Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
entziffern. »Hier musst du abbiegen. Erik-Dahlbergsgata. Welche Nummer?«
»Achtundvierzig.« Patrik trat wegen einer alten Dame, die gemächlich die Straße überquerte, voll auf die Bremse. Er wartete ungeduldig, bis sie die andere Seite erreicht hatte, und machte dann einen Blitzstart.
»Immer mit der Ruhe.« Martin klammerte sich an den Haltegriff.
»Hier ist es«, erwiderte Patrik ungerührt. »Nummer achtundvierzig.«
»Hoffentlich ist auch jemand zu Hause. Vielleicht hätten wir vorher anrufen sollen.«
»Wir versuchen einfach unser Glück.«
Sie stiegen aus dem Auto und gingen zur Haustür. Es war ein schönes altes Gebäude, in dem die Wohnungen sicherlich Stuck und Parkett hatten.
»Wie hieß der Untermieter?«, fragte Martin.
Patrik zog einen Zettel aus der Hosentasche. »Jonsson. Rasmus Jonsson. Die Wohnung müsste im ersten Stock liegen.«
Martin nickte und drückte auf den Klingelknopf. Auf dem Schild stand immer noch Sverin. Fast umgehend ertönte eine knisternde Stimme.
»Ja?«
»Hier ist die Polizei. Wir würden gern mit Ihnen sprechen. Bitte haben Sie die Freundlichkeit, uns die Tür aufzumachen.« Martin sprach so deutlich, wie er konnte.
In der Sprechanlage machte es Klick, und kurz darauf hörten sie den Türsummer.
Sie gingen eine Treppe hoch und studierten die Namensschilder an den Türen.
»Hier ist es.« Martin zeigte nach links.
Er klingelte. Als sie im Innern der Wohnung Schritte hörten, traten sie beiseite. Die Tür ging auf, ohne dass die Sicherheitskette gelöst wurde. Durch den Spalt sah sie ein Mann um die zwanzig misstrauisch an.
»Sind Sie Rasmus Jonsson?«, fragte Patrik.
»Wer will das wissen?«
»Wie gesagt, die Polizei. Es geht um Mats Sverin, der Ihnen die Wohnung untervermietet hat.«
»Ach ja?« Der Ton war an der Grenze zur Unverschämtheit, und die Kette blieb eingehängt.
Patrik spürte Wut in sich aufsteigen. Er fixierte den jungen Mann.
»Entweder lassen Sie uns rein, damit wir uns in aller Ruhe ganz freundlich miteinander unterhalten können, oder ich mache jetzt ein paar Telefonate, mit der Folge, dass Ihre Wohnung durchsucht wird und Sie den Rest des Tages und möglicherweise auch einen Teil des morgigen Tages in unserer Dienststelle verbringen.«
Martin sah ihn an. Leere Drohungen sahen Patrik überhaupt nicht ähnlich, und sie hatten nicht die geringste Veranlassung, die Wohnung zu durchsuchen oder Jonsson zu verhören.
Ein paar Sekunden lang war es still. Dann wurde die Sicherheitskette ausgehakt.
»Faschisten.« Rasmus Jonsson machte einen Schritt zurück.
»Kluge Entscheidung«, sagte Patrik, der sofort den schweren Haschischgeruch in der Wohnung wahrnahm. Nun war ihm klar, warum der junge Mann eine gewisse Abneigung gegen Polizisten in seiner Unterkunft hatte. Als sie ins Wohnzimmer kamen, wo stapelweise anarchistische Literatur herumlag und die Plakate an den Wänden ähnliche Ansichten zum Ausdruck brachten, konnte er es noch besser verstehen. Sie befanden sich offenbar auf feindlichem Gebiet.
»Richten Sie sich nicht zu häuslich ein. Ich lerne und habe keine Zeit für solchen Kram.« Rasmus ließ sich an einem kleinen Schreibtisch nieder, der mit Büchern und Notizblöcken beladen war.
»Was studieren Sie?«, fragte Martin. In Tanum begegneten einem nicht oft Anarchisten, und er war von Natur aus neugierig.
»Politologie«, sagte Rasmus. »Um besser zu verstehen, wie wir in diese Scheiße geraten sind und unsere Gesellschaft verändern können.« Er hörte sich an, als würde er vor Erstklässlern dozieren. Patrik betrachtete ihn amüsiert. Er fragte sich, welchen Einfluss Alter und Erfahrung auf die Ideale des jungen Mannes nehmen würden.
»Hat Mats Sverin Ihnen die Wohnung untervermietet?«
»Wieso?«, fragte Rasmus. Die Sonne schien ins Wohnzimmer, und Patrik wurde bewusst, dass er zum ersten Mal jemandem gegenüberstand, dessen Haare genauso rot wie die von Martin waren. Da Rasmus sich darüber hinaus einen Bart hatte stehen lassen, wirkte die Farbe bei ihm noch intensiver.
»Ich wiederhole: Hat Mats Sverin Ihnen die Wohnung untervermietet?« Patriks Stimme war ruhig, aber er merkte, dass er allmählich die Geduld verlor.
»Ja«, gab Rasmus widerwillig zu.
»Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Mats Sverin verstorben ist. Er wurde ermordet.«
Rasmus starrte ihn an.
»Ermordet? Was meinen Sie damit? Und was hat das mit mir zu tun?«
»Hoffentlich gar nichts. Wir versuchen lediglich, etwas über Mats und sein Leben
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