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Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Titel: Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix T. Richter
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dass auf dem Boden lag. Der Schock war durch
Thalons Körper gerauscht und hatte ihn einfrieren lassen, denn er hatte die
Person erkannt, die da regungslos auf dem Boden lag. Es war Kathleen, doch ihr
Gesicht war vollständig entstellt worden. Die eine Hälfte des sonst zärtlichen
und lieblichen Gesichtes war verbrannt und der Rest mit Wunden, Blut und
Schmutz übersäht. Keines klaren Gedankens mächtig und vollkommen schockiert
kniete schließlich auch Thalon vor der Leiche nieder. Ihre Augen waren geöffnet
und schauten nach oben. Ohne auch nur ein Wort zu sprechen blickte Kardios, die
Augen rot unterlaufen, auf seinen Schüler und dessen Begleiterin, die, nicht
wissend, was zu tun war, etwas im Hintergrund stand und sich die Hände vor den
Mund hielt. Dann fiel sein Blick wieder auf Kathleen. Sie atmete schwer, wie
Thalon jetzt feststellte. Sie war also noch am Leben! Dann öffneten sich ihre
trockenen Lippen und mit einer kratzigen Stimme, die nicht mehr mit jener zu
vergleichen war, die Thalon so vertraut war, brachte sie ein paar gequälte Worte
heraus: „Hüte dich vor den roten Augen!“ Sie hatte zum Sprechen ihren Körper
ein wenig vom Boden gehoben, der jetzt aber wieder zusammensackte und
schließlich tot liegen blieb. Lewia stand nur daneben und fühlte sich fehl am
Platz. Kardios schloss Kathleens Augen. Auch sein Gesicht war vollkommen
verdreckt, aber ansonsten unversehrt. „Was ist passiert?“, fragte Thalon
verstört, die Situation nicht begreifend. Kardios bemühte sich, klar zu reden.
Seine Stimme klang rau und heiser: „Ich verfolgte mit meinen Männern die Räuber
bis zu ihrem Versteck. Sie wollten sich allerdings nicht ergeben, woraufhin wir
gezwungen waren, sie zu töten. Einer hat überlebt und befindet sich in unserer
Gefangenschaft. Die Frauen, die sie entführt hatten, waren in einer engen Höhle
eingesperrt. Sie wirkten verstört und verwirrt und wahrscheinlich waren sie
auch vergewaltigt worden. Nunja, als ich dann wieder hier ankam, bemerkte ich
die offene Tür und kaum war ich drinnen, hörte ich auch schon die Hilferufe von
Kathleen. Ich rief deinen Namen, bekam allerdings keine Antwort. Ich versuchte,
ihr zu helfen, doch ich konnte auch nichts mehr für sie tun, denn die
Verwundungen waren bereits zu stark. Ich fragte sie, so wie du mich jetzt, was
denn nur passiert sei, aber mehr als diese zusammenhangslosen zwei Wörter
brachte sie nicht heraus. Nicht lange danach wart ihr beide da. Ich bin
übrigens Kardios“, sagte Thalons Meister deutlich hörbar von der Situation
bewegt an Lewia gewandt. Verlegen und hilflos flüsterte sie nur ihren Namen: „Lewia.“
Einen Moment lang schwiegen sich alle an und betrachteten die Leiche von
Kathleen. Die Stille war unerträglich und Thalon dachte, dass er die
Staubkörnchen, die durch die Luft wirbelten, hören konnte, wenn sie auf dem
Boden aufkamen. Irgendwann meinte Kardios dann entschlossen, dass man sie
gleich jetzt begraben sollte, denn sie könne nicht noch länger hier herum
liegen. „Außerdem ertrage ich diesen Anblick nicht!“, fügte er sichtlich
berührt hinzu. Ehrfürchtig trugen sie Kathleen nach draußen. Gemeinsam
schaufelten sie ein Grab unter einer großen Eiche, nahe der Residenz, legten
Kathleen sanft hinein und schaufelten das Grab wieder zu. Zu guter Letzt
häuften sie noch einen Steinhaufen über der lockeren Erde auf, als Markierung
für das Grab. Schließlich befahl Kardios, dass man sich schlafen legen solle,
da man das Geschehene nicht rückgängig machen könne und von daher wenigstens
vernünftig denken sollte, und das ginge nur, wenn man genügend Schlaf habe. So
schwer es für Thalon auch war, er musste einsehen, dass sein Meister recht
hatte. Auf der einen Seite bewunderte er die Gelassenheit von Kardios, auf der
anderen Seite jedoch fragte er sich, wie man nach so einem solch verstörenden
Erlebnis nur so ruhig sein konnte. Es dauerte daher lange, bis er Schlaf fand.
     
    Kapitel 4: Aufbruch

 
 
    In der Nacht quälte Thalon ein Alptraum. Er
rannte durch eine völlig verwüstete Gegend. Sie war grau und trist und
gepflastert von verbrannten und aufgedunsenen Leichen, deren dunkelrot
schimmerndes Blut den Boden färbte, und einen starken Kontrast zur bleichen
Umgebung um ihn herum darstellte. Thalon wurde gejagt von abstrakten Gestalten,
die ihre Körper in schwarze Kutten gehüllt hatten. Mit ihren mageren Armen
griffen sie immer wieder nach ihm, so als wollten sie seine Seele aus

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