Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
ebenfalls rasch auf, um ihn vorbeizulassen.
»Sieh mal an, unsere Bäuche sind fast gleich groß«, sagte der Pastor.
Emelie wurde so verlegen, dass sie über und über errötete. Dennoch konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie mochte den Pastor, und sie hätte vor Dankbarkeit auf die Knie fallen und ihm die Füße küssen können, weil er dafür gesorgt hatte, dass sie wieder nach Fjällbacka kam.
»Sie haben wahrscheinlich gehört, was man sich über die Insel erzählt?«, fragte der Pastor lachend, als Karl und Emelie ihn zum Steg begleiteten. Julian hatte sich hastig verabschiedet und in den Leuchtturm zurückgezogen.
»Was meinen Sie?« Karl half dem Pastor beim Einsteigen ins Boot.
»Dass es hier spukt. Aber das ist natürlich nur Gerede. Oder haben Sie etwas bemerkt?« Wieder lachte er so herzlich, dass seine fülligen Wangen bebten.
»Wir geben nichts auf solche Dinge.« Karl warf den Tampen ins Boot.
Emelie sagte nichts, doch während sie dem Boot winkte, dachte sie an die Einzigen, die ihr hier auf der Insel Gesellschaft leisteten. Dem Pastor konnte sie davon nicht erzählen, und wahrscheinlich würde man ihr auch nicht glauben.
Als sie fast am Haus war, sah Emelie sie aus dem Augenwinkel. Sie hatte keine Angst vor ihnen. Obwohl sie sich ihr mittlerweile zeigten. Sie wollten ihr nichts tun.
H allo, Annika. Paula hat versucht, mich anzurufen, und jetzt kann ich sie nicht erreichen.« Patrik stand vor dem Eingang von Freistatt und drückte einen Finger gegen das linke Ohr und das Telefon ans rechte. Trotzdem übertönte der Verkehr beinahe, was Annika sagte.
»Entschuldige? Die Schule? Warte mal, ich kann dich kaum verstehen … Kokain. Alles klar. Im Krankenhaus von Uddevalla, aha.«
»Worum ging es?«, fragte Martin.
»Ein paar Erstklässler aus Fjällbacka haben eine Tüte Kokain gefunden und das Zeug geschluckt.« Mit finsterem Gesicht ging Patrik in Richtung Auto.
»Verdammt. Wie geht es ihnen?«
»Sie sind im Krankenhaus, aber offenbar außer Gefahr. Gösta und Paula sind gerade bei ihnen.«
Patrik setzte sich auf den Fahrersitz, und Martin stieg auf der Beifahrerseite ein. Als sie losfuhren, sah Martin nachdenklich aus dem Seitenfenster.
»Erstklässler. Man denkt doch, in der Schule wären sie gut aufgehoben, besonders in Fjällbacka. Das ist doch nicht der Problembezirk einer Großstadt, aber die Kinder sind dort trotzdem nicht sicher. Solche Sachen machen mir eine Scheißangst.«
»Ich weiß. Es ist nicht mehr so wie zu unserer Zeit, oder zumindest zu meiner«, fügte Patrik mit schiefem Grinsen hinzu. Zwischen ihnen lagen einige Jahre.
»Für meine Schulzeit gilt wahrscheinlich das Gleiche«, sagte Martin. »Auch wenn wir schon Taschenrechner hatten.«
»Sehr witzig.«
»Damals war alles so unkompliziert. Man spielte auf dem Schulhof Murmeln oder Fußball und war einfach Kind. Jetzt hat man den Eindruck, als wollten alle so schnell wie möglich erwachsen werden. Die Jugendlichen wollen am liebsten noch vor der Oberstufe Zigaretten, Sex, Alkohol und was weiß ich ausprobieren.«
»Stimmt.« Patrik spürte die Angst, die seinen Brustkorb zusammendrückte. Bevor er sich versah, würde Maja in die Schule kommen. Martin hatte recht. Es war nicht mehr wie zu ihrer Zeit. Er mochte gar nicht darüber nachdenken. Maja sollte möglichst lange ein Kleinkind bleiben und erst mit vierzig zu Hause ausziehen. »Kokain ist allerdings auch heute nicht normal«, sagte er, vor allem, um sich selbst zu trösten.
»Nein, sie müssen ein Riesenpech gehabt haben. Gott sei Dank scheinen sie es gut überstanden zu haben. Das hätte ja mit einer Katastrophe enden können.«
Patrik nickte.
»Sollen wir nicht hinfahren?«, fragte Martin, als Patrik nicht zur E6, sondern in Richtung Innenstadt fuhr.
»Ich gehe davon aus, dass Paula und Gösta allein zurechtkommen. Um ganz sicherzugehen, rufe ich Paula gleich an, aber wenn wir schon mal hier sind, möchte ich gern mit Mats’ Untermieter und seinen Nachbarn sprechen.«
»Gut. Wusste sie, wo die Jungs das Zeug gefunden hatten?«
»In einem Abfallkorb vor dem Haus von Mats Sverin.«
Martin schwieg eine Weile. »Glaubst du, da besteht ein Zusammenhang?«
»Wer weiß.« Patrik zuckte mit den Schultern. »Wir wissen nur zu gut, dass dort einige wohnen, denen das Kokain gehört haben könnte. Dass es ausgerechnet vor der Haustür von Mats aufgetaucht ist, macht mich trotzdem nachdenklich.«
Martin beugte sich vor, um die Straßenschilder zu
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