Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
um ihm zu helfen. Nach einigen Mühen löste sich das Boot und glitt elegant ins Wasser.
»Prima.« Paula ging zur MinLouis . Plötzlich rutschten ihr die Beine weg, und sie wurde klatschnass. Mist. Darüber würden sich die Kollegen noch lange amüsieren.
Sie waren jetzt ständig bei ihr. Sie sah sie zwar meistens nur aus dem Augenwinkel, aber sie beschützten sie. Manchmal fand sie, dass der Junge ein wenig Ähnlichkeit mit Sam hatte. Er hatte auch Locken und dasselbe freche Glitzern im Blick. Allerdings war er hellblond, während Sam dunkles Haar hatte. Auch er beobachtete ständig seine Mutter.
Annie spürte sie mehr, als dass sie sie sah. Und sie hörte: das Kleid, das über den Boden schleifte, die leisen Ermahnungen und die Warnungen, wenn möglicherweise Gefahr bestand. Sie war eine überfürsorgliche Mutter, genau wie sie selbst. Ein paar Mal hatte die Frau versucht, sie anzusprechen. Sie wollte ihr etwas sagen, aber Annie mochte es nicht hören.
Der Junge war gern bei Sam im Zimmer. Manchmal schien Sam ihm zu antworten, offenbar redete er, aber ganz sicher war sie sich nicht. Sie traute sich nicht, an der Tür zu lauschen, weil sie nicht stören wollte. Trotzdem machte es ihr Hoffnung. Früher oder später würde Sam auch mit ihr sprechen. Auch wenn sie ihn beschützte, konnte sie nachvollziehen, dass Sam sie mit all den unheimlichen Dingen, die er erlebt hatte, in Verbindung brachte.
Plötzlich fror sie, obwohl es warm im Haus war. Wenn sie nun hier nicht sicher waren? Vielleicht würde sich eines Tages doch ein Boot nähern, wie sie immer befürchtet hatte. Ein Boot mit all dem Bösen, das sie hinter sich lassen wollte.
Doch, natürlich waren aus Sams Zimmer Stimmen zu hören. Die Angst verflüchtigte sich so schnell, wie sie gekommen war. Der kleine blonde Junge unterhielt sich mit Sam, und Sam schien tatsächlich auf ihn einzugehen. Ihr Herz begann vor Freude zu flattern. Es war so schwer zu erkennen, was richtig war. Sie konnte nur ihrem Instinkt folgen, der auf ihrer Liebe zu Sam beruhte und ihr sagte, dass ihr Kind noch Zeit brauchte. Sie musste ihm Gelegenheit geben, in aller Ruhe gesund zu werden.
Es würde kein Boot kommen. Wenn sie am Küchentisch saß und aus dem Fenster sah, wiederholte sie diesen Satz wie ein Mantra. Es würde kein Boot kommen. Sam sprach, und das bedeutete, dass er wieder zu ihr zurückkommen würde. Nun war wieder die Stimme des anderen kleinen Jungen zu hören. Annie lächelte. Sam hatte einen Freund gefunden.
Patrik musterte Gösta, der in seiner Jackentasche herumwühlte.
»Wärst du bitte so freundlich, mir zu erklären, was hier los ist?«
Nach einigem Gefummel schien Gösta das Gesuchte gefunden zu haben und gab es Patrik.
»Was ist das? Oder besser gesagt, wer ist das?« Patrik betrachtete das Foto.
»Ich weiß nicht genau, aber ich habe es in Sverins Wohnung gefunden.«
»Und wo da?«
Gösta schluckte. »Im Schlafzimmer.«
»Würdest du mir erklären, was es in deiner Jacke zu suchen hat?«
»Ich habe es mitgenommen, weil ich dachte, es wäre vielleicht von Interesse. Und dann habe ich es vergessen«, antwortete Gösta kleinlaut.
»Vergessen?« Patrik war so wütend, dass ihm schwarz vor Augen wurde. »Wie kann man denn so etwas vergessen? Wir reden hier über nichts anderes, als dass wir nur wenig über Mats wissen und wir keine Ahnung haben, mit wem er privat zu tun hatte.«
Gösta schrumpfte regelrecht zusammen.
»Jetzt zeige ich es dir ja. Besser spät als nie, oder?« Er zwang sich zu einem Lächeln.
»Und du hast keine Ahnung, wer das ist?« Patrik sah sich das Foto zum ersten Mal genauer an.
»Keinen blassen Schimmer. Es muss aber jemand sein, der wichtig für Sverin gewesen ist. Ich hatte eine Idee, als wir … ich bin darauf gekommen, weil …« Er deutete mit dem Kopf zu dem Zimmer, in dem Marie auf sie wartete.
»Es ist einen Versuch wert. Aber die Angelegenheit hat sich damit nicht erledigt. Wir sprechen uns noch!«
»Klar.« Gösta blickte zu Boden, wirkte jedoch erleichtert über die Gnadenfrist.
Sie gingen wieder in den Pausenraum. Marie wirkte noch genauso nervös wie vorher.
Patrik kam sofort zum Punkt.
»Wer ist das?« Er legte das Bild vor Marie auf den Tisch und bemerkte, dass sie die Augen aufriss.
»Madeleine.« Sie hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund.
»Wer ist Madeleine?«
Patrik klopfte auf das Foto, damit Marie genau hinsah. Sie wand sich wie ein Aal.
»Wir ermitteln in einem Mordfall. Die
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