Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
hat das ganze Wochenende versucht, ihn anzurufen, aber sie konnte ihn nicht erreichen. Ich habe ihr gesagt, sie solle sich nicht so anstellen und den Jungen in Ruhe lassen.« Wieder füllten sich seine Augen mit Tränen, die er sofort mit dem Jackenärmel wegwischte.
»Bei Ihrem Sohn zu Hause ist also niemand ans Telefon gegangen. War er auch mobil nicht erreichbar?«
»Nein, nur sein Anrufbeantworter.«
»War das ungewöhnlich?«
»Ich glaube schon. Signe ruft wahrscheinlich ein bisschen zu oft an, aber Matte hatte eine Engelsgeduld.«
»Sind Sie deshalb heute hierhergekommen?«
»Ja und nein. Signe hat sich inzwischen richtige Sorgen gemacht. Ich auch, obwohl ich versucht habe, es mir nicht anmerken zu lassen. Als dann jemand von der Gemeinde bei uns anrief und uns mitteilte, dass Matte nicht zur Arbeit erschienen war … Also, das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Mit Terminen und so Dingen hat er es immer unheimlich genau genommen. Das hat er von mir.«
»Wofür war er denn bei der Gemeinde zuständig?«
»Er ist dort seit ein paar Monaten Wirtschaftsbeauftragter. Deshalb ist er wieder hierhergezogen. Zum Glück hat er die Stelle bekommen. Es gibt hier ja ansonsten nicht viele Jobs für Volkswirtschaftler.«
»Wie kam es dazu, dass er nach Fjällbacka zurückgekehrt ist? Wo hat er denn vorher gewohnt?«
»In Göteborg.« Gunnar beantwortete die zweite Frage zuerst. »Wir wissen nicht genau, warum er sich dazu entschieden hat. Aber er hat kurz vorher etwas Furchtbares erlebt. Irgendeine Gang in der Stadt hat ihn schwer misshandelt, und er musste wochenlang im Krankenhaus liegen. So etwas macht einen schon nachdenklich. Jedenfalls ist er wieder zurückgekommen, und Signe und ich waren froh darüber. Vor allem Signe natürlich. Sie war überglücklich.«
»Weiß man, wer ihn misshandelt hat?«
»Nein, die Polizei hat diese Leute nie erwischt. Matte hat die Täter nicht erkannt und hätte sie hinterher auch nicht identifizieren können. Sie hatten ihn übel zugerichtet. Als Signe und ich ihn im Sahlgrenska besuchten, haben wir ihn kaum wiedererkannt.«
»Hm …«, machte Patrik.
Hinter die schwere Körperverletzung setzte er ein Ausrufezeichen. Damit würde er sich so bald wie möglich näher beschäftigen. Er musste unbedingt die Kollegen in Göteborg kontaktieren.
»Ihnen fällt also niemand ein, der Mats möglicherweise Schaden zufügen wollte? Irgendjemand oder vielleicht mehrere Leute, die eine offene Rechnung mit ihm hatten?«
Gunnar schüttelte heftig den Kopf.
»Matte hat in seinem ganzen Leben keinen Streit gehabt. Alle mochten ihn. Und er mochte auch alle.«
»Wie lief es denn bei der Arbeit?«
»Ich glaube, er hat sich dort wohl gefühlt. Letzten Donnerstag wirkte er zwar ein wenig bedrückt, aber das war nur so ein Eindruck von mir. Vielleicht hatte er ein bisschen zu viel zu tun. Jedenfalls hat er nicht erwähnt, dass er mit irgendjemandem Ärger hatte. Erling ist ja ein bisschen gewöhnungsbedürftig, soweit ich das verstanden habe, aber Matte sagte, er könne mit ihm umgehen. Im Grunde sei er harmlos.«
»Und sein Leben in Göteborg? Haben Sie da auch einen Einblick bekommen oder vielleicht seine Freunde, Partnerinnen oder Kollegen kennengelernt?«
»Nein, das kann ich nicht behaupten. Bei diesen Themen war er eher zugeknöpft. Signe hat hin und wieder versucht, etwas über sein Leben herauszubekommen. Freundinnen und so was. Aber er hat ihre Fragen nicht besonders ausführlich beantwortet. Vor ein paar Jahren hat man noch das ein oder andere über seine Freunde erfahren, aber seit er diese letzte Arbeitsstelle in Göteborg hatte, schien er überhaupt keine sozialen Kontakte mehr zu pflegen, sondern nur noch zu arbeiten. Matte konnte vollkommen in der Arbeit aufgehen.«
»Wie war es, seit er wieder in Fjällbacka wohnte? Hat er sich denn nicht wieder mit seinen alten Freunden getroffen?«
Gunnar schüttelte erneut den Kopf.
»Nein, daran schien er nicht das geringste Interesse zu haben. Natürlich wohnen auch von den alten Freunden nicht mehr so viele hier. Die meisten sind weggezogen. Aber er schien grundsätzlich lieber für sich zu sein. Signe hat sich deswegen Sorgen gemacht.«
»Eine Freundin gibt es auch nicht?«
»Ich glaube nicht. Aber es kann natürlich sein, dass wir nicht alles mitbekommen haben.«
»Hat er denn nie jemanden mitgebracht?«, fragte Patrik verwundert. Wie alt war Matte eigentlich gewesen? Gunnar beantwortete ihm die Frage. Genauso alt wie Erica,
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