Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
da er ein Magier war und kehrte nie wieder zu uns
zurück. So erging es vielen Familien. Du hast sicherlich bereits von der
Magierverfolgung in Oleiphea gehört. Der damalige Herrscher von Rhizom hatte
den fanatischen Einfall, die Magierverfolgung wieder aufkommen zu lassen. So
hatte er ein Gesetz verabschiedet, welches besagte, dass jeder mit magischen
Fähigkeiten entweder umgebracht oder gefangen genommen werden sollte. Wir
Magier gelten als unreine Wesen, da wir in der Lage sind, die gegebene Natur zu
verändern und zu unseren Vorteilen zu nutzen. Das war vielen ein Dorn im Auge und
so fanden sich viele, die sich den Jagden nach Magiern anschlossen. Sicherlich
weißt du, wie wenig Menschen heutzutage noch magische Fähigkeiten besitzen, was
unter anderem eine Folge dessen ist, was sich damals bereits zum zweiten Mal
zugetragen hat. Als sich dann herausstellte, dass ich die magischen Fähigkeiten
meines Vaters geerbt hatte, floh meine Mutter mit meinem Bruder und mir aus der
Hauptstadt. Wir setzten uns ab in ein unscheinbares Dörfchen am Rande des
Landes. Meine Mutter hoffte, mich so vor der Gefangennahme schützen zu können,
gab sich damit jedoch nicht zufrieden. Sie wollte nicht, dass mit mir das
gleiche passiert, wie mit meinem Vater, denn es war nur eine Frage der Zeit,
dass man uns irgendwann doch noch finden würde. Also schützte sie mich mit
einem magischen Siegel. Es war der einzige Zauber, den sie beherrschte und den
sie ihn ihrerseits von ihrer Mutter beigebracht bekommen hatte. Dieses Siegel
sollte mich vor sehr großer Gefahr warnen, sodass mir niemals etwas zustoßen
würde. Erst wenn die Gefahr erloschen ist, würde das Siegel aufhören zu
existieren. Sie schickte mich und meinen Bruder fort und gab sich selbst als
die Magierin aus, nach der der König noch gesucht hatte. So schützte sie ihre
Kinder. Und vorhin, als ich dich geweckt hatte, spürte ich das Siegel auf
einmal wieder auf meiner Hand. Der König kam damals bei einem Attentat um,
ausgeführt von einem Mitglied der Rebellengruppe, die gegen die Tyrannei des
Königs kämpfte. Rhizom trat wenige Monate danach dem neu gegründeten Bund der
Länder bei und ein anderer, ein guter Mann, nahm den Platz des königlichen
Vertreters ein. Seitdem hatte ich kein einziges Mal das Siegel gespürt. Bis
jetzt! Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, aber es verheißt mit Sicherheit
nichts Gutes!“ Thalon, der zuvor vollkommen fasziniert an Lewias Lippen
gehangen hatte, meldete sich jetzt zu Wort: „Du glaubst also, dass irgendeine
große Gefahr der Welt droht?“ „Ich weiß, dass das unglaublich klingt, aber das
Siegel irrt sich nicht! Irgendwas oder irgendwer muss in unserer Nähe sein und
will uns schaden. Ansonsten könnte ich mir nicht erklären, warum
das Siegel zu sehen ist. “
„Aber wer sollte uns jagen? Könnten nicht
einfach nur Strauchdiebe in der Nähe gewesen sein?“, fragte Thalon ungläubig.
„Das wäre kein Grund“, antwortete Lewia leise. „Vertrau mir, wir sind in großer
Gefahr. Ich kann dir nicht sagen, was es ist, aber wir sollten auf jeden Fall
vorsichtig sein!“, fügte sie besorgt hinzu. „Dann wäre es vielleicht nicht
verkehrt, dem Rat von Anthlo zu folgen und zu diesem Turm zu reisen. Ich habe
das Gefühl, dass wir Antworten auf unsere Fragen von ihm bekommen“, flüsterte
Thalon scharf. „Ja, da hast du recht“, war die kurze Antwort von Lewia. Aus irgendeinem
Grund bereitete das, was Lewia gesagt hatte, so seltsam es auch klang, Thalon
Angst, denn aus demselben Grund, aus dem er die Angst verspürte, glaubte er
ihren Worten auch. Kurz bevor er weiter
mit Lewia darüber reden wollte, hörte Thalon auf einmal schwere Schritte, die
immer näher kamen. Den Schritten folgten dumpfe Stimmen, die sich unterhielten.
Den Geräuschen nach zu urteilen, waren es mindestens drei bis vier schwer
gepanzerte Soldaten, die gerade durch das Dorf schritten. Thalons Herz klopfte
und Lewia hielt den Atem an. Keiner von beiden wagte es, auch nur einen
weiteren Laut von sich zu geben, solange die Geräusche anhielten. Immer näher
kamen die schweren Schritte, bis sie auf einmal verstummten. Thalon glaubte,
man könne seinen Herzschlag bis nach draußen hören. „Könnte das die Gefahr
sein, vor die uns das Siegel warnen will?“, hauchte Thalon mit kratziger Stimme
und so leise, wie er nur konnte. Lewia nickte stumm. Auch ihr Herz raste
angesichts des Schreckens. Mit einem Mal war es vollkommen still. Kein Laut
drang mehr an
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