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Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Sam und sag Bescheid, falls du etwas brauchst oder wir dir irgendwie helfen können. Falls es ihm schlechter geht, können wir auch dafür sorgen, dass der Bezirksarzt hierherkommt und ihn sich ansieht.«
    »Das mache ich.« Annie begleitete sie zum Boot.
    Patrik ließ den Motor an. Plötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne.
    »Weißt du noch, ob Mats eine Aktentasche dabeihatte?«
    Annie runzelte die Stirn und schien zu überlegen. Dann hellten sich ihre Züge auf. »Eine braune? Aus Leder?«
    »Ja, genau«, erwiderte Patrik. »Die ist auch verschwunden.«
    »Wartet mal.« Annie drehte sich um und rannte zum Haus. Eine Minute später kam sie mit einem Gegenstand im Arm zurück. Als sie sich dem Steg näherte, sah Patrik, was es war. Die Aktentasche. Sein Herz machte einen Sprung.
    »Er hat sie hier vergessen, und ich habe sie einfach liegen lassen. Hoffentlich war das kein Fehler.« Sie kniete sich auf den Steg, um Patrik die Tasche zu reichen.
    »Wir sind einfach nur froh, dass wir sie gefunden haben. Danke!« Sofort schoss ihm die Frage durch den Kopf, was die Aktentasche wohl enthalten mochte.
    Nachdem sie abgelegt und Kurs auf Fjällbacka genommen hatten, drehten er und Erica sich noch einmal um und winkten Annie zum Abschied. Sie winkte zurück. Der Schatten des Leuchtturms hatte den Steg erreicht. Es sah aus, als würde er Annie verschlingen.

K önnen wir hinausfahren, um danach zu suchen?« Gunnar stand am Kai und hatte seine Stimme kaum unter Kontrolle.
    Peter blickte von seiner Arbeit auf und schien ihm die Bitte abschlagen zu wollen. Doch dann ließ er sich erweichen.
    »Wir fahren eine kleine Runde. Aber es ist Sonntag, und ich muss bald nach Hause.«
    Gunnar sagte kein Wort. Aus Augenhöhlen, die an schwarze Löcher erinnerten, starrte er vor sich hin. Seufzend stieg Peter in die Kajüte hinunter und ließ den Motor an. Er half Gunnar ins Boot, streifte ihm eine Schwimmweste über und manövrierte geschickt aus dem Hafen. Als sie ein Stück weiter draußen waren, nahm er Fahrt auf.
    »Wo sollen wir denn anfangen zu suchen? Wir haben bereits danach Ausschau gehalten, als wir unterwegs waren, aber wir konnten es nicht entdecken.«
    »Ich weiß nicht.« Gunnar starrte durch die Scheibe. Er konnte nicht zu Hause hocken und warten, er hielt es nicht mehr aus, Signe regungslos auf dem Küchenstuhl sitzen zu sehen. Sie kochte nicht mehr, sie hatte aufgehört zu backen, tat nichts mehr, was sie einst ausgemacht hatte. Und wer war er selbst ohne Matte? Er hatte keine Ahnung. Er wusste nur, dass er in seinem ansonsten sinnlos gewordenen Leben ein Ziel brauchte.
    Das Boot finden. Ja, so kam er aus dem Haus und fort von der Stille und allem, was ihn an Matte erinnerte. Mattes Fußabdruck in der Einfahrt, die Gunnar betoniert hatte, als Matte fünf Jahre alt war. Die Delle, die Mattes Vorderzähne in der Flurkommode hinterlassen hatten, als er mit viel zu hoher Geschwindigkeit angerast kam und auf dem Teppich ausrutschte. All die kleinen Dinge, die bewiesen, dass Matte hier gewesen, dass er ihr Sohn gewesen war.
    »Nimm Kurs auf Dannholm«, sagte Gunnar. Eigentlich hatte er keine Ahnung. Nichts sagte ihm, dass sich das Boot in der Richtung finden würde. Aber man konnte dort genauso gut wie überall sonst mit der Suche beginnen.
    »Wie geht es euch denn?«, fragte Peter vorsichtig, während er konzentriert lenkte. Trotzdem warf auch er hin und wieder einen Blick in die Weite, um zu sehen, ob das kleine Holzboot irgendwo an Land getrieben war.
    »Es geht«, antwortete Gunnar.
    Das war eine Lüge, denn es ging ganz und gar nicht. Doch was sollte er sagen? Wie sollte er die Leere in einem Elternhaus erklären, wenn man ein Kind verloren hatte? Manchmal staunte er darüber, dass er überhaupt noch atmen konnte. Wie konnte er ohne Matte weiterleben und Luft holen?
    »Es geht«, wiederholte er.
    Peter nickte, so war es eben. Die Leute wussten nicht, was sie sagen sollten. Sie sagten das Nötigste, murmelten die Worte, die von ihnen erwartet wurden, zeigten nach Möglichkeit Anteilnahme und dankten insgeheim ihrem Herrgott, dass es sie nicht getroffen hatte. Dass ihre Kinder und ihre Lieben noch am Leben waren. Das war menschlich.
    »Es kann sich doch nicht losgerissen haben.« Gunnar wusste nicht, ob er mit Peter oder mit sich selbst sprach.
    »Ich glaube es jedenfalls nicht, denn in dem Fall wäre es zwischen die anderen Boote getrieben. Diese alten Holzboote sind im Preis gestiegen, vielleicht war es ein

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