Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
länger her geritten waren, mündete in einen, durch die Sonnenstrahlen
glitzernden und schillernden, See. Direkt an das Gewässer grenzte eine schroffe
Felswand, die sich wie eine Mauer noch weiter nach links und rechts entlang zog
und haushoch gen Himmel ragte. Um den See herum waren vereinzelte Hügel, auf
denen kleine Bäumchen wuchsen, dessen schmackhaft aussehende Früchte für Thalon
vollkommen unbekannt waren. Sofort machte er sich daran, die seltsam geformten
Erträge des Baumes zu pflücken. Genüsslich biss er hinein und schmeckte das
kühle und wässrige Fruchtfleisch, welches zugleich auch seinen Durst stillte.
Die Frucht schmeckte süßlich und erinnerte ihn an die Birnen, die auf einigen
Bäumen der Bauern in Weltenbrücke wuchsen. Nachdem auch Lewia von der Frucht
probiert hatte, schlug Thalon vor, in dem See zu baden, um der starken Hitze zu
entgehen. Auf eine Antwort wartend schaute er in das stutzig dreinblickende Gesicht
von Lewia, die mit einem Finger auf sich zeigte, um ihm klarzumachen, welchem
Geschlecht sie angehörte. Doch nur kurz darauf stimmte sie zu, was daran lag,
dass sie die Wärme nicht länger ertragen konnte. Langsam knöpfte Lewia ihr
Oberteil auf, bis sie Thalon einen kritischen Blick zuwarf. Dieser verstand
sofort, erröte ein wenig und drehte sich zur Seite. Er betrachtete den Baum vor
sich und fuhr mit seiner Hand über die raue Oberfläche der Rinde. Nach kurzer
Zeit hörte er ein leises Plätschern und wendete seinen Kopf ein winziges
Stückchen, sodass er Lewia sehen konnte. Sie war bereits bis über die Hüfte im
Wasser und hatte Thalon den nackten Rücken zugekehrt. Für einen kurzen
Augenblick war der Ansatz ihrer wohlgeformten Brust von der Seite zu erkennen.
Ein leichtes Kribbeln machte sich in seinem Bauch breit. Da es ihm peinlich
gewesen wäre, erwischt zu werden, wie er Blicke auf sie warf, drehte er den
Kopf schnell wieder zur Seite und starrte erneut den Baum an. Schließlich hörte
er Lewia, die ihn mit einladender Stimme aufforderte, ebenfalls in das Wasser
zu kommen. Nickend kam er an den Rand des Sees, an dem auch die Kleider von
Lewia lagen. Er betrachtete das fransige Oberteil, die enge Hose, die
zuvor ihre schlanken Beine graziös betont hatte, und das kurze Stoffhöschen, sowie
das weißliche Hemdchen. Daneben standen Lewias lederne Schuhe, an denen
kleine goldene Riemchen befestigt waren. „Kommst du noch rein oder hab ich den
See für mich allein?“, rief sie und grinste ihm frech entgegen. Dann tauchte
sie unter wobei ihre nackten Beine für einen Moment aus dem Wasser ragten. Kurz
darauf war ihr Kopf wieder außerhalb des Wassers. Mit ausladenden Armbewegungen
schwamm sie weiter auf die Felswand zu, da diese einen Teil des Sees mit wohltuendem
Schatten überdeckte. Mittlerweile hatte auch Thalon seine wenigen Kleider
abgelegt und sprang nun, von einem lauten Platschen begleitet, wie ein Kind in
das Wasser hinein, welches nun kühl mit seiner Haut in Berührung trat. Sofort
spürte er, wie die unsägliche Hitze schwand. So ließ es sich aushalten. Schnell
schwamm er auf Lewia zu, die in der Nähe der Felswand auf ihn wartete. Es war
das erste Mal, dass Thalon mit einem Mädchen schwamm, aber merkwürdigerweise
machte es ihm nichts aus und auch Lewia schien es nicht im Geringsten zu
stören. Außerdem war das Wasser nicht allzu klar, sodass man nicht viel vom
anderen sehen konnte. Sie alberten herum, indem sie sich mit Wasser bespritzen.
Für einen Moment lang konnten die beiden die Ereignisse der letzten Tage
vergessen und die schönen Momente genießen. Thalon hatte das Gefühl, alles wäre
wieder so, wie vor einigen Tagen, als sein Leben noch völlig unscheinbar
wirkte. Als es keine Probleme gab und alles seinen geregelten Ablauf hatte.
Lange wurden ihm diese Gedankenschwärmereien allerdings nicht gewährt, denn
unausweichlich wurde er von der bitteren Realität wieder eingeholt, denn
plötzlich näherten sich Reiter dem See. „Verdammt! Die kommen direkt hier her.
Was wollen die von uns? Sind das etwa die Männer aus dem Dorf?“, rätselte
Thalon. Die Reiter, allesamt auf pechschwarzen Pferden sitzend, näherten sich
bedrohlich schnell. Ihre tiefen und blechernen Stimmen waren bereits zu hören.
Geistesgegenwärtig deutete Lewia auf eine fast unscheinbare Spalte in der
Felswand und schwamm darauf zu. Thalon verstand und folgte ihr umgehend. Die
Öffnung führte in eine kleine Höhle, die gerade mal so groß war, dass beide
aufrecht stehen
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