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Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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was ich meine.« Sie stolperte durch den Satz und schien leichte Schwierigkeiten zu haben, sich auszudrücken.
    »Wie fanden Sie Mats als Kollegen?«
    »Matte war wahnsinnig süß. Jeder mochte ihn. Die Leute, die hier arbeiten, genauso wie die Frauen. Sie fühlten sich bei ihm geborgen.«
    »Hatte Mats zu einer der Frauen eine besondere Bindung?«
    »Nein, nein, hier lautet die oberste Regel, dass Angestellte keine persönliche Beziehung zu den Klientinnen aufbauen dürfen.« Marie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr die blonden Haare vors Gesicht flogen.
    Patrik schielte in Göstas Richtung, weil er sehen wollte, ob er ebenfalls den Eindruck hatte, dass dies ein heikles Thema war. Göstas Gesicht war jedoch plötzlich wie versteinert. Patrik sah ihn an. Was um alles in der Welt war denn bloß mit ihm los?
    »Du … ich muss … Können wir kurz miteinander reden? Unter vier Augen?« Er zupfte Patrik am Ärmel.
    »Natürlich, sollen wir …?« Er deutete auf die Tür, und Gösta nickte.
    »Würden Sie uns einen Moment entschuldigen?«, fragte Patrik. Marie schien über die Unterbrechung erleichtert zu sein.
    »Was hast du denn? Es wurde doch gerade interessant«, zischte Patrik im Flur.
    Gösta starrte auf seine Schuhspitzen. Nachdem er sich ein paar Mal geräuspert hatte, sah er Patrik mit schreckgeweiteten Augen an.
    »Ich glaube, ich habe einen großen Fehler gemacht.«

Fjällbacka 1871
    E s war die schönste Zeit ihres Lebens. Erst als das Boot von Karl und Julian in Fjällbacka ablegte und Kurs auf Gråskär nahm, wurde ihr bewusst, was das Leben dort mit ihr gemacht hatte. Nun konnte sie zum ersten Mal seit langem wieder durchatmen.
    Dagmar verwöhnte sie. Manchmal schämte sich Emelie, weil sie so viel Zuwendung bekam und so wenig dafür tun musste. Sie versuchte, beim Putzen, Abwaschen und Kochen zu helfen, weil sie sich nützlich machen und Dagmar nicht zur Last fallen wollte, aber sie wurde jedes Mal verscheucht. Sie sollte sich hinlegen. Am Ende musste sie sich dem Willen beugen, der stärker war als ihr eigener. Und natürlich war es schön, sich auszuruhen, das konnte sie gewiss nicht leugnen. Rücken und Gliedmaßen taten ihr weh, und das Kind in ihrem Bauch strampelte andauernd. Am meisten machte ihr jedoch die Müdigkeit zu schaffen. Sie konnte nachts zwölf Stunden schlafen und nach dem Essen ein Nickerchen halten, ohne deshalb in der übrigen Zeit besonders munter zu sein.
    Es war schön, dass sich jemand um sie kümmerte. Dagmar kochte ihr Tees und manch merkwürdiges Gebräu, die Emelie Kraft geben sollten, und zwang sie, die seltsamsten Dinge zu essen, um ihren Körper zu stärken. Es schien nicht viel zu nützen, die Müdigkeit blieb, aber Dagmar tat es gut, eine Aufgabe zu haben. Deshalb trank und aß Emelie brav alles, was man ihr vorsetzte.
    Am gemütlichsten waren die Abende. Da setzten sie sich in die gute Stube und unterhielten sich, während sie für das Kind strickten, häkelten und nähten. Zuvor war Emelie in Handarbeiten nicht sonderlich geschickt gewesen. Eine Bauernmagd musste andere Dinge lernen. Dagmar jedoch ging geschickt mit Nadel und Faden um und brachte Emelie alles bei, was sie konnte. Immer höher stapelten sich die Wolldecken und die kleinen Kleidungsstücke. Weiche Mützen, Hemdchen, Socken und alles, was so ein kleines Wesen am Anfang brauchte. Das schönste Stück war eine Flickendecke, an der sie jeden Abend eine Weile arbeiteten. Auf jedes Quadrat stickten sie ein anderes Motiv. Am liebsten mochte Emelie die Flicken mit den Stockrosen, deren Anblick ihrem Herzen einen leisen Stich versetzte. Denn so verwunderlich es auch sein mochte, manchmal hatte sie Sehnsucht nach Gråskär. Karl und Julian vermisste sie kein bisschen, aber die Insel war in gewisser Weise ein Teil von ihr geworden.
    Eines Abends hatte sie versucht, mit Dagmar über die Insel und das Besondere dort zu reden. Sie wollte ihr erklären, warum sie sich auf Gråskär niemals einsam gefühlt hatte. Es war das einzige Mal, dass kein richtiges Gespräch zustande kam. Dagmar verzog streng den Mund und wandte sich auf eine Weise ab, die Emelie zu verstehen gab, dass sie davon nichts hören wollte. Vielleicht war das auch kein Wunder. Ihre Beschreibungen erschienen Emelie ja selbst ungeheuer seltsam, obwohl ihr da draußen alles ganz natürlich und selbstverständlich vorgekommen war.
    Einen Bogen machten sie auch um noch ein weiteres Thema. Emelie hatte versucht, sie nach Karl, seinem Vater und seiner

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