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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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es ist keiner dabei, den man vornehm nennen könnte«, sagte Philon mit einem Lächeln zu mir. »Ich bin kein Modearzt. Dafür bin ich aber auch nicht teuer!« Sorgfältig war er darauf bedacht, mich mit den Patienten bekannt zu machen, und bat mich, alles Wichtige in seinem Patientenbuch zu notieren. Dadurch würde ich lernen, mir zu merken, woran jeder Patient gelitten und was Philon für ihn getan hatte. Er war freundlich und gewissenhaft, benutzte mit äußerster Umsicht eine große Anzahl ganz verschiedenartiger Arzneimittel, vermied jedoch Aderlässe und Abführmittel. Er nahm sich Zeit für jeden Patienten, beantwortete ihre Fragen und erklärte, was er tat.
    Die vierte oder fünfte Patientin, die wir an jenem Vormittag besuchten, war die Frau eines Kupferschmiedes, die sich von einer Kindsgeburt erholte. Über der Tür des Hauses hingen Lorbeerzweige und ein wenig Fingerkraut als Zauber gegen den bösen Blick, und neben der jüdischen Schriftrolle der mosaischen Gesetze war ein Talisman befestigt. Philon sah den Zauber und runzelte mißbilligend die Stirn. Die Haussklavin, eine verschrumpelte alte Frau, ließ uns ein, und noch bevor Philon seinen Fuß über die Türschwelle gesetzt hatte, erzählte sie ihm bereits: »Der Herrin geht es schlechter, viel schlechter, und das Baby ist ebenfalls krank, das arme Ding. Es ist ganz gelb.«
    »Ein oder zwei Tage nach der Geburt ist das gar nichts Besonderes«, sagte Philon energisch und trat ein, um die Patientin zu untersuchen.
    In dem Haus roch es nach Räucherwerk, das von einem eigenartig beißenden Geruch überlagert wurde – wahrscheinlich verbrannte Haare und irgendwelche Pflanzen. Die Frau lag im Bett, sie hatte Fieber und eine ungesunde rote Farbe. Sie trug einen Talisman um ihren Hals und hatte ein Messer unter dem Kissen, um Teufel abzuwehren.
    Philon lächelte, stellte mich vor und untersuchte die Patientin. Er reinigte ihr Gesicht mit einer Lösung aus Essig und Myrrhe und gab ihr eine Tinktur aus Opium und kretischem Diptam in Wein zu trinken. Er sah nach dem Säugling, der etwas gelblich war und fest schlief, ebenfalls mit einem Talisman um den Hals. Philon nahm ihn ab, dann nahm er auch denjenigen der Frau an sich. »Diese Dinger sind nicht gut«, meinte er fröhlich. »Es ist heidnisches Zeug, ganz bestimmt nichts für eine Jüdin. Du solltest nicht solchen Dingen vertrauen, sondern dem Gesetz des Moses. Jüdische Teufel scheren sich einen Dreck um solches Zeugs. Glaubst du wirklich, Lilith interessiert sich dafür, was Isis sagt? Was du brauchst, gute Frau, ist eine Schriftrolle des Gesetzes. Binde sie mit Leinenstreifen um deinen Bauch, und bitte deinen Mann, dir die Psalmen vorzusingen, während du Räucherwerk verbrennst. Du brauchst dir auch keine Sorgen wegen deiner kleinen Tochter zu machen: Solch eine leichte Gelbsucht ist nichts Besonderes. Stille sie möglichst oft, und gib ihr eventuell auch noch etwas abgekochtes Wasser zu trinken, dann wird die gelbe Farbe schnell verschwinden. Du mußt nur die richtigen Gebete sagen und das Räucherwerk verbrennen.«
    Die Frau sah jetzt nicht mehr ganz so unglücklich aus und nickte. Philon ging hinaus und nahm die Talismane mit. Er riß den übrigen Zauber von der Tür und warf alles zusammen in den öffentlichen Abwasserkanal. »Da gehören sie hin«, sagte er ärgerlich. »Ich wollte, der Bursche, der das hier auf dem Gewissen hat, landete ebenfalls dort.« Als er meine Überraschung bemerkte, fügte er hinzu: »Er ist einer unserer Zauberer hier in Alexandria. Wir haben einen ganzen Haufen davon. Dieser hier hat sich auf Kindbettfieber spezialisiert. Hast du etwas gerochen?«
    »Verbrannte Haare und… noch etwas.«
    »Die Haare gehörten der Frau und das ›Noch-etwas‹ war ein Stück Papyrus, das mit dem Blut der Frau beschrieben war. Es ist die erste Stufe des Zaubers. Wenn sie nicht wirkt, schneidet der Mann dem Säugling einen Finger ab, um den Teufel, der das Leben des Kindes bedroht, zu beruhigen. Er hat jedoch keine Ahnung von Hygiene: So ein Schnitt infiziert sich für gewöhnlich, und das Kind endet als Krüppel – falls es überhaupt überlebt. Außerdem verbrennt der Kerl gerne irgend etwas. Die vielen Leute, die er schon getötet hat!« seufzte Philon. »Nun ja, die Ägypter sind der Magie äußerst zugetan und haben mit dieser Vorliebe einige Juden angesteckt. Aber ich hoffe, unsere Patientin wird es für diesmal dabei bewenden lassen.«
    »Was hast du ihr denn da erzählt, was sie

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