Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
Vom Netzwerk:
sie durchdringend an. Sie war so tief in ihren Gedanken versunken gewesen, dass ihr vollkommen entgangen war, wie er zu ihr gekommen und sich neben sie gesetzt hatte. Sie zerstrubbelte sein Haar, und er ließ sie gewähren. Er war so ernst. Ihr großer kleiner Junge, der schon so viel miterlebt hatte, obwohl er erst acht Jahre alt war.
    Ringsherum hallten fröhliche Stimmen durchs Haus. Ihr fiel auf, dass sich bereits ein paar dänische Worte in das Vokabular der Kinder eingeschlichen hatten. Sie fand das amüsant, aber auch erschreckend. Die Vergangenheit und die Personen hinter sich zu lassen, die sie damals gewesen waren, bedeutete auch einen Verlust. Die Kinder würden allmählich ihre Sprache verlieren, das Schwedische und vor allem den Göteborger Dialekt vergessen. Doch dieses Opfer brachte sie bereitwillig. Sie waren jetzt zu Hause und würden nicht mehr umziehen. Hier würden sie bleiben und alles vergessen, was hinter ihnen lag.
    Sie strich Kevin über die Wange. Mit der Zeit würde er wieder ein Kind wie alle anderen werden. Dafür lohnte sich jedes Opfer.
    Im Kindergarten kam Maja wie üblich angerannt und warf sich in ihre Arme. Nachdem Erica fest gedrückt und feucht geküsst worden war, streckte Maja die Hände aus, um ihre kleinen Brüder im Wagen zu streicheln.
    »Da ist aber jemand verliebt in seine Brüder.« Ewa stand im Flur und setzte ein Häkchen hinter die Namen der Kinder, die abgeholt worden waren.
    »Meistens jedenfalls. Manchmal werden sie allerdings auch etwas härter angefasst.« Erica strich Noel über die Wange.
    »Es ist ja kein Wunder, wenn Kinder darauf reagieren, dass sie die Aufmerksamkeit der Eltern plötzlich mit Geschwistern teilen müssen.« Ewa beugte sich über den Kinderwagen, um die Zwillinge zu begrüßen.
    »Nein, das ist vollkommen verständlich, und außerdem ist es unverschämt gut gelaufen.«
    »Schlafen sie nachts?« Ewa schäkerte mit den beiden herum und erntete ein zweifaches zahnloses Lächeln.
    »Sie haben einen wahnsinnig festen Schlaf. Das Problem ist nur, dass Maja sich langweilt, wenn sie schlafen, und sich bei jeder Gelegenheit in ihr Zimmer schleicht und sie weckt.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Sie ist wirklich ein keckes und unternehmungslustiges kleines Mädchen.«
    »Vielen Dank, das war noch milde ausgedrückt.«
    Da die Zwillinge allmählich unruhig wurden, sah sich Erica nach ihrer Tochter um, doch die war inzwischen verschwunden.
    »Sieh mal beim Klettergerüst nach.« Ewa deutete auf den Spielplatz. »Dort ist sie am liebsten.«
    Tatsächlich. Im selben Augenblick sah Erica Maja in rasender Geschwindigkeit die Rutsche heruntersausen, konnte sie nach einiger Zeit jedoch überreden, sich auf das Kiddyboard zu stellen und mit ihr den Kindergarten zu verlassen.
    »Nach Hause?«, fragte Maja, als sie nach rechts und nicht wie sonst nach links abbogen.
    »Nein, wir gehen zu Tante Anna und Onkel Dan.« Zur Belohnung ertönte ein Jubelschrei.
    »Mit Lisen spielen. Und Emma. Mit Adrian nicht«, verkündete Maja entschieden.
    »Ach, wieso willst du denn nicht mit Adrian spielen?«
    »Adrian ist ein Junge.«
    Eine genauere Erklärung war offenbar nicht nötig, denn mehr Informationen bekam Erica nicht aus ihrer Tochter heraus. Sie seufzte. Begann die Trennung von Jungen und Mädchen schon so früh? Was man machte und was nicht, was man anzog und mit wem man spielte? Schuldbewusst fragte sie sich, ob sie wohl dazu beitrug, weil sie sich dem Wunsch ihrer Tochter, sich nur noch mit den rosafarbenen Accessoires einer Prinzessin zu umgeben, nicht widersetzte. Majas gesamter Kleiderschrank war bereits voll mit rosa Sachen, denn es gab ein Riesentheater, wenn sie eine andere Farbe tragen sollte. War es vielleicht ein Fehler, sie selbst entscheiden zu lassen?
    Erica dachte den Gedanken nicht zu Ende. Sie hatte momentan nicht die Kraft. Es war anstrengend genug, den schweren Wagen vor sich herzuschieben. Beim Kreisverkehr verschnaufte sie eine Weile, bevor sie neu Anlauf nahm und nach links in den Dinglevägen abbog. Sie sah das Haus von Dan und Anna im Falkeliden, aber der Weg dorthin erschien ihr viel länger, als er wirklich war. Irgendwann hatte sie ihr Ziel endlich erreicht, aber das letzte Stück hätte sie fast fertiggemacht. Nach Atem ringend, blieb sie vor der Haustür stehen. Als sich ihr Puls so weit normalisiert hatte, dass sie auf den Klingelknopf drücken konnte, dauerte es nur noch wenige Sekunden, bis die Tür aufgerissen wurde.
    »Maja«,

Weitere Kostenlose Bücher