Hör auf zu reden. Es ist Zeit, dass ich an die Arbeit gehe. Mir Kost
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