Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
starrte ihn an. »Wo haben Sie das denn her?«
»In einem Abfallkorb vor seiner Wohnung in Fjällbacka wurde eine Tüte Kokain gefunden. Mit seinen Fingerabdrücken.«
»Das muss ein Irrtum sein. Matte würde das Zeug niemals anfassen. Allerdings wissen Sie genauso gut wie ich, wer alles jederzeit an Drogen kommt«, sagte Madeleine leise. Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Entschuldigen Sie, ich muss jetzt nach Hause zu den Kindern.«
»Nehmen Sie meine Karte und rufen Sie an, wenn wir Ihnen irgendwie helfen können. Egal, was es ist.«
»In Ordnung«, erwiderte sie, obwohl sie beide wussten, dass sie nicht anrufen würde. »Wenn Sie mir einen Gefallen tun wollen, finden Sie Mattes Mörder. Ich hätte niemals …« Weinend rannte sie davon.
Patrik und Gösta starrten regungslos hinter ihr her.
»Du hast nicht viele Fragen gestellt«, sagte Gösta.
»Es ist doch offensichtlich, wen sie für seinen Mörder hält.«
»Stimmt. Und das, was uns jetzt bevorsteht, erscheint mir nicht besonders reizvoll.«
»Ich weiß«, sagte Patrik und zog das Handy aus der Tasche. »Wir können Ulf auch gleich anrufen, denn wir werden seine Hilfe brauchen.«
»Das ist die Untertreibung des Jahres«, sagte Gösta.
Während er darauf wartete, dass jemand ans Telefon ging, wurde Patrik von einer quälenden Unruhe erfüllt. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er ein gestochen scharfes Bild von Erica und den Kindern vor sich. Dann meldete sich Ulf.
»Hattet ihr gestern einen netten Abend?«, fragte Paula. Sie und Johanna waren ausnahmsweise gleichzeitig zum Mittagessen zu Hause. Da auch Bertil gekommen war, um sich eine warme Mahlzeit zu gönnen, saßen alle zusammen am Küchentisch.
»Kommt darauf an, wie man es sieht«, lächelte Rita. Die Grübchen in ihren runden Wangen zeichneten sich deutlich ab. Obwohl sie doch viel tanzte, war sie noch genauso füllig wie früher, und Paula hatte schon oft darüber nachgedacht, was das für ein Glück war. Denn ihre Mutter war unglaublich schön. Sie hätte sie sich kein bisschen anders gewünscht, und Bertil ging es allem Anschein nach auch so.
»Der knauserige Kerl hat uns billigen Whiskey serviert«, brummte Mellberg. Normalerweise hatte er zwar nichts gegen Johnnie Walker einzuwenden und wäre im Traum nicht auf den Gedanken gekommen, für einen teuren Whiskey mehr auszugeben, aber wenn man Gäste einlud, musste man ihnen auch etwas bieten.
»Ui«, sagte Johanna. »Billiger Whiskey ist wirklich eine Strafe.«
»Erling hat sich und seiner Verlobten einen richtig teuren eingeschenkt und uns nur einen billigen«, erläuterte Rita.
»Wie geizig«, sagte Paula verblüfft. »Von Vivianne hätte ich das auch nicht gedacht.«
»Sie ist wahrscheinlich auch nicht geizig. Ich fand sie richtig nett, und sie schien sich in Grund und Boden zu schämen. Erling muss irgendeine Anziehungskraft auf sie ausüben, denn die beiden haben uns mit ihrer Verlobung überrascht. Sie haben es uns beim Nachtisch verraten.«
»Donnerwetter.« Paula versuchte krampfhaft, sich Erling und Vivianne zusammen vorzustellen, aber es ging einfach nicht. Ein seltsameres Paar hätte man lange suchen müssen. Außer ihrer Mutter und Bertil vielleicht. Merkwürdigerweise betrachtete sie die beiden mittlerweile als perfekte Kombination. Sie hatte ihre Mutter noch nie so glücklich erlebt, alles andere zählte nicht. Deswegen machte ihr das, was Johanna und sie den beiden jetzt sagen mussten, noch größere Schwierigkeiten.
»Wie schön, dass ihr beide da seid.« Rita schöpfte die kochend heiße Suppe direkt aus dem Topf, den sie mitten auf den Tisch gestellt hatte.
»Ich hatte schon den Eindruck, ihr hättet in letzter Zeit Knatsch miteinander.« Mellberg streckte Leo die Zunge raus, bis der Junge vor Lachen hickste.
»Pass auf, sonst verschluckt er sich«, sagte Rita, und Mellberg hörte umgehend damit auf. Er hatte panische Angst, seinem Augenstern könnte etwas zustoßen.
»Tu Opa Bertil den Gefallen und kau das Essen kräftig durch«, sagte er.
Paula musste lächeln. Mellberg war zwar der hoffnungsloseste Fall, der ihr je begegnet war, aber sie verzieh ihm alles, wenn sie sah, wie ihr Sohn ihn anhimmelte. Sie räusperte sich. Was sie nun zu sagen hatte, würde einschlagen wie eine Bombe.
»Wie gesagt, unsere Beziehung ist in letzter Zeit ein wenig abgekühlt. Gestern hatten wir jedoch Gelegenheit, uns richtig auszusprechen, und …«
»Ihr wollt euch doch nicht etwa trennen?«, fragte Mellberg. »Ihr findet
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