Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
schüttelte mit dem Kopf: „Sie sind
nicht die Bedrohung. Sie nicht!“
Kaum hatte Kardios den knappen Abschiedsbrief seines Schülers gelesen,
setzte er sich in seinem Zimmer hin und zündete sich seine Pfeife an. Immer
wieder überflog er die wenigen Zeilen, die Thalon in der Eile aufgeschrieben
hatte. Er konnte einfach nicht glauben, dass er einfach so verschwunden war.
Obwohl er sich Sorgen um seinen Schüler machte, der für ihn mehr wie ein Sohn
war, war er wütend auf ihn und vor allem wütend auf sich selbst. Er tadelte
sich, dass er es nicht vorausgesehen hatte und ertappte sich dabei, wie er sich
die schlimmsten Szenarien ausmalte, die Thalon zu stoßen könnten. Wieder
tadelte er sich, diesmal allerdings deswegen, dass er sich so seltsam verhielt.
„Kardios, du alter Hund, du hast es aber auch nicht leicht! Erst wird deine
Dienerin ermordet, die du sehr in dein sonst so kaltes Herz geschlossen
hattest, obwohl sie eigentlich in keiner Weise Gefühle in dir hätte auslösen
sollen und nun trauerst du deinem Schüler nach, der die Welt entdecken will. Du
wirst doch nicht etwa weibisch auf deine alten Tage?“ Er sprach zu sich selbst
und musste dabei lächeln. Es war ein ironisches Lächeln. „Das Leben hält auch
immer neue Überraschungen für einen bereit!“, sagte er wieder zu sich selbst.
Um auf andere Gedanken zu kommen, bereitete er sich auf das Treffen mit dem
König am nächsten Tag vor. Diese Tatsache kam ihm auch ganz recht, schließlich
konnte er so das vergessen, was ihn im Moment so sehr beschäftigte. Doch als er
dann schließlich wieder in den Thronsaal eintrat und sich dem König näherte,
erkannte er sofort, dass etwas nicht stimmte. Er kannte den alten weisen Mann,
der auf dem Thron saß einfach schon zu lange, als dass er nicht merken würde,
wenn etwas nicht in Ordnung ist. Nur wenn man genau hinsah, sah man ein paar
Sorgenfalten auf der Stirn des Herrschers, sah, dass die Augen glasig zu sein
schienen und Kardios glaubte sogar, er könnte erkennen, wie sich einige
Barthaare gekräuselt hätten seit ihrer letzten Begegnung. „Ah, Kardios! Ich bin
wie immer froh, Euch zu sehen“, begrüßte ihn Horald mit freundlicher Stimme und
zwang sich zu einem leichten Lächeln. Dann fuhr er fort: „Euch als mein
langjähriger Freund ist es sicherlich nicht entgangen, dass ich nicht in bester
Stimmung bin. Sicherlich wollt Ihr den Grund dafür erfahren und diesen sollt
Ihr auch erfahren, wenn Ihr das wünscht“ Kardios nickte stumm. „Das dachte ich
mir bereits. Die Räuber, die Ihr vor kurzem zur Strecke gebracht habt, besaßen
sehr eigenartige Waffen. Normale Wegelagerer und Gesetzlose haben einfache
Dolche, Knüppel oder schäbige Kurzschwerter, diese jedoch besaßen edle und
teure Schwerter, die eindeutig von den Gnomen gefertigt worden sind. Nun wissen
wir aber, dass die Gnome sich schon lange in die Berge im Hinterland, weit im
nördlichen Estharielgebirge zurück gezogen haben, nachdem unsere Vorfahren sie
vor langer Zeit vertrieben haben. Sie waren exzellente Waffenschmiede, ähnlich
wie die Twerge, aber dennoch kein Twerg kann solch perfekte Waffen schmieden.
Es liegt ein großer Unterschied in der Qualität einer Waffe, die von einem
Twerg gefertigt wurde und einer Waffe, die durch die Hand eines Gnomen
erschaffen wurde“ Er stand auf, ging in die Ecke des Raumes, in der ein kleines
Tischchen stand, auf dem eine der Klingen lag, wie sie die Räuber besaßen, die
Kardios zuvor getötet hatte. Er hielt sie Kardios hin und deutete ihm, diese
genau zu betrachten. „Alles an diesem Schwert ist perfekt. Von Knauf bis zur
Klingenspitze gibt es nichts, was nicht von dem Handwerk der Gnome zeugt. Wir
haben bereits den Gefangenen ausgefragt. Er konnte uns aber auch in keiner
Weise weiterhelfen. Er sagte nur, dass sie die Klingen von einem Karren gestohlen
haben, den ein fahrender Händler kurz aus den Augen gelassen hatte.
Leider hatte er scheinbar ein Gift getrunken, denn kurz darauf verstarb er.
Wir wissen nicht, ob er die Wahrheit gesagt hat, aber sicher ist, dass Waffen der
Gnome im Umlauf sind. Ich möchte Euch nun bitten, mit einigen ausgewählten
Männern in die Berge zu reisen, um den Gnomen einen Besuch abzustatten.“
Kardios hatte ohne etwas zu sagen zugehört, als der König allerdings mit seiner
Rede geendet hatte, konnte er sich eine Frage nicht verkneifen: „Ihr vermutet
doch etwas Größeres hinter der Sache, als nur einen Zufall, oder?“ Horald
lachte kurz. „Ihr kennt
Weitere Kostenlose Bücher