Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
vorn.
»Die Kugel steckt noch im Schädel, aber sobald ich sie entfernt habe, dürften Sie auf diese Frage eine Antwort erhalten. Vorausgesetzt, die Kugel befindet sich in einem guten Zustand.«
»Okay«, sagte Paula, »aber Sie müssen doch schon unzählige Schussverletzungen gesehen haben. Haben Sie wirklich nicht die geringste Ahnung?« Sie erwähnte bewusst nicht die Patronenhülse und was sich daraus schließen ließ, weil sie Pedersens eigene Meinung hören wollte.
»Noch jemand, der nicht nachgibt«, lachte Pedersen und wirkte beinahe verzückt. »Wenn Sie mir versprechen, meine vage Vermutung nicht überzubewerten, tippe ich, dass es sich um eine Neun-Millimeter-Waffe handelt. Aber wie gesagt, ich kann mich täuschen.« Pedersen hielt warnend den Zeigefinger hoch.
»Das haben wir verstanden«, sagte Patrik. »Wann wirst du die Obduktion machen können, so dass wir an die Patrone kommen?«
»Mal sehen …« Er griff nach der Maus und wandte sich seinem Computer zu. »Die Obduktion ist für Montag nächster Woche angesetzt. Ihr bekommt also am Mittwoch einen Bericht.«
»Geht es nicht früher?«
»Leider nicht. In den vergangenen Monaten war hier der Teufel los. Aus irgendeinem Grund sind die Leute gestorben wie die Fliegen, und zwei Kollegen haben sich urplötzlich auf unbestimmte Zeit krankgemeldet. Ausgebrannt. Auf manche Menschen hat der Job diese Wirkung.« Es war klar erkennbar, dass Pedersen sich nicht zu dieser Kategorie zählte.
»Da kann man wohl nichts machen. Ruf mich an, sobald du mehr weißt. Und ich gehe davon aus, dass die Kugel so schnell wie möglich ans SKL geschickt wird.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Pedersen leicht beleidigt. »Wir sind zwar im Moment etwas überlastet, aber wir machen unserem Beruf alle Ehre.«
»Tut mir leid, ich weiß.« Patrik hob abwehrend die Hände. »Ich bin wie üblich etwas ungeduldig. Wenn du dich meldest, sobald du fertig bist, verspreche ich dir, dass ich dir bis dahin nicht die Hölle heiß mache.«
»Kein Problem.« Pedersen stand auf, und sie verabschiedeten sich. Der nächste Mittwoch schien noch in weiter Ferne zu liegen.
»Dann dürfen wir jetzt also in die Wohnung?«, fragte Gösta erstaunlich eifrig. »Und der Bericht kommt morgen. Wie schön. Das wird Hedström freuen.«
Lächelnd legte er auf. Torbjörn Ruud hatte soeben mitgeteilt, dass sie die technische Untersuchung abgeschlossen hatten und die Wohnung von Mats Sverin jetzt für die Kollegen frei gegeben war. Plötzlich kam ihm eine Idee. Es war doch blöd, hier nur rumzusitzen und Däumchen zu drehen, bis Hedström und Paula zurückkamen. Däumchendrehen war zwar für gewöhnlich eine von Göstas absoluten Lieblingsbeschäftigungen, aber auf der anderen Seite ärgerte es ihn, dass immer Patrik die Entscheidungen fällte, obwohl Gösta und Bertil die meiste Erfahrung hatten. Er konnte nicht leugnen, dass sich eine gewisse Rachsucht in ihm regte, und obwohl es ihm eigentlich widerstrebte, sich unnötig anzustrengen, machte es Spaß, den Grünschnäbeln hin und wieder zu zeigen, wie der Hase lief. Rasch entschlossen lief er zu Mellberg hinüber. In seinem Eifer riss er die Tür auf, ohne anzuklopfen, und sah, dass Bertil aus einem anscheinend sehr gemütlichen Nickerchen erwachte.
»Was ist denn los, verdammt?« Verwirrt sah Mellberg sich um. Ernst setzte sich in seinem Körbchen auf und spitzte die Ohren.
»Entschuldige. Ich wollte nur …«
»Was wolltest du?«, raunzte Mellberg und drapierte das aus der Form geratene Haarbüschel wieder über den kahlen Schädel.
»Tja, ich habe gerade mit Torbjörn Ruud gesprochen.«
»Und?« Mellberg wirkte immer noch griesgrämig, während Ernst es sich wieder bequem gemacht hatte.
»Er hat gesagt, dass wir die Wohnung jetzt betreten dürfen.«
»Welche Wohnung?«
»Die von Mats Sverin. Sie sind jetzt fertig. Also, die Techniker. Und da dachte ich …« Allmählich bereute Gösta den Vorstoß. Vielleicht war es doch nicht so eine geniale Idee gewesen. »Ich dachte …«
»Komm endlich zur Sache!«
»Hedström legt doch immer schrecklich viel Wert darauf, dass wir alles prompt und möglichst gestern erledigen. Also sollten wir sofort mit der Untersuchung beginnen und nicht warten, bis er wieder da ist.«
Mellbergs Züge hellten sich auf. Langsam begriff er, worauf Gösta hinauswollte, und der Gedankengang gefiel ihm.
»Da hast du vollkommen recht. Es wäre eine Schande, das auf morgen zu verschieben. Und wer wäre geeigneter als
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