Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
Vom Netzwerk:
niemals neue Partnerinnen. Hier in der Gegend gibt es nicht viele Lesben, und schon gar nicht für jede von euch eine.«
    Paula starrte kurz an die Decke und betete um Geduld. Nachdem sie von zehn rückwärts gezählt hatte, nahm sie neu Anlauf:
    »Wir wollen uns nicht trennen, aber wir …« Sie sah Johanna hilfesuchend an.
    »Wir können hier nicht länger wohnen«, fügte Johanna hinzu.
    »Ihr könnt hier nicht mehr wohnen?« Rita sah Leo an und fing an zu weinen. »Wo wollt ihr denn hinziehen? Wie wollt ihr das denn alleine schaffen … – und der Junge?« Die Worte kamen stockend aus ihrem Mund.
    »Ihr dürft auf keinen Fall wieder nach Stockholm ziehen, und das zieht ihr hoffentlich auch gar nicht in Erwägung«, sagte Mellberg. »Euch ist doch klar, dass Leo nicht in einer Großstadt aufwachsen kann. Da wird er noch kriminell oder drogenabhängig und was weiß ich.«
    Paula verkniff sich den Hinweis, dass sie und Johanna ebenfalls dort aufgewachsen waren, ohne Schaden zu nehmen. Über manche Dinge musste man nicht diskutieren.
    »Nein, wir wollen nicht zurück nach Stockholm«, sagte Johanna schnell. »Wir fühlen uns wohl hier. Da es allerdings schwierig sein könnte, eine Wohnung zu finden, werden wir wohl auch in Fjällbacka und Grebbestad suchen. Am besten wäre es natürlich, wenn wir in eurer Nähe landeten. Andererseits …«
    »Andererseits müssen wir unbedingt ausziehen«, sagte Paula. »Ihr habt uns wahnsinnig geholfen, und für Leo war es großartig mit euch beiden, aber nun brauchen wir eine eigene Wohnung.« Unter dem Tisch drückte sie Johannas Hand. »Und deshalb werden wir nehmen, was wir kriegen.«
    »Der Junge muss seine Oma und seinen Opa aber jeden Tag sehen. Daran ist er gewöhnt.« Mellberg machte ein Gesicht, als hätte er Leo am liebsten aus dem Kinderstühlchen gezerrt, fest umarmt und nie wieder losgelassen.
    »Wir tun, was wir können, aber wir ziehen so bald wie möglich aus. Mal sehen, was dann ist.«
    In der Küche wurde es still. Nur Leo war genauso vergnügt wie immer. Rita und Mellberg tauschten verzweifelte Blicke. Die Mädchen wollten ausziehen und das Kind mitnehmen. Das war vielleicht kein Weltuntergang, aber es fühlte sich so an.
    Das Blut ging ihr nicht aus dem Kopf. Auf der weißen Seide hatte die Farbe so grell gewirkt. Die Angst, die sie erfüllte, war größer als je zuvor. Dabei hatte sie sich in den Jahren mit Fredrik oft gefürchtet und viele grauenhafte Momente erlebt, an die sie lieber nicht denken wollte. Stattdessen konzentrierte sie sich auf Sam und seine Liebe.
    In jener Nacht hatte sie wie versteinert dagestanden und das Blut angestarrt. Mit einer Entschiedenheit, die sie sich selbst nicht mehr zugetraut hatte, war sie plötzlich aktiv geworden. Die Koffer waren bereits gepackt. Da sie nur ein Nachthemd anhatte, schlüpfte sie hastig in Jeans und T-Shirt. Sam konnte im Schlafanzug fahren. Ihn trug sie zuletzt zum Auto. Er schlief nicht, aber er war ganz still.
    Es war alles ganz leise gewesen. Nur das Rauschen des schwachen Nachtverkehrs war zu hören. Sie wagte nicht, daran zu denken, was Sam gesehen hatte, welche Wirkung es auf ihn haben würde und was sein Schweigen bedeutete. Er plapperte sonst ständig vor sich hin, nun gab er keinen Ton von sich. Kein Wort.
    Annie saß auf dem Steg und schlang die Arme um die Knie. Erstaunlich, dass es ihr nach zwei Wochen auf der Insel nicht langweilig war. Vielmehr schienen die Tage wie im Flug zu vergehen. Noch hatte sie sich nicht entschieden, wie es weitergehen und wie ihre und Sams Zukunft aussehen sollte. Sie wusste nicht einmal, ob es eine für sie gab. Sie hatte auch keine Ahnung, welche Bedeutung sie und Sam für Fredriks Leute hatten und wie lange sie sich noch hier verstecken konnten. Am liebsten hätte sie sich vollkommen zurückgezogen und wäre für immer auf Gråskär geblieben. Im Sommer war das kein Problem, aber wenn der Winter kam, würden sie nicht bleiben können. Außerdem brauchte Sam Freunde und andere Menschen. Echte Menschen.
    Doch bevor sie einen Entschluss fasste, musste Sam wieder ganz gesund werden. Nun schien die Sonne, und abends wiegten die Wellen, die gegen die nackten Klippen schlugen, sie in den Schlaf. Im Schatten des Leuchtturms waren sie sicher. Der Rest musste warten. Und irgendwann würde auch die Erinnerung an das Blut verblassen.
    »Wie geht es dir, Liebling?« Sie spürte, wie Dan von hinten die Arme um sie legte, und musste sich beherrschen, um sich der Berührung nicht

Weitere Kostenlose Bücher