Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
brüllte Lisen. »Und die Babys.« Sie drehte sich um und rief ins Haus:
»Erica ist da. Mit Maja und den Babys! Sie sind so süß!«
Erica konnte sich ein Lachen über ihre Begeisterung nicht verkneifen, machte einen Schritt zur Seite und ließ zuerst Maja ins Haus.
»Ist Papa zu Hause?«
»Papa!«, schrie Lisen als Antwort auf ihre Frage.
Dan kam aus der Küche.
»Ach, wie schön.« Er breitete die Arme für Maja aus. Sie hatte eine besondere Schwäche für ihn.
»Kommt rein.« Nachdem er Maja ausgiebig gedrückt hatte, stellte er sie wieder auf den Boden. Rasch lief sie hinter den anderen Kindern her, die, den Geräuschen nach zu urteilen, eine Kindersendung sahen.
»Tut mir leid, dass ich dauernd vorbeikomme.« Erica hängte ihre Jacke auf. Sie griff nach den Tragetaschen der Zwillinge und folgte Dan, der schon mal in die Küche gegangen war.
»Wir freuen uns über ein bisschen Gesellschaft.« Dan rieb sich das Gesicht. Er sah unheimlich müde und ratlos aus.
»Ich habe gerade Kaffee gemacht.« Er sah Erica an.
»Seit wann musst du mich da fragen?«, grinste sie. Sie legte die Zwillinge auf eine Decke, die sie aus der Wickeltasche genommen hatte.
Dann ließ sie sich auf einem Küchenstuhl nieder, und Dan setzte sich ebenfalls, nachdem er beiden einen Becher Kaffee eingeschenkt hatte. Eine Zeitlang sagten sie kein Wort. Sie kannten sich so gut, dass ihnen das Schweigen nicht unangenehm wurde. Merkwürdigerweise waren der Mann ihrer Schwester und sie einmal zusammen gewesen, aber das war so lange her, dass sie sich kaum noch daran erinnerte. Ihre Beziehung hatte sich zu einer warmherzigen Freundschaft entwickelt, und Erica konnte sich keinen besseren Mann für ihre Schwester vorstellen.
»Ich habe heute ein interessantes Gespräch geführt«, sagte sie schließlich.
»So?« Dan nippte am Kaffee. Er war nicht der Typ für viele Worte und wusste außerdem, dass man Erica nicht ermuntern musste fortzufahren.
Sie erzählte ihm von der Begegnung mit Vivianne und gab wieder, was diese über Anna gesagt hatte.
»Wir haben zugelassen, dass Anna sich zurückzieht, hätten aber genau das Gegenteil tun müssen.«
»Ich weiß nicht.« Dan stand auf, um Kaffee nachzuschenken. »Ich habe das Gefühl, dass ich sowieso alles falsch mache.«
»Ich glaube aber, dass sie recht hat. Ich bin mir sogar sicher. Wir dürfen Anna nicht da oben liegen und langsam dahinsiechen lassen. Wenn es nicht anders geht, müssen wir uns ihr aufzwingen.«
»Mag sein.« Er klang skeptisch.
»Einen Versuch ist es in jedem Fall wert«, insistierte Erica. Sie beugte sich über die Tischkante, um sich zu vergewissern, dass es den Zwillingen gut ging. Sie lagen auf der Wolldecke, ruderten fröhlich mit Ärmchen und Beinchen und sahen so zufrieden aus, dass sie sich wieder zurücklehnte.
»Alles ist einen Versuch wert, aber …« Er verstummte, als würde er nicht wagen, den Gedanken laut auszusprechen, weil er fürchtete, dass er sich dann bewahrheiten würde. »Aber was, wenn nichts hilft? Was, wenn sie aufgegeben hat?«
»Anna gibt nicht auf«, sagte Erica. »Sie ist jetzt am Boden, doch sie gibt niemals auf, daran musst auch du glauben. Du musst an Anna glauben.«
Sie starrte Dan an und zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen. Anna war zwar eine Kämpfernatur, aber bei den ersten Schritten brauchte sie ein bisschen Unterstützung. Und die würde Erica ihr geben.
»Könntest du auf die Jungs aufpassen? Ich gehe eine Weile zu ihr hinauf.«
»Klar, ich kümmere mich um die kleinen Kerle.« Dan lächelte matt. Er stand auf und setzte sich neben Anton und Noel auf den Fußboden.
Erica war bereits auf dem Weg in den Flur. Sie ging nach oben und öffnete vorsichtig die Schlafzimmertür. Anna lag in genau der gleichen Haltung da wie bei ihrem letzten Besuch. Auf der Seite, das Gesicht zum Fenster gewandt. Erica sagte nichts, sondern legte sich einfach ins Bett und schmiegte sich an Anna. Sie legte den Arm um sie, drückte sie an sich und spürte, wie ihre eigene Wärme auf die Schwester überging.
»Ich bin hier, Anna«, flüsterte sie. »Du bist nicht allein. Ich bin hier.«
Das Essen, das Gunnar ihr gebracht hatte, ging langsam zur Neige. Sie scheute sich jedoch davor, Mattes Eltern anzurufen. Sie wollte nicht an ihn denken und nicht daran, wie enttäuscht er von ihr sein musste.
Annie blinzelte die Tränen weg und beschloss, sich erst am nächsten Tag bei ihnen zu melden. Noch kamen sie und Sam mit den Vorräten zurecht. Er aß ja
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