Der letzte Wunsch
und Logis verdiene.«
»Was willst du tun?«
»Ein bisschen im Hanf herumschnüffeln.«
»Originell«, bemerkte der Troubadour abfällig. »Wenn auch nicht sehr raffiniert.«
»Und du, wie würdest du an ihn herankommen?«
»Klug.« Rittersporn warf sich in die Brust. »Geistreich. Mit einer Treibjagd zum Beispiel. Ich würde den Teufel aus dem Gestrüpp treiben und ihn auf freiem Felde zu Pferde einholen, ihn mit dem Lasso fangen. Was hältst du davon?«
»Ein ganz interessantes Konzept. Wer weiß, vielleicht sogar brauchbar, falls du mitmachen willst, denn für eine solche Aufgabe braucht man mindestens zwei. Aber zunächst sind wir noch nicht auf der Jagd. Zunächst will ich mich orientieren, was das ist, dieser Teufel. Darum muss ich ein wenig den Hanf durchstöbern.«
»He!« Der Barde bemerkte es erst jetzt. »Du hast das Schwert nicht mitgenommen!«
»Wozu auch? Ich kenne die Balladen von den Teufeln auch. Weder das Weib noch der Bauernknecht namens Yolop haben Schwerter benutzt.«
»Hmm . . .« Rittersporn blickte sich um. »Müssen wir uns mitten in dieses Dickicht vorarbeiten?«
»Du musst nicht. Du kannst ins Dorf zurückgehen und dort auf mich warten.«
»O nein«, widersprach der Dichter. »Ich soll so eine Gelegenheit sausen lassen? Ich will auch den Teufel sehen, mich überzeugen, dass er wirklich so schrecklich ist, wie man ihn malt. Ich habe gefragt, ob wir uns wirklich durch den Hanf arbeiten müssen, weil dort ein Trampelpfad ist.«
»In der Tat.« Geralt schirmte die Augen mit der Hand ab. »Da ist ein Pfad. Benutzen wir ihn.«
»Und wenn er zu dem Teufel führt?«
»Umso besser. Dann gehen wir nicht vergebens umher.«
»Weißt du, Geralt«, plapperte der Barde, während er dem Hexer auf dem engen, unebenen Pfad im Hanf folgte. »Ich habe immer gedacht, dass ›Teufel‹ nur eine Metapher ist, erfunden, damit man was zum Fluchen hat. ›Weiß der Teufel‹, ›hol’s der Teufel‹, ›zum Teufel‹. So sagen wir in der Gemeinsprache. Die Halblinge sagen, wenn sie Gäste kommen sehen: ›Der Teufel schickt wieder wen.‹ Die Zwerge fluchen: ›Dyvvel hoáel‹, wenn ihnen etwas schiefgeht, und schlechte Ware nennen sie ›Dyvvelsjÿt‹. Und in der Älteren Rede gibt es so eine Wendung: ›A d’yeabl aép arse‹, das heißt . . .«
»Ich weiß, was das heißt. Hör auf zu quasseln, Rittersporn.«
Rittersporn verstummte, nahm das mit einer Reiherfeder geschmückte Mützchen ab, fächelte sich damit Luft zu und wischte seine schweißbedeckte Stirn ab. In dem Dickicht herrschte eine schwüle, stickige Hitze, die vom in der Luft hängenden Geruch blühender Gräser und Kräuter noch verstärkt wurde. Der Pfad machte eine leichte Biegung und endete gleich dahinter in einer kleinen ausgetretenen Lichtung.
»Schau, Rittersporn.«
Mitten auf der Lichtung lag ein großer, flacher Stein, darauf standen einige Tonschälchen. Zwischen den Schälchen fiel eine fast völlig heruntergebrannte Talgkerze ins Auge. Geralt sah Fladen von geschmolzenem Fett, an denen Maiskörner und Bohnenkerne klebten, dazu andere Kerne und Samen, die nicht zu erkennen waren.
»Das habe ich mir gedacht«, murmelte er. »Sie bringen ihm Opfer dar.«
»Tatsächlich«, erklärte der Dichter und zeigte auf die Kerze. »Und sie zünden Kerzen für den Teufel an. Aber wie ich sehe, füttern sie ihn mit Körnern, als ob er ein Vögelchen wäre. Verdammt, so ein Schweinestall! Hier klebt ja alles vor Honig und Teer. Was . . .«
Die folgenden Worte des Barden gingen in einem bedrohlichen und lauten Meckern unter. Im Hanf begann etwas zu rascheln und zu trampeln, worauf aus dem Dickicht das seltsamste Geschöpf hervorschaute, das Geralt je zu Gesicht bekommen hatte.
Das Geschöpf war etwas über einen Klafter groß, hatte hervorquellende Augen, Ziegenbart und -hörner. Auch die Lippen, beweglich, gespalten und weich, ließen an eine kauende Ziege denken. Die untere Körperhälfte des Wesens war bis hinab zu den gespaltenen Hufen von langem und dichtem dunkelrotem Haar bedeckt. Das Wundertier verfügte auch über einen langen, in einer pinselförmigen Quaste auslaufenden Schwanz, mit dem es heftig hin und her schlug.
»Uk! Uk!«, bellte das Ungeheuer und scharrte mit den Hufen. »Was sucht ihr hier? Weg, weg, sonst nehm ich euch auf die Hörner, uk, uk!«
»Hat dich schon mal jemand in den Arsch getreten, Böckchen?«, konnte sich Rittersporn nicht verkneifen zu fragen.
»Uk! Uk! Bäääh!«, meckerte der
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