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Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Cafébesuche mit ihren Freundinnen und die tagelangen Shoppingrunden gemacht hatte. Aber Fredrik hatte darauf bestanden, und schließlich hatte sie sich widerwillig darauf eingelassen.
    In dem Moment, als die Hebamme ihr Sam in die Arme legte, veränderte sich ihr ganzes Leben. Nichts anderes war mehr von Bedeutung. Fredrik bekam seinen ersehnten Sohn, stellte jedoch fest, dass er selbst an den Rand gedrängt wurde. Er war nicht der Mann, der es hinnahm, wenn man ihn vom Sockel stieß. Seine Eifersucht auf Sam kam auf merkwürdige Art zum Ausdruck. Er verbot ihr das Stillen und engagierte gegen ihren Willen ein Kindermädchen für Sam. Sie hingegen ließ sich das nicht gefallen. Elena überließ sie das Wischen und Staubsaugen, während sie selbst Stunden mit Sam im Kinderzimmer verbrachte. Die beiden waren unzertrennlich. War sie früher ein wenig verwöhnt und orientierungslos gewesen, hatte sie nun in ihrer Rolle als Sams Mutter eine ganz neue Sicherheit gewonnen.
    Von dem Moment an, in dem sie Sam zum ersten Mal in den Armen hielt, war ihr Leben aber auch auseinandergefallen. Gewalt hatte es schon früher gegeben, wenn Fredrik etwas zu viel getrunken hatte oder ihm eine Prise Koks nicht bekommen war. Ein bisschen Nasenbluten und blaue Flecke, die nach ein paar Tagen nicht mehr weh taten. Nicht weiter schlimm.
    Seit Sams Geburt war ihr Leben die Hölle gewesen. Der Wind und die Erinnerung trieben ihr Tränen in die Augen. Ihre Hände zitterten so heftig, dass der Kaffee überschwappte und auf ihre Hose tropfte. Sie kniff die Lider zusammen, um die Tränen und die Erinnerungsfetzen abzuschütteln. Das Blut. Es war so viel gewesen. Die Bilder in ihrem Kopf legten sich übereinander wie zwei Negative, die sich zu einem verbanden. Das verwirrte sie und machte ihr Angst.
    Ruckartig stand Annie auf. Sie musste nah bei Sam sein. Sie brauchte ihn.
    »Ja, das ist wahrlich ein trauriger Tag.« Erling stand am Kopfende des langen Konferenztischs und sah seine Mitarbeiter ernst an.
    »Wie konnte das nur passieren?« Die Sekretärin Gunilla Kjellin schnäuzte sich. Tränen liefen ihr übers Gesicht.
    »Der Kommissar am Telefon hat nicht viel gesagt, aber wenn ich es richtig verstanden habe, ist Mats einem Verbrechen zum Opfer gefallen.«
    »Hat ihn jemand erschlagen?« Uno Brorsson lehnte sich zurück. Die Ärmel seines karierten Flanellhemds waren wie üblich bis zu den Oberarmen hochgekrempelt.
    »Wie gesagt, ich weiß auch noch nicht viel, aber ich gehe davon aus, dass uns die Polizei auf dem Laufenden hält.«
    »Welche Auswirkung hat dieses Ereignis auf das Projekt?« Uno zupfte aufgeregt an seinem Schnurrbart.
    »Gar keine. Das sage ich jetzt und hier vor der versammelten Mannschaft. Matte hat viele Stunden Arbeit in das Projekt Badis investiert und würde als Erster darauf bestehen, dass wir weitermachen. Alles läuft weiter nach Plan, und bis wir Ersatz für Matte gefunden haben, kümmere ich mich um die Finanzen.«
    »Wie könnt ihr nur jetzt schon über Ersatz sprechen?«, schluchzte Gunilla.
    »So, Gunilla.« Erling wusste nicht recht, wie er mit diesem Gefühlsausbruch umgehen sollte, den er auch unter den gegenwärtigen Umständen für höchst unpassend hielt. »Wir tragen die Verantwortung für die Gemeinde, ihre Bürger und all jene, die sich nicht nur mit Leib und Seele für dieses Projekt, sondern für alles engagiert haben, was wir tun, um dieser Gemeinde hier zum Aufschwung zu verhelfen.« Etwas verblüfft über die gelungene Formulierung machte er eine Pause, bevor er fortfuhr. »So tragisch es auch sein mag, dass das Leben dieses jungen Menschen vorzeitig ausgelöscht wurde – wir können nicht alles stehen und liegen lassen. The show must go on , wie man in Hollywood sagt.«
    Im Konferenzsaal war es jetzt mucksmäuschenstill. Der letzte Satz hatte einfach so gut geklungen, dass Erling ihn noch einmal sagen musste. Er richtete sich auf, streckte die Brust raus und wiederholte mit starkem Bohusläner Akzent:
    » The show must go on , Leute. The show must go on .«
    Wie gelähmt saßen sie sich am Küchentisch gegenüber. Seit sie von einem der freundlichen Polizisten nach Hause gebracht worden waren, hatten sie sich nicht von der Stelle gerührt. Gunnar wäre lieber selbst gefahren, aber die Beamten hatten es nicht zugelassen. Nun stand das Auto noch auf dem Parkplatz, und er würde hingehen und es abholen müssen. Andererseits konnte er bei der Gelegenheit natürlich schnell bei …
    Gunnar schnappte nach

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