Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
Mutter drückte. »Es war ein nettes Wiedersehen, wir haben viel zu lange damit gewartet.«
»Die Kinder«, murmelte Madeleine, brachte aber nur ein Krächzen zustande. Ihr Mund war vollkommen ausgetrocknet.
»Sie sind in Sicherheit. Arme Kinder. Es muss eine traumatische Erfahrung für sie gewesen sein, sich in den Fängen einer psychisch gestörten Frau zu befinden und ihren Vater nicht sehen zu dürfen. Aber das holen wir jetzt alles nach.« Er bleckte grinsend die Zähne.
»Wo sind sie?« Sie hatte fast vergessen, wie sehr sie ihn hasste. Und wie viel Angst sie vor ihm hatte.
»In Sicherheit, das habe ich doch gesagt.« Wieder drückte er mit der Pistole fester zu, und ihre Mutter verzog vor Schmerz das Gesicht.
»Ich wollte zu dir. Deshalb sind wir nach Hause gefahren.« Sie klang flehentlich. »Ich habe eingesehen, dass ich mich vollkommen falsch verhalten habe, und bin zurückgekommen, um alles wieder in Ordnung zu bringen.«
»Hast du die Karte bekommen?«
Stefan schien gar nicht zu hören, was sie sagte. Sie konnte nicht begreifen, was sie zu Beginn so attraktiv an ihm gefunden hatte. In ihrer rasenden Verliebtheit war sie der Meinung gewesen, mit seinem blonden Haar, den blauen Augen und den markanten Zügen sähe er aus wie ein Filmstar. Es schmeichelte ihr, dass er sich ausgerechnet für sie entschied, obwohl er jede haben konnte. Sie war erst siebzehn und wusste noch nicht viel vom Leben. Stefan warb um sie und überschüttete sie mit Komplimenten. Das andere kam erst später, die Eifersucht und das Bedürfnis, sie zu kontrollieren, doch da war es zu spät. Sie war bereits mit Kevin schwanger, und ihre Selbstachtung hing so sehr von seiner Wertschätzung und Aufmerksamkeit ab, dass sie sich nicht von ihm befreien konnte.
»Die Karte ist angekommen.« Plötzlich war sie völlig ruhig. Sie war nicht mehr siebzehn, und sie war geliebt worden. Sie sah Mattes Gesicht vor sich und wusste, dass sie es ihm schuldig war, jetzt stark zu sein. »Ich komme mit. Lass meine Eltern in Ruhe.« Als ihr Vater aufstehen wollte, schüttelte sie den Kopf. »Ich muss das jetzt in Ordnung bringen. Es war ein Fehler, von hier wegzugehen. Wir werden jetzt wieder eine Familie sein.«
Stefan machte einen Schritt nach vorn und schlug ihr mit der Pistole ins Gesicht. Sie fühlte das harte Metall auf der Haut und ging in die Knie. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Stefans Gorilla ihren Vater wieder auf den Stuhl drückte. Sie wünschte von ganzem Herzen, ihren Eltern wäre das hier erspart geblieben.
»Das werden wir sehen, du Hure.« Stefan packte sie am Schopf und zerrte sie hinter sich her. Mühsam kam sie wieder auf die Beine. Es tat teuflisch weh, als würde ihr die Kopfhaut abgerissen. Ohne sie loszulassen, drehte er sich um und zielte mit der Pistole in die Küche.
»Ihr haltet dicht. Sonst seht ihr Madeleine nie wieder. Verstanden?« Er hielt Madeleine die Waffe an die Schläfe und blickte zwischen ihrem Vater und ihrer Mutter hin und her.
Sie nickten stumm. Madeleine schaffte es nicht, sie anzusehen. Denn dann würde sie ihr ganzer Mut verlassen, genau wie das Bild von Matte, das sie ermutigte, unter allen Umständen stark zu sein. Sie starrte zu Boden. Ihre Haarwurzeln brannten. Die Pistole fühlte sich kalt an. Einen Augenblick lang überlegte sie, wie es sein würde. Ob sie spüren würde, wie die Kugel ihr Gehirn durchbohrte, oder ob einfach das Licht ausginge.
»Die Kinder brauchen mich. Sie brauchen uns. Wir können wieder eine Familie sein.« Sie versuchte, mit fester Stimme zu sprechen.
»Wir werden sehen«, wiederholte Stefan. Sein Tonfall erschreckte sie mehr als seine Hand in ihren Haaren und die Pistole an ihrem Kopf. Dann schleifte er sie zur Haustür.
»Es deutet alles darauf hin, dass Stefan Ljungberg und seine Jungs in den Fall verwickelt sind«, sagte Patrik.
»Ist seine Freundin wieder in der Stadt?«, fragte Ulf.
»Ja, mit den Kindern.«
»Das ist nicht gut. Sie hätte sich lieber so weit wie möglich von ihm fernhalten sollen.«
»Sie wollte nicht sagen, warum sie zurückgekehrt ist.«
»Das kann tausend Gründe haben. Ich habe das schon oft erlebt. Heimweh, Sehnsucht nach der Familie und den Freunden, das Leben auf der Flucht entsprach nicht den Erwartungen. Oder sie werden gefunden und bedroht und entscheiden deshalb, dass sie genauso gut zurückkommen können.«
»Sie wissen also, dass Freistatt mitunter mehr Unterstützung bietet, als das Gesetz zulässt?«, fragte Gösta.
»Ja,
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