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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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wichtig wie das letzte. Und wenn du die ersten drei berücksichtigst, dann gibt es keinen Grund dafür, warum ich nicht nach Alexandria gehen sollte.«
    »Ich habe nichts davon gesagt, daß Frauen keine ärztliche Praxis führen sollten!« erwiderte Athanaric gereizt. »Und ich habe ganz bestimmt nichts davon gesagt, daß du es nicht solltest; ich sehe gar nicht ein, warum du plötzlich aufhören solltest. Aber es ist dir gelungen, dir bereits in vier Provinzen Ärger einzuhandeln. Und es genügt nicht, einfach nur zu versprechen, du würdest diesmal vorsichtiger sein. Wenn du nach Alexandria gehst und Bischof Petrus als Patienten annimmst, beschuldigt man dich am Ende wahrscheinlich der Aufwiegelung und Ketzerei. Und so wie ich dich kenne, gehe ich jede Wette ein, daß dort auch bereits irgend so ein Flegel auf dich wartet, um dich zu heiraten. Du mußt jetzt schon die am häufigsten unverheiratete Frau des römischen Kaiserreichs sein – Festinus und Kyrillos und Edico und die Hälfte der gotischen Edelleute, ganz zu schweigen von Sebastianus. Sei doch um Gottes willen einmal in deinem Leben vernünftig! Warte ab, was in Alexandria und was hier in Thrazien geschieht, bevor du dich für irgend etwas entscheidest. Du kannst von Glück sagen, daß du überhaupt noch am Leben bist! Und so wie du aussiehst, könntest du sowieso etwas Erholung gebrauchen.«
    Ich biß mir auf die Zunge. Was er sagte, klang vernünftig, obwohl ich es mir auf keinen Fall eingestehen wollte. Nach Carragines war der Gedanke an Alexandria allzu verführerisch.
    Aber mir fiel auf einmal ein, daß er gerade sein Leben und seine Laufbahn riskiert hatte, um mich zu befreien. Wenn ich es objektiv betrachtete, mußte ich zugeben, daß er sehr wohl das Recht dazu hatte, mir Ratschläge zu erteilen.
    »Also gut«, meinte ich. »Ich werde eine Zeitlang bei meinem Bruder in Bithynien bleiben und abwarten, was geschieht.« Ich lächelte Athanaric an und versuchte, mich für meine Gereiztheit zu entschuldigen.
    Er wich meinem Blick aus und runzelte erneut die Stirn. Ich konnte nicht verstehen, warum er das tat; ich wußte doch, wie unbeschwert und fröhlich er immer gewesen war. Vielleicht wußte er ganz einfach nicht, wie er mit mir als Frau umgehen sollte. Oder vielleicht dachte er auch, ich hätte ihm mehr Ärger gemacht, als ich wert war. Ich seufzte und wortlos ritten wir weiter.
    Bis zum Nachmittag war ich erneut sehr müde und bis zum Abend völlig erschöpft. Wenn ich auf eigene Faust aus Carragines geflohen und in meinem gegenwärtigen Zustand querfeldein gelaufen wäre, wäre ich wohl nicht weit gekommen. In jener Nacht kampierten wir in einem verlassenen Bauernhaus; wir hatten den ganzen Tag kein menschliches Lebewesen erblickt, und Athanaric war der Ansicht, dort seien wir sicher. In dem Haus war es gewiß bequemer als im Wald: Obwohl es praktisch nur aus einem einzigen Raum bestand, fanden wir Betten mit Matratzen darin vor, in die wir uns legen konnten, dazu aufgeschichtetes Feuerholz neben dem Herd. Meine Muskeln schmerzten von dem vielen Reiten wie verrückt, und ich legte mich sofort nach unserer Ankunft hin und überließ es den beiden, die Pferde zu versorgen und das Essen vorzubereiten. Ich schlief sofort ein.
    Als ich spürte, daß mich jemand beobachtete, wachte ich auf. Ganz vorsichtig öffnete ich die Augen, nur den Bruchteil einer Sekunde, und lugte in die Dunkelheit. Im Herd brannte ein Feuer und spendete genügend Licht, daß ich Athanarics Umrisse erkennen konnte. Er beugte sich über mein Bett und sah mich an, aber ich rührte mich nicht, vielleicht weil ich zu müde war oder weil ich mich immer noch wegen meiner Gereiztheit schämte.
    »Sie schläft immer noch«, sagte er zu Arbetio und wandte sich ab.
    »Nun, dann weck sie auf«, erwiderte Arbetio. »Essen hat sie genauso nötig wie Schlaf.«
    Athanaric wandte sich erneut um und streckte eine Hand aus, um mich wachzurütteln. Doch dann hielt er inne, gerade bevor ich mich aufraffen und von selbst aufstehen wollte. Statt dessen deckte er mich mit meinem Umhang zu, dann berührte er ganz leicht meine Haare. Ich dachte, mein Herz würde aufhören zu schlagen. »Laß sie noch ein wenig schlafen«, sagte er in einer mir ganz unbekannten, sanften Stimme.
    Arbetio schien ganz und gar nicht damit einverstanden zu sein:
    »Damit du sie in aller Ruhe anschauen kannst?«
    »Sie ist müde.«
    »Sie ist müde, weil sie halb verhungert und seit einem Jahr nicht mehr geritten ist. Sobald

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