Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
wird, eine Art Abhängigkeit. Und manchmal handeln die Frauen nicht besonders rational.«
»Glauben Sie, dass sie zu ihrem Mann zurückgekehrt sein könnte?«, fragte Patrik ungläubig.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht hat sie die Isolation nicht mehr ausgehalten und sich nach ihrer Familie gesehnt. Wir beschäftigen uns zwar seit Jahren mit diesen Fragen, aber nicht einmal wir verstehen immer, was die Frauen denken. Außerdem bestimmen die Frauen selbst über ihr Leben. Sie dürfen sich frei entscheiden.«
»Wie können wir sie finden?« Patrik fühlte sich ohnmächtig. Ständig wurden ihm Türen vor der Nase zugeknallt. Er musste mit Madeleine sprechen. Vielleicht war sie der Schlüssel zu allem.
Leila schwieg eine Weile. »Ich würde bei ihren Eltern anfangen, nach ihr zu suchen«, sagte sie schließlich. »Sie wohnen in Kålltorp. Vielleicht ist sie dort.«
»Haben Sie die Adresse?«, fragte Gösta.
»Ja, die habe ich.« Sie zog die Silben in die Länge. »Sie haben es mit äußerst gefährlichen Personen zu tun und können nicht nur Madeleine und ihre Familie, sondern auch sich selbst in Gefahr bringen.«
Patrik nickte. »Wir werden uns diskret verhalten.«
»Wollen Sie auch mit ihm sprechen?«, fragte Leila.
»Das lässt sich allmählich nicht mehr vermeiden, aber vorher erkundigen wir uns bei den Kollegen hier in Göteborg, wie wir am besten vorgehen.«
»Seien Sie vorsichtig.« Sie reichte ihnen einen Zettel mit der Adresse.
»Natürlich«, sagte Patrik, fühlte sich aber längst nicht mehr so sicher, wie er erscheinen wollte. Nun mussten sie ohne Netz und doppelten Boden zurechtkommen.
»Nichts von der Fluggesellschaft«, stellte Konrad fest.
»Nein«, antwortete Petra. »Sie haben das Land nicht verlassen. Jedenfalls nicht unter ihrem eigenen Namen.«
»Sie hatten wahrscheinlich die Möglichkeit, sich gefälschte Pässe und neue Identitäten zu beschaffen.«
»Dann kann es lange dauern, bis wir sie finden. Zuerst müssen wir alle anderen Möglichkeiten prüfen. Außerdem wissen wir ja, welches Szenario am wahrscheinlichsten ist.« Petra und Konrad sahen sich über ihre Schreibtische hinweg an. Keiner von beiden brauchte zu präzisieren, was damit gemeint war. Die Bilder in ihrem Kopf waren deutlich genug.
»Einen Fünfjährigen umzubringen wäre allerdings ein starkes Stück«, sagte Konrad. Gleichzeitig war ihm bewusst, dass diese Personen sich in Kreisen bewegt hatten, in denen ein Menschenleben wenig wert war. Für einige von ihnen war es vielleicht unvorstellbar, ein Kind umzubringen, aber bestimmt nicht für alle. Geld und Drogen waren in der Lage, Menschen in Tiere zu verwandeln.
»Ich habe mit einigen ihrer Freundinnen gesprochen. Wenn ich das richtig sehe, hatte sie nicht viele und anscheinend mit niemandem ein engeres Verhältnis. Alle sagen das Gleiche. Annie, Fredrik und ihr Sohn wollten den Sommer in ihrem Haus in der Toskana verbringen. Keiner von ihnen hatte Grund zu der Annahme, sie wären nicht dorthin gefahren.« Petra trank einen Schluck aus der Wasserflasche, die immer auf ihrem Tisch stand.
»Wo kommt sie her?«, fragte Konrad. »Hat sie Familienangehörige, bei denen sie sich aufhalten könnte? Vielleicht konnten sie und der Junge aus irgendeinem Grund nicht mit nach Italien fahren. Eheprobleme. Vielleicht hat sie ihn ja selbst erschossen.«
»Einige ihre Freundinnen deuteten an, die Beziehung sei nicht sonderlich glücklich gewesen, aber ich glaube, wir sollten momentan noch keine Spekulationen anstellen. Weißt du, ob die Kugeln ans SKL geschickt wurden?« Sie trank noch einen Schluck.
»Ja, und die Untersuchung hat absolute Priorität. Da die Kollegen vom Drogendezernat schon ewig hinter diesem Typen und seiner Organisation her sind, ist die Angelegenheit zur Chefsache erklärt worden.«
»Gut.« Petra stand auf. »Dann kümmere ich mich um Annies Familie. Du machst den Technikern Dampf und gibst mir sofort Bescheid, wenn sie etwas herausgefunden haben, womit wir weiterarbeiten können.« Obwohl sie denselben Dienstgrad hatten, führte Petra sich auf, als ob sie das Sagen hätte. Er ließ sie gewähren, weil er wusste, dass sie auf ihn hörte und viel Wert auf seine Meinung legte, wenn es darauf ankam. Alles andere war nicht so wichtig. Er nahm den Hörer in die Hand und wählte die Nummer des Technikdezernats.
»Bist du sicher, dass es die richtige Adresse ist?« Gösta warf Patrik einen Blick zu.
»Ja. Außerdem hat sich da drin was bewegt.«
»Dann sind wir
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