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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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meine Zweifel, aber im Grunde genommen brannte ich bereits darauf, in Alexandria zu sein. Thorion unternahm noch ein paar weitere Versuche, Vater dazu zu überreden, die Hochzeit abzusagen, aber Vater wies darauf hin, dazu sei es inzwischen zu spät, und überhaupt, Festinus sei wirklich »sehr viel ruhiger geworden« und werde seiner eigenen Frau schon nichts antun.
    Die Tatsache, daß sich alle Welt mir gegenüber plötzlich so entgegenkommend zeigte, bedeutete, daß ich die Möglichkeit hatte, ein paar weitere medizinische Texte zu lesen. Ischyras willigte darin ein, Euripides beiseite zu legen und das Gedicht des Nikandros über Arzneimittel zu lesen. Jedesmal, wenn ich meinen Hauslehrer sah, schämte ich mich sehr: Ich war inzwischen fest entschlossen, seinen Namen in meinen Plänen zu verwenden, aber ich wollte den Mann natürlich nicht selbst mit hineinziehen. Ich machte mir Sorgen, daß ihm meine Flucht eines Tages vielleicht Ärger machen könne, aber ich tröstete mich mit der Gewißheit, daß ich, falls es je soweit käme, immer noch sagen könnte, er wisse nichts davon.
    In jenem Winter las ich endlich auch Galen. Maia nahm ihre Ersparnisse mit auf den Markt hinunter und kaufte mir eine Kopie seines Werkes über die Anatomie. Es war das schönste Buch, das ich je gesehen hatte: nicht etwa eine Schriftrolle, sondern ein großer, schwerer Kodex aus Pergament, nicht aus Papyrus. Er hatte wunderschöne Illustrationen in roter und schwarzer Tinte und war mit winziger, jedoch deutlich lesbarer Handschrift geschrieben. Am Rande befanden sich erläuternde Kommentare. Er mußte ein Vermögen gekostet haben. Ich sagte Maia, ich würde ihr das Geld zurückzahlen, aber das lehnte sie strikt ab.
    Noch ein anderer der Sklaven war sehr nett zu mir: Es war Philoxenos. Er hatte ebenfalls schlechte Erfahrungen mit Festinus gemacht. Jedesmal, wenn er mich sah, setzte er eine betrübte Miene auf, und ich hätte ihm fast gesagt, er solle sich keine Sorgen machen, ich würde den Statthalter gar nicht heiraten. Er versprach mir das erste Fohlen, das seine Zuchtstute zur Welt bringen würde, und sagte mir, ich solle ihn rufen, wann immer ich seine Hilfe benötigte: eine wirklich erstaunlich hochherzige und mutige, wenn auch unbesonnene Äußerung! Und er verriet mir seine eigenen, sorgfältig notierten Rezepte für verschiedene Pferdekrankheiten, die er unbeholfen zwischen die Zeilen eines pergamentenen Kochbuchs geschrieben hatte, die jedoch samt und sonders vernünftig und wirklich brauchbar waren.
    Wir wußten, daß wir bei unseren Vorbereitungen beträchtliche Sorgfalt walten lassen mußten. Jeder, den wir einweihten, könnte gefoltert und streng bestraft werden, falls man ihm auf die Spur kam. Thorion würde sehr wahrscheinlich verdächtigt werden, mich irgendwo zu verstecken, doch das Schlimmste, was er zu fürchten hatte, war der Entzug seines Taschengeldes und die Feindschaft von Festinus. Um letzteres zu vermeiden, entschloß sich mein Bruder dazu, Ephesus zu verlassen. Er strebte ein Amt bei Hof sowie einen ordentlichen Titel im Rechtswesen an, und beides konnte er in Konstantinopel erwerben. Vater schrieb Briefe an all seine alten Freunde, die in der Hauptstadt wohnten und zahlte schließlich achtzig Solidi, um Thorion eine untergeordnete Stellung im Amt des Prätorianerpräfekten zu verschaffen. Diese war nur mit leichten Pflichten bei der Bearbeitung von Steuerabgaben verbunden. Die Abmachungen, die Rechte zu studieren, waren sehr viel billiger und leichter zu treffen, da sie lediglich Gebühren kosteten und keine Bestechungsgelder.
    Nach Weihnachten fingen wir an, ernsthafte Vorbereitungen zu treffen, und Mitte der Fastenzeit hatten wir alles geschafft. Inzwischen dachten die Schiffsherren wieder daran, ihre Segel zu setzen: Es herrschte klares Frühlingswetter, sehr mild mit einer leichten Brise, vorzugsweise aus Nordost – die besten Winde für Alexandria. Thorion fand ein Schiff, das den Hafen Mitte April verlassen sollte. Es trug den Namen Halcyon, der Eisvogel, vorne am Bug. Es war ein ziemlich großes Schiff, und es sollte Bauholz sowie ausgesuchte Luxusgüter laden, hatte jedoch auch Platz für einige Passagiere. Der Eigner war bekannt in Ephesus, stammte selbst jedoch nicht von dort. Man hielt ihn allgemein für ehrlich, er würde aber nicht genug über die Stadt wissen, um Verdacht schöpfen zu können, wer ich wirklich war. Thorions Name sagte ihm nicht viel. Thorion buchte eine Passage für mich und

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