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Der Leuchtturm am Ende der Welt

Der Leuchtturm am Ende der Welt

Titel: Der Leuchtturm am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erkundigte sich John Davis.
    – Das liegt daran, daß es durch unumgängliche Reparaturen bis heute hier zurückgehalten worden ist. Ich habe mich aber persönlich überzeugen können, Davis, daß die Ausbesserungen nun beendigt sind und alle Fracht verladen ist. Gerade für heute war die Abfahrt in Aussicht genommen.
    – Und wohin?
    – Nach irgendwelchen Inseln des Großen Ozeans, wo die Räuber sich in Sicherheit glauben und von wo aus sie ihre Plünderungszüge fortzusetzen gedenken.
    – Die Goelette wird jedoch, so lange dieser Sturm anhält, nicht auslaufen können.
    – Natürlich nicht, bestätigte Vasquez, und wie das Wetter aussieht, dürfte sich diese Verzögerung auf eine ganze Woche ausdehnen.
    – Und so lange sie hier sind, Vasquez, wird der Turm sein Licht nicht wieder ausstrahlen?
    – Nein, Davis.
    – Und andre Schiffe werden Gefahr laufen, ebenso zu verunglücken, wie die ›Century‹ verunglückt ist?
    – Leider nur zu wahr!
    – Man könnte den Seefahrern also kein Zeichen geben, daß sie auf die Küste zu steuern, wenn sie sich in der Dunkelheit der Insel nähern?
    – Doch… vielleicht dadurch, daß ein Feuer auf dem Strande vor dem Kap Sankt-Johann angezündet würde. Das habe ich auch schon versucht, um die ›Century‹ zu warnen. Ich wollte mit aufgelesenen Trümmerstücken und trocknem Tang einen Brand anfachen. Der Wind blies aber leider so heftig, daß es mir nicht gelang.
    – Nun, was ihr nicht habt allein ausführen können, das werden wir beide tun, knurrte John Davis. An Holz wird’s ja nicht fehlen. Die Trümmer meines armen Schiffes… und leider auch die von so vielen andern, werden solches in Überfluß liefern. Denn wenn sich die Abfahrt der Goelette noch einigermaßen verzögert und der Leuchtturm der Stateninsel von den vom hohen Meere kommenden Fahrzeugen nicht gesichtet werden kann, wer weiß, ob sich dann hier nicht gar noch weitere Schiffbrüche ereignen?
    – Nun, jedenfalls, versicherte Vasquez, werden Kongre und seine Bande ihren Aufenthalt auf der Insel nicht mehr besonders verlängern können, und die Goelette wird, dessen bin ich sicher, auslaufen, sobald die Witterung ihr das irgend gestattet.
    – Ja, warum denn? fragte John Davis.
    – Weil sie ganz gut wissen, daß eine Ablösungsmannschaft für die Bedienung des Leuchtturmes in nächster Zeit eintreffen wird.
    – Eine Ablösung?
     

    Das Geräusch, das Vasquez gehört hatte, war eine Verschiebung der ›Century‹. (S. 125.)
     
    – Ja, in den ersten Tagen des März, und wir haben heute den achtzehnten Februar.
    – Zu dem Termine soll ein Schiff hierher kommen?
    – Gewiß, der Aviso ›Santa-Fé‹ wird von Buenos-Ayres aus eintreffen… am zehnten März, vielleicht noch etwas früher.«
    John Davis hatte bei diesen Worten denselben Gedanken, der auch dem Wärter Vasquez aufgestiegen war.
    »Ah, rief er fast freudig, das ändert ja die ganze Sachlage! Möge das schlimme Wetter ja bis dahin aushalten, und gebe der Himmel, daß die Schurken noch auf der Insel sind, wenn die ›Santa-Fé‹ ihren Anker auf den Grund der Elgorbucht sinken läßt!«
Elftes Kapitel.
Die Strandräuber.
    Ein Dutzend Mann waren sie zur Stelle, Kongre und Carcante mit ihnen, alle angelockt durch die Aussicht auf einen erfolgreichen Raubzug.
    Am Abend des vergangenen Tages, als die Sonne eben unter dem Horizonte verschwinden sollte, hatte Carcante von der Galerie des Leuchtturmes aus den von Osten heransegelnden Dreimaster beobachtet. Kongre, dem er das Auftauchen des Schiffes gemeldet hatte, glaubte, dieses wolle auf der Flucht vor dem Sturme die Le Mairestraße zu erreichen und an der Westküste der Insel Schutz suchen. Soweit es das Tageslicht gestattete, folgte er seinen Bewegungen, und als es finster geworden war, konnte er noch die Positionslichter des Fahrzeuges sehen. Er erkannte auch, daß seine Bemastung und Takelage arg beschädigt waren, und hoffte, daß es hier an dem ihm unsichtbaren Lande stranden werde. Hätte Kongre die Lampen des Leuchtturmes anzünden lassen, so wäre jede Gefahr ausgeschlossen gewesen. Das zu tun hütete er sich aber wohlweislich, und als die Bordlaternen der ›Century‹ erloschen, war er überzeugt, daß diese zwischen dem Kap Sankt-Johann und der Severalspitze mit Mann und Maus zugrunde gegangen sei.
    Auch am folgenden Morgen tobte der Sturm noch mit ungebrochner Kraft. Es wäre ganz unmöglich gewesen, sich mit der Goelette hinauszuwagen. Eine Verzögerung war nicht zu vermeiden, eine

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