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Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Titel: Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix T. Richter
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ihm
herausreißen. Immerwährend riefen sie Thalons Namen, befahlen ihm, stehen zu
bleiben, doch er hörte nicht auf die Gestalten.
    Nach einem langen Lauf erreichte er, panisch und
total verängstigt, Kardios’ Residenz, die auf einmal mitten auf der Ebene
stand. Flammen und Rauch kamen Thalon von dort aus entgegen, das komplette
Gebäude loderte und feurige Zungen griffen um sich. Trotzdem erschien sie ihm
wie ein Rettungsanker inmitten der Landschaft. Unvermittelt hatte sich alles um
ihn herum, bis auf die Residenz, aufgelöst in grenzenloses schwarzes Nichts.
Die Hitze ignorierend betrat er das Innere. Wie von einer unsichtbaren Macht
gelenkt schritt er die Treppe hinauf und betrat sein Zimmer. In seinem Bett lag
eine Gestalt, dessen Gesicht er allerdings nicht erkennen konnte. Obwohl sich
die Gestalt langsam aus dem Bett erhob und sich gemächlich umdrehte, erschrak
er und sein Herz blieb fast stehen vor Entsetzen. Er schaute in das verbrannte
Gesicht von Kathleen und in ihre leeren und toten Augen. Wie angewurzelt stand
er da und bemerkte, wie sie immer näher kam, einer willenlosen Marionette
gleich. Ihr Körper zappelte unkontrolliert und bewegte sich dennoch immer näher
auf ihn zu, bis sie schließlich direkt vor ihm stand und ihr Gesicht sich dem
seinen näherte, so als wolle die verkohlte Leiche ihn küssen. „Räche mich!“,
hörte er sie mit einer dämonischen Stimme sagen. Thalon nickte nur, als sich
urplötzlich Kathleens Körper aufblähte, einer großen dicken Raupe gleich.
Thalon stieß einen Angstschrei aus, dann ertönte das erwartete platzende
Geräusch, doch Thalon sah nichts, sah nur Dunkelheit und wachte schließlich
schweißgebadet auf. Die Sonne war noch lange nicht aufgegangen, es war noch
Nacht. Er rieb seine Augen. Angstschweiß war auf seiner Stirn. Schwaches
Mondlicht fiel in das Zimmer und erhellte es in einem gespenstisch blassen
Licht. Kurz dachte er noch an den Albtraum und war wie gebannt, dann schüttelte
er den Kopf, um den Traum zu verdrängen, erhob sich und zog sich an. Langsam
schlich Thalon aus seinem Zimmer. Er wollte nicht, dass die anderen aufwachten.
Er wollte den Geschehnissen der letzten Zeit auf den Grund gehen, er würde
aufklären, was mit Kathleen passiert war und warum sie sterben musste. Lewia
würde er danken, dass sie ihn begleitet hatte. Er würde Kardios Lebewohl sagen
und dann allein die Antworten auf die Fragen suchen, die in letzter Zeit
aufgekommen waren. Doch nun musste er erstmal raus. Ihm war egal, dass es noch
Nacht war. Diese Ruhe vor dem Sturm wollte er sich genehmigen. An einschlafen
war sowieso nicht zu denken, schließlich erwarteten ihn dort nur Alpträume. Er
öffnete vorsichtig die Tür, die in den Garten führte. Ein lautes Knarren
ertönte, woraufhin Thalon leise fluchte und hoffte, dass niemand das gehört
hatte. Erst als er sicher war, noch immer der einzige zu sein, der wach ist,
ging er nach draußen. Er setzte sich auf den Brunnenrand, wie er es getan
hatte, als er sich nach der harten Arbeit entspannte. Im Moment jedoch war
alles anders, denn nichts von dem, was ihn immer beruhigt hatte, war zu hören.
Einzig und allein das Zirpen der Grillen durchbrach die bedrückende Stille der
finsteren Nacht, die alles wie in einem dunklen Mantel verschlungen hatte.
Thalon kam es so vor, als ob die Nacht diesmal noch dunkler war als zuvor und
dass irgendjemand sämtliche Geräusche zum Verstummen gebracht hatte, so als
liege eine tiefe Traurigkeit in der Luft. Traurigkeit, die auch ihn in diesem
Moment erfüllte. Immer wieder hatte er das Gesicht von Kathleen vor Augen. Er
dachte an das Mädchen, welches ihn einen großen Teil seines bisherigen Lebens
begleitet hatte. Unvermittelt wurde ihm etwas klar. Er erkannte, wie sehr er
Kathleen gemocht hatte, war sie doch wie eine Schwester für ihn gewesen, die er
nie gehabt hatte. Niemand, außer vielleicht Kardios, kannte ihn besser. Ein
Gefühl der Leere machte sich in seinem Herzen breit, so als habe er etwas tief
in ihm verloren. Für einen kurzen Moment schienen sämtliche Glücksgefühle aus
seinem Körper gewichen und die damit zusammenhängenden Erinnerungen ebenfalls
verschwunden zu sein. Das Gefühl, welches Thalon im Augenblick erfüllte, hatte
er zuletzt gespürt, als er seine Mutter das letzte Mal gesehen hatte. Ein Wort
drängte sich in seinen Kopf. „Liebe!“, stammelte er unbewusst. Zum ersten Mal
in seinem Leben gestand er sich, jemals geliebt zu haben. Ja, er war in
Kathleen

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