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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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beobachteten: »Gute Neuigkeiten?« fragte Philon.
    Ich hatte im Flüsterton gelesen, doch das war unnötig: Der Brief war unverfänglich. Ich ließ ihn sinken, drehte ihn so, daß Philon die Überschrift lesen und – wenn er wollte – seinen Verdacht bestätigt sehen konnte. »Nur der Ratschlag meiner alten Kinderschwester«, erzählte ich, »nicht zuviel Geld auszugeben. Was für ein gutes Heilmittel könnte ich ihr denn gegen Rheumatismus schicken?«
    Ich beantwortete den Brief innerhalb von einer Woche, schickte die Arznei mit und erzählte Thorion ein bißchen von der Stadt und dem Museum. Aber ich brachte es nicht über mich, etwas von meinem eigenen Leben zu erzählen, und schon gar nicht, meinen Entschluß zu erwähnen, niemals zurückzukommen. Es bestand im Augenblick noch keine Notwendigkeit, die beiden zu beunruhigen, sagte ich mir. Thorion hatte geschrieben, ich könne erst dann bei ihnen wohnen, wenn er genug Geld habe, um einen unabhängigen Haushalt zu gründen – und bis dahin konnte alles mögliche geschehen.
    Ein paar Tage später begleitete ich Theophila gerade zum Markt, als wir Theogenes trafen. Hübsche Mädchen bemerkte Theogenes immer. Er warf ihr einen beifälligen Blick zu, dann wurde ihm klar, daß sie mit mir gekommen sein mußte. »Nanu, Chariton!« sagte er und lachte. »Du bist der letzte, den ich in der Gesellschaft einer entzückenden jungen Dame erwartet hätte!«
    Ich lächelte. »Dies ist die Tochter meines Lehrherren Philon, Theophila. Theophila, dies ist Theogenes aus Antiochia.«
    Theophila blickte bescheiden auf den Fußboden. »Chariton hat mir von dir erzählt«, murmelte sie.
    »Alles Lügen!« rief Theogenes sogleich aus, und Theophila kicherte.
    »Vater hat Chariton immer wieder gesagt, er würde dich gerne kennenlernen,« sagte sie schüchtern.
    »Ich wußte ja nicht, wann es Philon passen würde«, erwiderte er und sah sie interessiert an.
    »Jetzt würde es sicher gehen«, sagte Theophila sogleich und blickte wieder bescheiden auf den Fußboden, dann lugte sie durch ihre Wimpern. Die Sache machte ihr Spaß.
    So kam Theogenes also mit uns, wurde Philon vorgestellt und blieb zum Abendbrot. Er rümpfte keineswegs die Nase über das ärmliche Haus, und während des Essens unterhielten wir uns zu dritt über Galens Werke. Dann folgte eine lebhafte Debatte zu zweit über die mosaischen Gesetze, die Philon mühelos gewann. Theogenes war äußerst beeindruckt. »Du argumentierst wie ein Gelehrter«, sagte er zu Philon.
    »Ich habe in Tiberias studiert«, entgegnete Philon, und Theogenes war noch mehr beeindruckt. Als er sich verabschiedete, lud Philon ihn ein, jederzeit zum Abendessen wiederzukommen, und Theogenes dankte ihm herzlich.
    »Dein Lehrherr ist ein bemerkenswerter Mann«, meinte er am nächsten Tag zu mir. »Und seine Tochter ist ein sehr hübsches Mädchen, nicht wahr? Ist sie jemandem versprochen?«
    Ich lachte. »Hast du je ein Mädchen getroffen, von dem du nicht der Meinung warst, sie sei ›sehr hübsch‹? Nein, sie ist noch niemandem versprochen. Es gibt da ein kleines Problem wegen der Mitgift.«
    Er seufzte. »Sieht ganz so aus. Warum haben sie nicht mehr Geld? Ich hätte gedacht, ein so gebildeter Mann wie Philon könnte eine Menge verdienen. Ihr beide arbeitet schließlich hart genug. Wünschst du dir denn nicht auch, mehr Geld zu haben?«
    »Weshalb sollte ich mir mehr Geld wünschen? Alles, was ich mir jemals gewünscht habe, habe ich bereits.«
    »Nicht alles!«
    »Alles, wovon ich je geträumt habe.«
    »Du mußt sehr viel weniger geträumt haben als ich. Ich zum Beispiel träume von einem schönen Haus im Zentrum von Antiochia mit meinen eigenen Sklaven, die für mich sorgen, und mit meinem eigenen Garten – genauso wie mein Vater. Und ich würde gerne einen öffentlichen Posten haben, so wie er – Amtsarzt würde mir gut zu Gesicht stehen. Und ich würde gerne eine süße, hübsche kleine Frau im Haus haben, die sich um den Haushalt kümmert und mich abends zu Hause willkommen heißt. Und es wäre wundervoll, zwei oder drei Kinder zu haben, die erwartungsvoll zur Tür gerannt kommen. Für all das braucht man Geld.« Nachdenklich starrte er wieder eine Zeitlang auf den Garten, dann schleuderte er einen Kieselstein in den Bach. »Ich muß fleißiger studieren. Wann sollte man die Veilchen pflükken?«
    Den Sommer über kam Theogenes alle paar Wochen zum Abendbrot bei Philon. Für gewöhnlich erschien er mit einem Krug Wein oder mit etwas

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